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Kundenansturm

Lange Schlangen auf dem Karlsruher Marktplatz begleiten das Ende des 9-Euro-Tickets

Wer am Mittwoch in der Karlsruher Innenstadt unterwegs war, rieb sich die Augen. Viele der Wartenden benötigten Monats- oder Studentenfahrkarten. Mehr als 30 Minuten dauerte es bei manchen.

Lange Warteschlange vor dem KVV-Kundenzentrum am Marktplatz.
Warten für Karten: Die Schlange vor dem KVV-Kundenzentrum zog sich quer über den Marktplatz bis zur Kaiserstraße. Foto: Birk Linhart

Die Warteschlange auf dem Marktplatz wächst und wächst. Trotz schlechten Wetters stehen Menschen von der Kaiserstraße und entlang der Pyramide bis zum KVV-Kundenzentrum im Weinbrennerhaus. Sie nehmen Wartezeiten von über 30 Minuten in Kauf, um sich eine Langzeitfahrkarte zu beschaffen. Begehrt sind in erster Linie Monatskarten und Studententickets.

Auf die Frage, warum sie diese nicht online oder am Automaten beziehen, nennen viele technische Gründe. Zwar sind manchen Älteren die Onlinetickets suspekt, überwiegend ist der Kauf der gewünschten Tickets allerdings nur vor Ort möglich, da manche Kunden Belege wie Studierendennachweise oder den Karlsruher Pass benötigen.

Ein weiterer Grund für die lange Schlange ist die an diesem Mittwoch geschlossene Verkaufsstelle am Hauptbahnhof, aber auch die Struktur des Verkaufes: Eine Frau aus Bruchsal berichtet, sie müsse nach Karlsruhe, um ihre Monatskarte zu kaufen.

Am Dienstag sei eine ihrer Bekannten erfolglos zwei Stunden für ihre Karte angestanden. Viele hatten auch auf eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets gehofft, die momentan noch in anderen Formen diskutiert wird. So werden von verschiedenen Politikern 49-Euro- und 69-Euro-Tickets mit den gleichen Bedingungen vorgeschlagen, ebenfalls das 365-Euro-Jahres- und ein 29-Euro-Regionalticket.

Ende des 9-Euro-Tickets ist teuer & schwierig

Kundin Claudia Grimm findet das Ende des 9-Euro-Tickets schade, besonders da ihr reguläres Monatsticket des KVV 90 Euro kostet. Vorschläge wie die momentan in der Politik diskutierten Tickets begrüßt sie, da sie für deutlich weniger Geld mehr ermöglichen.

Der Service scheint auch ein Problem zu sein, meint Jutta Debatin. Sie will eine Scoolcard für ihr Kind erwerben und zeigt ihre 33 versuchten Anrufe bei der KVV-Hotline von Dienstag.

Auch hat das 9-Euro-Ticket eine soziale Dimension, die Heidrun Megerle aufwirft. Sie selbst kauft eine Wochenkarte, aber merkt an, dass gerade in Zeiten von steigenden Preisen und Preiserhöhungen ein 49-Euro-Ticket gerade für von Armut bedrohte Menschen schon zu teuer sein könnte.

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Der bereits erwähnte Karlsruher Pass, der für einkommensschwache Personen auch KVV-Tickets vergünstigen kann, hilft bei den steigenden Preisen. Allerdings muss er zum Erwerb von Monatskarten vorgelegt werden, was nur an bestimmten Verkaufsstellen möglich ist.

Studenten müssen zur KVV-Verkaufsstelle

Studenten geht es nicht unbedingt besser. Jonas Schneider braucht ein Studententicket, obwohl er nur für die nächsten drei Monate in Karlsruhe ist. Für ihn klappte es nicht online, und der Preis von 173,80 Euro ist für ihn immer noch besser als einzelne Monatstickets.

Eine Fortführung eines bundesweiten Tickets ist für ihn besonders interessant, da er es auch in Düsseldorf nutzen könnte. Markus Müller will ebenfalls ein Studententicket erwerben. Als Student machte er Erfahrung mit dem 9-Euro-Ticket, da für Studenten ein Teil der Kosten zurückerstattet wurde und das Studententicket als 9-Euro-Ticket funktionierte. Als Nachfolgemodell findet er das 365-Euro-Angebot besonders interessant, da es für wenig mehr Geld mehr bietet. Das Regionalticket hält er für nicht sinnvoll, der bundesweite Nahverkehr wäre für ihn interessant.

Laut KVV-Pressesprecher Nicolas Lutterbach sind die Wartezeiten am Mittwoch vielfach begründet. Zum einen gebe es Personalengpässe, die zu der Schließung des Kundenzentrums am Hauptbahnhof führten, zum anderen sei es auch saisonal bedingt, da viele Studenten und Schüler ihre jeweiligen Karten neu beantragen.

Eine zusätzliche Dimension sei fehlgeleitete Kritik über das Ende des 9-Euro-Tickets, das Bundessache ist, und die zeitintensive Beratung von ukrainischen Geflüchteten über den ÖPNV. Lutterbach empfiehlt die Verkaufsstelle in der Durlacher Allee, die heute ohne große Wartezeiten funktionierte und schnell vom Marktplatz aus erreichbar ist.

Ein ukrainischer Mann berichtet am Ende seines Wartens, dass er nur 20 Minuten anstehen musste – eine Rekordzeit unter diesen Bedingungen.

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