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Für den Kinderschutz

Vom Praktikum ins Ehrenamt: Was Eva Postweiler als Umgangsbegleiterin in Karlsruhe macht

Manchmal erschreckt Eva Postweiler, wie weit Menschen gehen können, wenn Beziehungen zerbrechen. Warum sie als Ehrenamtliche beim Kinderschutzbund Karlsruhe immer auf der Seite der Kinder steht.

Eva Postweiler steht im Zimmer, das der Kinderschutzbund für den Begleiteten Umgang eingerichtet hat.
Bleibt im Hintergrund: Eva Postweiler ist ehrenamtliche Umgangsbetreuerin beim Kinderschutzbund Karlsruhe, nachdem sie dort zuvor ein Praktikum absolviert hat. Foto: Jörg Donecker

Fröhlich und einladend wirkt der Raum: In der Ecke steht eine kleine Küche aus Holz, auf dem orangefarbenen Sofa sitzen Kuscheltiere, und ein Tischkicker in Pink lädt zum Spielen ein.

Der Grund, warum sich hier Kinder mit einem von der Familie getrennt lebenden Elternteil treffen, ist aber kein fröhlicher. Der Kinderschutzbund Karlsruhe bietet ihnen in der Kriegsstraße einen geschützten Raum für einen begleiteten Umgang, den zuvor das Jugendamt oder ein Familiengericht angeordnet hat.

Denn Kinder haben das Recht auf den Umgang mit beiden Elternteilen. Doch bei vielen getrennt lebenden Eltern scheitert es an der Umsetzung und Organisation des Umgangs, denn oft sind die Ex-Partner zerstritten, oder es gibt zusätzliche Belastungen wie Sucht- und psychische Erkrankungen.

Bei den Begegnungen mit dabei ist immer ein Umgangsbegleiter. Eine von den 14 Ehrenamtlichen beim Kinderschutzbund ist Eva Postweiler. Die Studentin der Pädagogik der Kindheit hat von März bis September ein Praktikum beim Kinderschutzbund absolviert.

„Das war tatsächlich meine Wunschstelle“, erzählt sie. Sie habe die verschiedenen Fachbereiche kennengelernt, mit anderen Praktikanten den Jahresempfang im Sommer organisiert und das Elterncafé unterstützt und ausgebaut.

Ausbildung in Karlsruhe erfordert rund 60 Stunden

Auch in den begleiteten Umgang hat sie „reingeschnuppert“. „Ich hatte vorher noch nie davon gehört“, sagt sie, „und es hat mich neugierig gemacht.“ Deswegen entschloss sie sich, parallel zu ihrem Praktikum die Ausbildung beim Landesverband des Kinderschutzbundes zur Umgangsbegleiterin zu machen.

Als recht „aufwendig“ beschreibt sie die Ausbildung. Rund 60 Stunden müssten dafür investiert werden. Sie sei aber fundiert, sodass die Ehrenamtlichen, die keinen pädagogischen Hintergrund hätten, auf ihre Arbeit gut vorbereitet würden.

Wenn der Umgang gut funktioniert, bleibt der Begleiter im Hintergrund.
Kornelia Romer, Fachbereichsleiterin

Zur Ausbildung gehört auch die Praxis. So hospitieren die angehenden Begleiter bei erfahrenen Kollegen. 14 Umgangsbegleiter zählte der Kinderschutzbund Karlsruhe Anfang 2022. Im Moment fehlen zwei bis drei neue Ehrenamtliche.

„Wir wären dankbar für männliche Interessenten, und Ehrenamtliche, die eine weitere Fremdsprache sprechen“, sagt Fachbereichsleiterin Kornelia Romer. Denn es sei wichtig, mitzubekommen, was die Eltern sprechen. Keiner der Elternteile dürfte schlecht über den anderen reden oder das Kind beeinflussen.

„Wenn der Umgang gut funktioniert, bleibt der Begleiter im Hintergrund“, erklärt Romer. Erst, wenn Regeln gebrochen würden, müsste der Begleiter einschreiten. „Wir versuchen, uns nicht auf die Seite eines Elternteils zu schlagen, sondern sind immer auf der Seite des Kindes“, sagt die Sozialpädagogin.

Umgangsbegleiter sollten neutrale Beobachter sein

Eltern, die mit ihren Kindern spielen – das ist eigentlich eine alltägliche Situation. „Aber im begleiteten Umgang ist gar nichts daran normal“, beschreibt Postweiler ihre Arbeit. Denn es sei eine der letzten Möglichkeiten für das Kind, beide Elternteile zu sehen. „Vorab war da schon viel im Hintergrund, Streit, aber auch Gewalt“, sagt sie.

Manchmal bin ich erschrocken bis entsetzt, wie weit Menschen gehen können.
Eva Postweiler, Umgangsbegleiterin

Wichtig sei, dass der Umgangsbegleiter immer in einer wertneutralen Beobachterrolle bleibe. Das ist nicht immer einfach. „Manchmal bin ich erschrocken bis entsetzt, wie weit Menschen gehen können, wenn Beziehungen zerbrechen“, sagt Eva Postweiler.

Ziel sei es deshalb, dass die Eltern während des begleiteten Umgangs wieder lernen könnten, Verantwortung als Eltern zu übernehmen, und nicht in der Paar-Rolle verhaftet blieben. „Der begleitete Umgang ist keine Dauerschleife“, stellt Romer klar. Nach etwa einem halben Jahr sollten die Eltern den Umgang wieder selbst regeln können.

In dieser Zeit ist auch der Begleiter gefragt. „Das Ehrenamt ist gut dosierbar“, erklärt Postweiler, die das Ehrenamt auch während ihres Studiums weiter ausüben wird. Zwei bis drei Stunden dauert ein begleiteter Umgang, der in der Regel alle 14 Tage stattfindet. Zehn Treffen entfallen durchschnittlich auf eine Familie. Hinzu kommen abwechselnd einmal im Monat eine Teamsitzung und eine Supervision.

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