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Hoffnung auf Friedensdeal

Israelin spricht in Karlsruhe über ihren von der Hamas entführten Vater

Shay Benjamin trägt ein T-Shirt mit dem Bild ihres Vaters, der seit dem 7. Oktober 2023 vermisst wird. Vor der Jüdischen Kultusgemeinde in Karlsruhe erzählt sie ihre bewegende Geschichte und kämpft gegen das Vergessen.

Vortrag Shay Benjamin über Ihren von der Hamas entührten Vater.
Shay Benjamin hält ihren Vortrag nicht nur in der Jüdischen Kultusgemeinde, sondern weltweit und vor bekannten Persönlichkeiten wie Hillary Clinton. Foto: Jörg Donecker

Es geht ihr nicht um die ganz große Politik. Es geht ihr um das Leben ihres Vaters. Shay Benjamin weiß nicht, ob er noch lebt und wie er leben muss. Sie trägt ein T-Shirt mit einem Foto ihres Vaters.

Dieses wurde 10 Minuten vor dem Zeitpunkt aufgenommen, an dem er verschwand. Und seither ist nichts mehr im Leben der jungen Frau, wie es war.

Seither hat sie eine Mission, die auch den Namen des Forums trägt, das sie unterstützt: „Bring them home“ – Bringt sie nach Hause. 

Schicksal der Geiseln bewegt Karlsruhe

Shay Benjamin ist Israelin, sie ist 25 Jahre alt und sie lebt seit dem 7. Oktober 2023 in einem Albtraum. In ihrem Vortrag, den sie auf Einladung der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe hielt, schilderte sie auf Englisch – ihre Worte wurden übersetzt –, wie es zu diesem Albtraum kam und wie sie versucht, damit weiterzuexistieren. Und wie sie auf einen Friedensdeal hofft, der alle nach Hause bringt.

Ron Benjamin, ihr 53-jähriger Vater, hatte damals das Auto stehen lassen und befand sich auf einem kleinen Fahrradausflug. Seine letzte Sprachnachricht von diesem Ausflug, die Shay Benjamin im voll besetzten Saal der Jüdischen Gemeinde abspielte, ließ nichts Gutes ahnen, denn es war die Rede von Bomben und Raketengeräuschen.

Er sehe zu, dass er heimkomme, so der Israeli damals, der in Rehovot unweit von Tel Aviv zu Hause ist. Das war das Letzte, dass seine Familie von ihm gehört hatte. 57 Tage lang wussten sie gar nichts über sein Schicksal. Dann war klar: Er ist eine Geisel. Im später aufgefundenen Auto waren Einschusslöcher sowie Blutspuren gefunden worden. „Aber keine Leiche“, berichtete die zierliche junge Frau auf der Bühne und es klingt tapfer.

Shay Benjamin spricht überall auf der Welt

Im persönlichen Gespräch aber spürt man, wie viel Überwindung es sie kosten muss, immer wieder öffentlich, unter anderem in Los Angeles und New York, aber auch in deutschen Städten wie Bielefeld und Hamburg, über das Geschehen zu sprechen. Dafür zu werben, dass das Schicksal der 134 Geiseln, die sich noch in der Gewalt der Hamas befinden, nicht vergessen wird.

Sie hat unter anderem mit Hillary Clinton gesprochen, mit Vertretern der Vereinten Nationen, mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Doch, das betont sie, jeder Zuhörer ist ihr wichtig. Jeder Einzelne könne durch Gespräche und durch Botschaften in den Social-Media-Kanälen dafür sorgen, dass das Geschehene nicht im Alltag untergeht.

Wir hoffen, dass wir die Menschen mit dieser Botschaft erreichen.
Daniel Nemirovsky
Jüdische Kultusgemeinde

Daniel Nemirovsky, Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde, sagte: „Wir hoffen, dass wir die Menschen mit dieser Botschaft erreichen!“ und Amnon Seelig, Kantor der Jüdischen Gemeinde Mannheim, ergänzte: „Das Grauen bekommt durch Shay ein Gesicht und ist nicht mehr anonym.“

Im Vortragssaal der Jüdischen Gemeinde war Ron Benjamin jedenfalls nicht vergessen. Sein Bildnis stand auf einem Stuhl auf der Bühne. „Ron ist hier!“, sagte die Vorsitzende, Solange Rosenberg. Shay Benjamin, deren Leben stillsteht, die nicht an Hochzeit oder eigene Familie denken mag, braucht dieses Bild nicht.

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