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Hugo-Häring-Auszeichnung

Jury findet zehn schöne Häuser in Stadt und Landkreis Karlsruhe

Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten hat zehn Hugo-Häring-Auszeichnungen in Stadt und Landkreis Karlsruhe vergeben. Das ist der älteste und wichtigste Architekturpreis in Baden-Württemberg.

Jury Hugo Häring Auszeichnung
Die Preisrichter des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten waren zwei Tage lang auf der Suche nach schönen Häusern unterwegs. Klaus Elliger, Vorsitzender Florian Burgstaller, Ruth Scheurer und Michael Ragaller (von links). Foto: Ulrich Coenen

Die Suche nach einem schönen Geschosswohnungsbau war vergeblich. Dabei ist gerade diese Bauaufgabe in Zeiten der Wohnungsnot wichtig. Insgesamt zehn Objekte hat der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) in Stadt und Landkreis Karlsruhe mit der Hugo-Häring-Auszeichnung prämiert.

Das ist der älteste und wichtigste Architekturpreis in Baden-Württemberg. Ein Geschosswohnungsbau ist allerdings nicht dabei, obwohl die Preisrichter alle eingereichten Geschosswohnungsbauten besucht haben, immer in der Hoffnung, einen besonderen zu finden. Der Wunsch, ein gutes Beispiel dieser vielleicht wichtigsten Bauaufgabe der Gegenwart zu prämieren, war groß.

Doch der Reihe nach: Der BDA-Kreisverband Karlsruhe hatte die Architekten Ruth Scheurer (Freiburg), Michael Ragaller (Stuttgart), Florian Burgstaller (München) und Klaus Elliger (Karlsruhe) sowie einen BNN-Redakteur in die Jury berufen. Diese wählte in ihrer Vorbesprechung im Architekturschaufenster in Karlsruhe Burgstaller, Professor für Entwerfen im Bestand an der Hochschule Karlsruhe, zu ihrem Vorsitzenden. Architekten und Bauherren hatten insgesamt 51 Gebäude, vom Einfamilienhaus über den Gewerbebau bis zum Kindergarten, für den Wettbewerb eingereicht.

Die große Beteiligung stellt Jurys grundsätzlich vor ein Dilemma. Zwei Arbeitstage reichen nicht, um 51 Gebäude zu besichtigen, also muss mit Hilfe von Fotos und Plänen eine Vorauswahl getroffen werden. Das ist schwierig, denn Architektur ist dreidimensional. Nach einer dreistündigen Sitzung im Architekturschaufenster und der Entscheidung für 18 Objekte in der engeren Wahl stiegen die Juroren für ihre Rundreise in einen Kleinbus.

Zwei Tage im Kleinbus unterwegs

Der BDA-Kreisverband ist familiär. Der stellvertretende Kreisvorsitzende Jens Mergenthaler und Gerd Gassmann fuhren als ortskundige Begleiter mit. Den Kleinbus steuerte Adrian Seiler, der Sohn der Kreisvorsitzenden Caroline Reich.

Gassmann und Mergenthaler telefonierten unterwegs fast pausenlos mit den Smartphones, um die Jury bei den jeweiligen Hausherren anzukündigen. Solche Besichtigungen sind übrigens durchaus sportlich. An beiden Tagen zeigte die Fitness-App des BNN-Redakteurs mehr als acht Kilometer Fußweg an.

Und was ist nun mit dem Geschosswohnungsbau? Die Objekte in der engeren Wahl gefielen der Jury nicht, so holte sie Objekte, die eigentlich in der Vorrunde ausgeschieden wurden, wieder in den Wettbewerb zurück. Deren Besichtigung kostete viel Zeit und war vergeblich.

Das Niveau der eingereichten Arbeiten war hoch.
Florian Burgstaller
Vorsitzender Preisgericht

Am Ende konstatiert der Vorsitzende Florian Burgstaller ein wenig ernüchtert: „Trotz der relativ hohen Zahl der Einreichungen bei diesem Gebäudetyp haben wir kein Objekt gefunden, das wir für auszeichnungswürdig halten. Die fehlende Qualität mag auch mit dem hohen Kostendruck bei dieser Bauaufgabe zusammenhängen.“

Insgesamt zieht Burgstaller aber ein positives Fazit: „Das Niveau der eingereichten Arbeiten ist hoch und in den Typologien differenziert. Es sind sehr unterschiedliche Aufgaben dabei.“

Der Architektur-Professor stellt fest, dass sakrale Bauaufgaben inzwischen zahlenmäßig kaum noch eine Rolle spielen. Ein wenig überraschend fand er die hohe Zahl der eingereichten Neubauten, obwohl Bauen im Bestand aus Gründen des Klimaschutzes immer wichtiger wird. In jedem Bauwerk schlummert sehr viel Graue Energie, die durch Abrisse und Neubauten verloren geht und die Umwelt belastet. (Graue Energie nennt man die Energie, die bei Herstellung und Entsorgung von Produkten anfällt.) „Allerdings waren gerade bei den Umbauten einige interessante und hochkarätige Projekte“, freut sich Burgstaller.

Am Ende der zweitägigen Rundreise mit intensiven Diskussionen über die Qualität der Architektur vor Ort und im Kleinbus endete die Fahrt wieder im Architekturschaufenster. Dort fand die zweistündige Abschlussbesprechung statt, bei der die endgültige Entscheidung für die zehn Preisträger fiel, davon sieben in Karlsruhe und drei im Landkreis. Klimaschonendes Bauen im Bestand wurde dreimal ausgezeichnet. Zwei Preise gingen an Kindertagesstätten in Karlsruhe und Ettlingen. Prominenteste Gewinner sind die sieben Karlsruher U-Bahn-Stationen und die Karlsruher Hauptfeuerwehrwache.

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