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141 Betten

Karlsruhe mietet ein komplettes Hotel für Flüchtlinge an

Karlsruhe stellt sich auf eine wachsende Zahl von Asylsuchenden ein. Deshalb werden nun neue Plätze zur Unterbringung organisiert.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sitzen an einem Tisch.
Immer wieder flüchten Minderjährige ohne die Begleitung ihrer Eltern nach Deutschland. Die Zahl dieser Neuankömmlinge steigt. Foto: Uli Deck/dpa

Die Stadt Karlsruhe bereitet sich auf die Unterbringung weiterer Flüchtlinge vor. Dazu wird für ein Jahr ein Hotel in der Ebertstraße komplett angemietet. Der Gemeinderat gab dazu am Dienstag grünes Licht – auch für die Gesamtmietkosten von mehr als 1,2 Millionen Euro. Allerdings werden die Kosten zeitversetzt vom Land erstattet.

In dem Gebäude in der Ebertstraße werden schon jetzt 34 Betten von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden – UMA genannt – genutzt.

Doch absehbar müssen mehr Plätze geschaffen werden, heißt es bei der Stadtverwaltung. Die schreibt in der Vorlage zur Gemeinderatssitzung: „Die Vermieterin benötigt im Rahmen der vorgesehenen Anmietung und aufgrund der dynamischen Gesamtsituation Planungssicherheit. Daher wird die Anmietung des kompletten Gebäudes als Voraussetzung für eine Vereinbarung gesehen.“

Immer mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Konkret geht es um 141 Betten. Diese sollen den UMA, aber auch wohnungslosen Menschen und Schutzsuchenden aus der Ukraine zur Verfügung stehen.

Die Stadt spricht von einem moderaten Anstieg bei Menschen, die wegen Obdachlosigkeit untergebracht werden. Aus der Ukraine gebe es einen „kontinuierlichen Zuzug“. Bei den UMA geht wie im ganzen Land die Kurve steil nach oben: Die Zahl wird sich der Prognose zufolge in diesem Jahr im Vergleich zu 2021 fast versechsfachen.

Jonas Nees leitet bei der Stadt den Fachbereich Jugendhilfe und Soziale Dienste. Deren Mitarbeiter kommen regelmäßig zu Altersschätzungen in die Landeserstaufnahme.

2021 wurde so 311 Mal versucht, das Alter zu ermitteln. Vergangenes Jahr gab es 792 Fälle. Dieses Jahr rechnet Nees mit etwa 1.750 Altersschätzungen.

Karlsruhe unterzeichnet Brandbrief

Die UMA bleiben im Schnitt fünf Wochen in Karlsruhe in der vorläufigen Inobhutnahme. Danach werden sie auf andere Stadt- und Landkreise auch außerhalb Baden-Württembergs verteilt. Karlsruhe schickte in der Sache schon im September zusammen mit weiteren Großstädten – darunter Freiburg und Mannheim – einen Brandbrief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Es war die Rede vom Erreichen der Kapazitätsgrenzen und der deshalb nötigen Unterbringung von Jugendlichen in Zelten oder Turnhallen.

Auf diese Art der Versorgung will Karlsruhe verzichten, wie Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD) mehrfach betonte. In seiner Rolle als Städtetagspräsident hatte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) einen anderen Ansatz ins Spiel gebracht: Denkbar wäre aus seiner Sicht, dass man die Altersgrenzen etwas verschiebe und Minderjährige schon ab 16 Jahren in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen dürfe.

Mehr als 100.000 Euro Miete pro Monat

In der Immobilie in der Eberstraße fallen den Angaben der Stadt zufolge 24 Euro pro Nacht und Bett an. Bei 141 Betten kommen pro Monat 101.520 Euro zusammen.

Darin enthalten sind unter anderem Kosten für Reinigung, Wäschewechsel und das Ausstatten der einzelnen Stockwerke mit Küchen und Waschmaschinen. „Eine Alternative hinsichtlich Größe und Preissegment zur Eberstraße ist momentan nicht verfügbar“, betont die Stadtverwaltung.

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