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Nachhaltiges Reisen

Karlsruher Alpenverein lotst Naturfreunde umweltschonend in die Berge

Schnell in die Berge zum Wandern oder Klettern? Und das, ohne dem Klima und der Umwelt zu schaden? Der Karlsruher Alpenverein bahnt Naturfreunden per ÖPNV den Weg in die Berge.

Am 4. März 2022 trinken Marla und Hendrik vor der Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins (DAV) Karlsruhe beim Fächerbad in der Sonne einen Kaffee.
Die Halle des Alpenvereins in der Waldstadt ist wie für Marla und Hendrik eine zentrale Adresse für Kletterer und Bergfreunde in und um Karlsruhe. Foto: Jörg Donecker

Die Tour zum gut 2.400 Meter hohen Hasenflüeli beim Bergsteigerdorf St. Antönien in der Schweiz hat dem Karlsruher Skitourengeher Erik Müller kürzlich viel Freude gemacht. Auch die Girenspitz war noch drin beim Wochenendausflug ins Rätikon. Dabei ging es für Müller und zwei weitere Bergfreunde erst am Freitagmittag los – am Hauptbahnhof Karlsruhe, mit dem Zug.

Aktiver Bergsport sei ohne Mobilität kaum möglich, sagt Oliver Schrör, der Vereinsmanager der Karlsruher Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV). Mit dem Fahrrad ist vielleicht die Kletterhalle erreichbar. Das umweltfreundliche Verkehrsmittel ist aber oft schon beim Tagesausflug in die Umgebung aus dem Rennen oder spätestens bei Fahrten in die Alpen oder andere Gebirge der Welt.

Selbstkritisch sagt Schrör: „Wir Menschen, die Bergsport ausüben, sind häufig überdurchschnittlich mobil und meistens auch mit dem nicht so umweltfreundlichen Auto unterwegs.“

Nachhaltigkeit beim Reisen hat sich deshalb der Alpenverein, der in Karlsruhe zu den drei mitgliederstärksten Clubs gehört, gezielt auf die Agenda gesetzt. Eine eigene Arbeitsgruppe „Nachhaltige Mobilität“ will dazu beitragen, den Verkehr rund um den Bergsport in umweltgerechtere Bahnen zu lenken.

Das hat auch mit der Naturverbundenheit der Vereinsmitglieder zu tun. Die Arbeitsgruppe umwirbt Wanderer mit oder ohne Schneeschuh-Faible, Loipengeher und Kletterer mit einer Vision: „Es wäre doch ein Traum, den Westweg ohne den Lärm der Schwarzwaldhochstraße genießen zu können oder an den Drei Felsen in der Pfalz Vogelgezwitscher zu hören statt das Heulen der Motoren auf der B10.“ Schrör sagt: „Nachhaltigkeit gehört zur DNA des Alpenvereins.“

Die zahlreichen Gruppen des Vereins verreisen in der Regel in den Neunsitzern des Carsharing-Anbieters Stadtmobil. Zu Kursen im Schwarzwald geht es möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sonst ebenfalls mit Stadtmobil-Fahrzeugen. Erstmals komplett mit der Bahn findet dieses Jahr die Sektionsfahrt des Vereins zur eigenen Langtalereck-Hütte im Ötztal statt.

Erik Müller kennt eine Handvoll Gleichgesinnter, die wie er regelmäßig zum Klettern an den Battert, das Felsmassiv über Baden-Baden, radeln. Auch andere Ziele im Schwarzwald und in der Pfalz steuern Bergsportler aus Karlsruhe mit der Bahn und dem Fahrrad an statt mit dem Auto.

Anreise per ÖPNV schmälert Tourenauswahl

Eine nachhaltige Anreise zur Gebirgstour gelingt, wenn sich per Schiene oder Linienbus der Ausgangspunkt erreichen lässt. Das schmälert die Auswahl allerdings erheblich. Außerdem spielen die verfügbare Zeit und die Entfernung eine Rolle: Geht es für ein kurzes Wochenende oder für mehrere Tage in die Alpen? Wie viel Zeit braucht der Weg zum Ausgangspunkt und wie viel bleibt fürs Wandern, Klettern oder die Skitour?

„Wenn ich für einen einwöchigen Bergaufenthalt die Strecke von Karlsruhe nach Kandersteg zurücklege“, erklärt Schrör, „ist der Fußabdruck für die Tour ein anderer, als wenn ich dort mehrere Wochenendtouren mache.“

Um diesem Gedanken zur Umsetzung zu verhelfen, bieten die Vereinsaktiven via Internet nützliche Informationen zur Fahrtenplanung mit Bus und Bahn. Besonders ergiebig ist eine Zusammenstellung unter dem Titel „Mach’s einfach: Mit der Bahn ins Gebirge“, die Jens Friemel Anfang 2020 erarbeitet hat. Sie bietet Karlsruher Tourengehern mit alpinen Zielen eine gute Grundlage für die konkrete Recherche zur Reisevorbereitung.

Attraktive Ziele des Bergsports, die von Karlsruhe aus gut mit Bus und Bahn oder Fahrrad erreichbar sind, listen die vereinseigenen Nachhaltigkeitsförderer ebenfalls auf ihrer Plattform im Internet auf. Das Angebot ist auf Zuwachs angelegt. Das ist auch nötig: Bisher finden sich dort nur die Orgelfelsen im Murgtal, ein Kletterfels in der Pfalz und eine Wanderung an der Hornisgrinde.

Zahl der umweltfreundlichen Ziele ausbaufähig

Die vorerst magere Bilanz spiegelt die Realität. Die DAV-Gruppe fordert konsequenterweise, das Angebot an Reiseverbindungen zu interessanten Bergsportzielen zu verbessern. Daneben hat sie ein Ziel, das sie aus eigener Kraft erreichen will: Bei Veranstaltungen, ob privat oder von der Sektion, soll der Anteil an Fahrten ohne Auto deutlich steigen.

Das wird nicht einfach: Schon jetzt laufen die meisten geführten Wanderungen des Karlsruher Alpenvereins mit Bahnanfahrt. Erik Müller ist ebenfalls längst dabei. Zu seinem letzten Ausbildungskurs, den er vor Corona für Schneeschuhgeher in St. Antönien organisierte, ging es umweltverträglich per Zug.

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