Er war ein Karlsruher Kind, ertüftelte eine Sensation namens Automobil – und legte den Grundstein für das weltbekannte Unternehmen Mercedes-Benz: der Ingenieur Carl Friedrich Benz. Am 4. April 1929 starb der badische Technikpionier, rund 93 Jahre später hat ihn nun eine US-amerikanische Ruhmeshalle aufgenommen.
Die „National Inventors Hall of Fame“ würdigt das Lebenswerk von Benz. Die Erfindung seines dreirädrigen Motorwagens mache ihn zu einer der Schlüsselfiguren für den Aufstieg des Automobils zum entscheidenden Transportmittel der heutigen Zeit, heißt es in der Begründung.
Auch die Karlsruher Elite-Universität des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) jubelt über die Auszeichnung in den USA. „Es ist zwar nicht die Rock and Roll Hall of Fame, rockt aber trotzdem“, schreibt das KIT locker-flapsig in einer Social-Media-Mitteilung. Die Uni hat einen speziellen Grund, stolz auf den Carl Benz zu sein.
Am KIT-Vorläufer studierte Benz Maschinenbau
„Seine Geschichte ist eng mit der zweier Vorgängereinrichtungen des KIT verbunden“, erklärt die Karlsruher Ingenieursschmiede: An der Polytechnischen Schule studierte Benz von 1860 bis 1864 bei Ferdinand Redtenbacher Maschinenbau, und die Technische Hochschule (TH) Karlsruhe verlieh dem Erfinder 1914 die Ehrendoktorwürde.
„Carl Benz’ Patent-Motorwagen Nummer 1 gilt als erstes modernes Automobil“, betont das KIT. Im Ehrenhof der Uni gibt es seit 2007 auch eine Gedenktafel für den Autopionier, der am Polytechnikum einst sein Rüstzeug für die einzigartige Karriere erhielt.
Als Kind erlebte der Karlsruher Erfinder bittere Armut
Die US-Organisation der „Inventors Hall of Fame“ ehrt Ingenieure und Erfinder, die sich bedeutende Technologien patentieren ließen. Sie erinnert in der Veröffentlichung über Benz an dessen harte Kindheit im Karlsruher Stadtteil Mühlburg. „Seine Familie erlebte große Not“, heißt es. Denn Benz war knapp zwei Jahre alt, als sein Vater, der Lokomotivführer Johann Georg Benz, starb.
Interessanterweise nennt die Ruhmeshalle einen Eisenbahn-Unfall als Todesursache. Allgemein gilt eine Lungenentzündung als Grund für den frühen Tod. Jedenfalls würdigt die Erfinder-Ruhmeshalle, dass Mutter Josephine, eine Dienstmagd, ihrem Sohn trotz aller Not zu einer guten Schulbildung verhalf.
Ehefrau Bertha Benz wagte die erste große Ausfahrt
Seinen unternehmerischen Erfolg erlebte Benz nicht in seiner Heimat- und Studienstadt Karlsruhe, sondern in Mannheim, wo er seine erste kleine Fabrik gründete – und später in Ladenburg. Allerdings erlebten Benz und seine Frau Bertha harte Gründerjahre. Scheitern schien damals durchaus wahrscheinlich. Seine merkwürdige „Kutsche ohne Pferde“ wurde von Zeitgenossen zunächst belächelt. Nur seine Ehefrau hielt zu dem anfangs verkannten Genie. „Tapfer und mutig hisste sie neue Segel der Hoffnung“, erinnerte er sich später.
Bertha Benz schrieb selbst Automobil-Geschichte: Sie unternahm im Sommer 1888 mit dem Patent-Motorwagen Nummer 3 die erste längere Fahrt mit einem Automobil: Sie packte ihre Söhne Eugen und Richard ein und fuhr von Mannheim nach Pforzheim und wieder zurück – und beeindruckte nicht nur Technikbegeisterte mit ihrem Draufgängertum.
Reparatur mit Haarnadel und Strumpfband
Die „Inventors Hall of Fame“ erinnert auch daran, dass die Ehefrau des Autobauers auf dieser legendären Fahrt eine Haarnadel und ein Strumpfband einsetzte, um den Wagen unterwegs zur reparieren.
Mit seinen Söhnen gründete Benz 1906 in Ladenburg ein neues Fahrzeugbau-Unternehmen – heute befindet sich dort das Automuseum. 1926 schließlich fusionierte die Firma Benz mit den Daimler-Motoren-Gesellschaft. Es war die Geburtsstunde für einen späteren Weltkonzern.