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Fastnachtsauftakt am Wochenende

Karlsruhes Narren bespielen zum Kampagnenstart einen Tag lang den Marktplatz

Ein Förderprogramm zur Belebung von Innenstädten und Karlsruhes Karnevalsgesellschaften bringen die Fastnacht in die Mitte der Stadt. Die organisierten Narren gestalten vier Stunden Programm.

Fastnachtswagen schieben sich durch Zuschauer zwischen der Pyramide auf dem Karlsruher Marktplatz und der evangelischen Stadtkirche.
Der Marktplatz in Narrenhand: Am Samstag, 11.11., machen Karlsruhes Fastnachter dort wieder Programm. Zuletzt hatten sie ihr buntes Brauchtum zwischen Pyramide und Stadtkirche beim Fastnachtsumzug auf neuer Strecke zelebriert. Foto: Jörg Donecker

Den Fastnachtern spielt in diesem Monat der Kalender in die Hände: Das närrische Datum 11.11. fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Karlsruhes organisierte Narren nutzen das. Der Festausschuss Karlsruher Fastnacht (FKF) bespielt die Mitte der Stadt zum Start der Fastnachtskampagne 2023/2024 so intensiv wie noch nie.

Eine Showbühne vor dem Rathaus, zehn große Karlsruher Karnevalsvereine mit Pavillons und Catering zwischen der Zähringer Straße und der Hebelstraße, dazu Programm ab 11.11 Uhr bis in den Nachmittag: Das hat es bisher nicht gegeben in Karlsruhe.

Fastnacht erhält Zuschüsse aus einem Bundesprogramm

Möglich wird es durch das städtische Projekt „City-Transformation“ mit Fördermitteln aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, informiert der FKF-Präsident Michael Maier.

Traditionsreiche Karnevalsclubs beteiligen sich am närrischen Auftakt der besonderen Art. Schwungvoll geht es auf dem Marktplatz um 12 Uhr los mit Guggenmusik der „Dodderdabber“ von der KG Ost. Dorthin ziehen die Narren zuvor ebenfalls mit Musik durch die Kaiserstraße von der traditionellen Narrentaufe um 11.11 Uhr am Narrenbrunnen auf dem Kronenplatz.

Um 12.11 Uhr beginnt der Rathaussturm mit der symbolischen Schlüsselübergabe an die Narren durch Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Danach folgt bis 16 Uhr ein buntes Bühnenprogramm.

Tanzmariechen reisen extra an

Mehr als 100 Kinder und Jugendliche gestalten das Programm mit. Tanzmariechen kommen auch von auswärts, informiert Jutta Hauswirth vom FKF. Aus Ettlingen und sogar aus Plankstadt reisen Aktive an. Auch die „Piraten“ aus Stutensee sind mit von der Partie.

Zwischen 12.30 und 16 Uhr präsentieren sich Kindertanzgruppen, Tanzgarden und Schautanzformationen. Auch musikalische Beiträge stehen auf dem Programm, unter anderem spielt die Europafanfare auf.

An Vereinsständen gibt es auch Veranstaltungstickets

Mit eigenen Infoständen auf dem Marktplatz vertreten sind die Jugend des FKF, die KG Fidelio, die KG Humoristika und die KG Badenia, der MCC aus Mühlburg und der RCC aus Rintheim, der Durlacher Elferrat Lyra sowie die Straßenbahner-StraBaKa.

Die Aktiven erzählen Wissenswertes über die Karlsruher Fastnachtsvereine und verkaufen Karten für die kommenden Karnevalsveranstaltungen. Für kleine Passanten bieten die Vereine Kinderschminken und eine Malaktion.

Wir wollen die Fastnacht ganz nah zu den Menschen bringen.
Michael Maier
Festausschuss Karlsruher Fastnacht

Zum zweiten Mal feiern die Karlsruher Narren im Herzen der Stadt mit öffentlich zugänglichem Programm den Kampagnenstart. Die Zeit der geschlossenen Veranstaltungen am 11.11. in der Badnerlandhalle in Neureut sei vorbei, sagt der FKF-Präsident Maier: „Wir wollen die Fastnacht ganz nah zu den Menschen bringen.“

Narren würdigen die Pressefreiheit

Der Fastnachtsorden der Karlsruher Narren für die Kampagne 2023/2024 hat ein zugleich urbadisches und hochaktuelles Thema. Er thematisiert die Badische Revolution 1848/49 und die Umstände, unter denen sich damals die Narrenfreiheit im Badischen etabliert.

Vorlage für den Orden ist eine zeitgenössische Zeichnung. Sie zeigt, wie Großherzog Leopold (1790 bis 1852) auf dem Greif die Flucht vor den Revolutionären ergreift. Zu Weihnachten 1831 hatte Leopold das Gesetz zur Pressefreiheit erlassen.

Schon 1832 hatte die Führung des Deutschen Bundes dieses und andere liberale Gesetze Leopolds kassiert. Dagegen hat sich in der Bevölkerung heftiger Widerstand entwickelt. Der letzten Endes in die Entstehung der Revolution geführt.

Diesen Aufstand in den Jahren 1848 und 1849 thematisiert der FKF 175 Jahre danach mit seinem Orden. Ein Revolutionär pflanzt die deutsche Nationalflagge Schwarz-Rot-Gold mitten ins Badische Herz, während der galoppierende Greif Leopold nach Koblenz bringt.

Narren sollen „an allen Fronten“ für bürgerliche Rechte einstehen

Diese und viele weitere Fakten rund um die Badische Revolution und die wider den Stachel löckenden Narren waren am Samstagvormittag in einem Neureuter Hotel Thema des Laudators Helmut Kern, der vor versammelter Karnevalistenmannschaft zusammen mit Präsident Maier den Orden enthüllte. Kern, ehemaliger städtischer Gartenbaudirektor, ist Ehrensenator des FKF.

Zuvor war Michael Maier zum Archivar mutiert, der sich beim einen oder anderen Gläschen oder Fässchen ins stille Kämmerchen zurückgezogen habe, um den Orden zu zeichnen. Das Ergebnis der Bemühungen war zunächst nur schemenhaft auf einem großen Bildschirm zu sehen. Die analoge Darstellung war zunächst verhüllt. Als dann aber offiziell feststand, wie der die Historie der Narretei und der Demokratiebewegung darstellende FKF-Orden der Kampagne 2023/2024 aussehen soll, waren beide Darstellungen klar zu sehen.

Helmut Kern und Michel Maier präsentieren den FKF-Orden.
Laudator und FKF-Ehrensenator Helmut Kern (links) und FKF-Präsident Michel Maier präsentieren den Fastnachtorden. Foto: Jörg Donecker

Helmut Kern gab zu, dass es ihm gewisse Schwierigkeiten bereitet habe, gerade in der momentan aus den Fugen geratenen Welt Närrisches mit unverkennbarem Humor vorstellen zu können. Denn Demokratien seien keine unerschütterlichen und stabilen Staatsformen.

Kern forderte die Narren und alle Menschen dazu auf, „an allen Fronten“ für die bürgerlichen Rechte einzustehen und für sie zu kämpfen. Närrische Schriften und närrisches Treiben nehme gerne und vor allem das Spießbürgertum sowie Behörden und Beamte aufs Korn.

Die närrische Elf beziehe sich auf die französische Parole Égalité, Liberté, Fraternité. Und die Narrenkappe symbolisiere die revolutionäre Jakobiner-Mütze.

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