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Nur wenige Sanierungen

Keine Handwerker und kein Geld: Wärmewende geht in Karlsruhe nur schleppend voran

Menschen, die in älteren Häusern leben, werden von steigenden Energiepreisen besonders hart getroffen. Trotzdem scheuen viele Immobilienbesitzer die energetische Sanierung ihrer Gebäude. Das hat Gründe.

Ein Einfamilienhaus mit Solarpaneelen auf dem Hausdach.
Viele Eigenheimbesitzer setzen auf Solarpaneelen auf dem Hausdach. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Die energetische Sanierung von älteren Wohngebäuden gehört zum Kerngeschäft der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK). In zehn Energiequartieren mit einem hohen Anteil von älteren Einfamilienhäusern wurden bislang kostenfreie Beratungen zur Erhöhung der Energie-Effizienz angeboten, weitere sind bereits geplant.

Wer sich trotz der umfassenden Beratung nicht zu einer Sanierung durchringen konnte, bekommt durch die steigenden Energiepreise nun unter Umständen die Quittung für das Zögern, prognostiziert KEK-Geschäftsführer Dirk Vogeley. „Da folgt am Jahresende dann das böse Erwachen.“

Über zu wenig Arbeit konnten sich die KEK-Experten in den vergangenen Jahren nämlich nicht beklagen. Bei zahlreichen Vor-Ort-Veranstaltungen und Einzelgesprächen wurden die Immobilienbesitzer für die Einsparpotenziale durch den Einbau von neuen Heizungen oder Gebäudedämmung sowie die städtischen und staatlichen Förderprogramme informiert.

In Grünwettersbach und Palmbach gibt es 1.425 sanierungsbedürftige Häuser

Mit der Sanierungsquote in den Quartieren sei er allerdings „nicht so zufrieden“, sagt Vogeley mit einem Blick auf das Monitoring für die beiden Energiequartiere in Stupferich und Wettersbach, das am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit vorgestellt wird. Bei der Ausweisung der Klimaquartiere wurden in Grünwettersbach und Palmbach 1.425 sowie in Stupferich 809 Gebäude als potenziell sanierungsbedürftig erfasst.

129 Eigenheimbesitzer ließen sich im Rahmen der Quartierskampagne beraten, knapp ein Drittel davon gab mittlerweile eine Rückmeldung. Das Ergebnis: An 26 Gebäuden wurde zumindest eine der empfohlenen Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, bei sechs Häusern konnte durch eine Komplettsanierung oder den Wechsel auf ein regeneratives Heizungssystem eine Kohlendioxid-Reduktion von 95 Prozent erzielt werden.

Sanierung ist auch eine Frage des Geldes

Die Gründe für die Zurückhaltung der Eigenheimbesitzer sind laut Vogeley vielschichtig. „Die individuelle Lebenssituation spielt ebenso eine Rolle wie die Liquidität, das Alter oder die Frage, ob die Kinder später einmal Interesse an dem Haus haben“, weiß Vogeley.

Außerdem hätten Vermieter nicht immer ein gesteigertes Interesse, zu viel Geld in die eigene Immobilie zu investieren. Selbst staatliche Förderprogramme und Niedrigzinsen würden in solchen Fällen nicht die erhofften Effekte erzielen.

Monatelange Wartezeiten und Fachkräftemangel bremsen Wärmewende aus

Die größte Bremse bei der Wärmewende sind nach Vogeleys Einschätzung derzeit aber die fehlenden Fachkräfte. „Das ist mittlerweile das gravierendste Problem bei der angestrebten Energiewende“, sagt der KEK-Chef. Auf den Einbau einer Wärmepumpe müssten sanierungswillige Hauseigentümer mittlerweile ebenso mehrere Monate lang warten wie auf neue Fenster oder eine Photovoltaik-Anlage fürs Dach.

Wir werden unsere Energieprobleme nicht mit Scheitholz lösen.
Dirk Vogeley, KEK-Geschäftsführer

Entspannung ist nach Vogeleys Einschätzung in naher Zukunft nicht in Sicht. Durch die jüngsten Preissteigerungen sei das Thema Energieeffizienz aber auf jeden Fall wieder stärker ins Bewusstsein der Immobilienbesitzer gerückt. „Mittlerweile hat auch die Nachfrage nach Kachelöfen zum Entlasten der Gas- oder Ölheizungen einen neuen Höchststand erreicht“, betont Vogeley. Aus Sicht der KEK sind solche kreativen Lösungsansätze aber nicht zielführend. „Wir werden unsere Energieprobleme nicht mit Scheitholz lösen.“

In den kommenden Wochen und Monate erwartet die KEK einen steigenden Beratungsbedarf. Dafür sollen die Gespräche noch zielführender als bisher geführt werden. Unter anderem will die KEK gezielt nach den Hemmnissen für eine Sanierung fragen.

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