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Saal wird neu bestuhlt

Kino-Fans sichern sich Sessel aus der Karlsruher Schauburg

Eine besondere Aktion in der Karlsruher Schauburg: Weil der größte Kinosaal mit neuen Sitzen ausgestattet wird, wurde die „Last Picture Show“ initiiert. Dort konnten sich Interessierte die ausgedienten Sitzgelegenheiten sichern.

Leute transportieren Kinosessel in der Schauburg ab
Alles muss raus: Der größte Kinosaal der Schauburg wird neu bestuhlt. Ganz zur Freude so mancher Cineasten, die die ausgedienten Sitzgelegenheiten mit nach Hause nehmen. Foto: Susanne Dürr

„Was ist denn hier passiert?“, wundern sich einige Passanten über das ungewöhnliche Bild. Ein Meer von roten Kinosesseln schwappt am frühen Montagabend durch die Marienstraße. Anhänger stehen bereit, auf die eilends die ergatterten Klappsessel geladen werden.

Grüppchen tummeln sich bequem und gutgelaunt auf den zusammengeschobenen Sesseln auf dem Trottoire, genießen das Sitzerlebnis oder diskutierten den Transport der schweren Möbel an den Bestimmungsort. Der Sinn dahinter?

Kinosaal der Schauburg bekommt 350 neue Stühle

Die Schauburg hatte zur „Last Picture Show“ geladen und die Karten zum Event seien in kürzester Zeit ausverkauft gewesen, erklärt Schauburg-Chef Herbert Born zum Anlass. Der größte Kinosaal im Filmtheater wird neue bestuhlt. Sprich die 350 limitierten Polsterklappstühle aus dem Jahr 2006 werden durch neue Modelle der gleichen Marke á 300 Euro das Stück ersetzt – die alten Stühle konnten sich Cineasten sichern.

Außerdem wird im Kinosaal der Boden samt Unterbau überarbeitet und bekommt einen neuen Linoleumbelag. In den zwei bis drei Wochen der Renovierung bleibt der größte Vorführungsaal in der Schauburg geschlossen, das Kinoprogramm im Bambi und Cinema läuft jedoch weiter.

„Meine Freundin besorgt gerade ein Auto vom Carsharing“, erkläre Marvin Boller, der solange die Dreiersitzbank bewacht, die im WG Wohnzimmer aufgestellt werden soll, die Füße dazu auf Paletten geschraubt, erklärt der 26-jährige Student.

Ein Stück Nostalgie gesichert hat sich auch Saskia Lorenschad aus Hessen, das sie an die Zeit erinnern wird, als die alleinerziehende Mutter, die seinerzeit um die Ecke wohnte, schon mal das Babyphon mit in den Kinosaal nahm, zum kleinen Vergnügen, das auch mit schmalen Budget drin war.

Ich werde immer mal wieder gefragt, wie man zu einem Kinosessel kommen kann.
Herbert Born, Schauburg-Chef

Schon 2006, als letztmals die in die Jahre gekommenen Kinosessel ausgetauscht wurden, hatten Cineasten die Möglichkeit, ein Stück Kinogeschichte mit nach Hause zu tragen. Dass kam damals so gut an und schrie förmlich nach einer Wiederholung. „Ich werde immer mal wieder gefragt, wie man zu einem Kinosessel kommen kann“, erklärt Schauburg-Chef Born.

Er warte gespannt auf die hoffentlich bald zugesendeten Bilder, die zeigen, wie das neue Leben der Sitzgelegenheiten außerhalb der Schauburg aussieht.

Bevor für das erwartungsvolle Publikum im großen Saal die große Stunde des Abschraubens und Abtransportieren gekommen war, zeigte das Kultkino die von Sven Varsek und Marcus Vetter moderierten Veranstaltung „Last Picture Show“.

Dabei wurde aufgezeigt, wie Cineastisches mit außergewöhnlichen Festivalreihen als auch mit technisch ungewöhnlicher Ausrüstung – etwa den Vorführungen im 70mm-Format, die nur noch in wenigen Kinos möglich sind – hier Seherlebnisse der besonderen Art stattfindet.

Zudem wurden T-Shirts, Bücher oder Videos unter den Sitzreihen verlost, eine kleine Tüte mit Snacks und Getränk zur Stärkung für den Abbau stand zusätzlich bereit.

Schauburg-Chef zeigt sich zufrieden

Eine filmische Kurzanleitung von Saskia Fleischhauer erklärte den Demontagevorgang. Und als dann der Startschuss zum Abtransport fiel, gab es kein Halten mehr. Ob für die Kinder, Geschwister oder zum Selbstgebrauch gedacht, innerhalb kürzester Zeit waren fast sämtliche Kinosessel losgeschraubt und wurden aus dem Saal geschleppt.

Nicht jeder hatte ein klares Bild vor Augen, wo der Kinosessel landen soll. „Erstmal einlagern“, räumte Philipp Dinger ein. Und dass nun alle Sessel weg sind, freut Schauburg-Chef Herbert Born besonders. „Es war eine gelungene Image-Aktion, an der wohl alle ihre Freude hatten“.

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