Damit, dass Verdi die Bahnen und Busse ausgerechnet zum Fastnachtsumzug recht weitreichend lahmlegt, ist die Dienstleistungsgewerkschaft auf dem falschen Gleis. Denn sie trifft eine der größten und beliebtesten Gratis-und-für-alle-Veranstaltungen in Karlsruhe. Ein komplett ehrenamtlich gestemmtes Groß-Event mit einem Publikum von Zehntausenden, die an diesem Fastnachtsdienstagmittag alle was zu lachen haben, ob arm oder reich, jung oder alt, hier geboren oder nicht.
Zugleich gehen die zwei Tage Ausstand an vielen glatt vorbei. Schülerinnen und Schüler haben Ferien. Diese Woche nutzen auch viele Karlsruher zum Reisen, mancher hat zum Skifahren die Stadt verlassen. All diese Menschen brauchen den ÖPNV daheim gerade nicht.
Ohne Auto in die City – das ist am Ausnahmetag maximal sinnvoll
In der Innenstadt schließen zudem die allermeisten Läden vorzeitig, ab dem Umzugsstart um 14.11 Uhr ist die City zu fest in Narrenhand für ein geordnetes Geschäftsleben. Die Kundschaft ist darauf eingestellt, man sucht sich für Erledigungen in der Stadtmitte mehrheitlich nicht ausgerechnet den Fastnachtsdienstag aus.
Der öffentliche Nahverkehr in und um Karlsruhe ist wichtig und sinnvoll. Den Streikenden ist sehr zu gönnen, dass die Karlsruher, ob närrisch engagiert oder nicht, das Tauziehen um gute Bezahlung der ÖPNV-Beschäftigten zur Kenntnis nehmen.
Aber eine Woche später hätte der Ausstand mehr Menschen erreicht. Er würde nicht ausgerechnet denjenigen das Leben schwer machen, die mit kleinem Geld in der teuren Großstadt klarkommen müssen. Und er hätte nicht die unerwünschte Nebenwirkung, dass feierlustige Menschen nun womöglich aufs eigene Auto zurückgreifen.