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Frédéric Bußmann folgt auf Pia Müller-Tamm

Baustelle statt Kulturhauptstadt: Was den künftigen Direktor der Staatlichen Kunsthalle nach Karlsruhe zieht

Ein Wechsel mit mehreren Facetten: Frédéric Bußmann übernimmt zum 1. August die derzeit wegen Sanierung geschlossene Kunsthalle Karlsruhe. Dafür verlässt er die Kunstsammlungen in Chemnitz, das 2025 Europäische Kulturhauptstadt wird.

ARCHIV – 11.01.2023, Sachsen, Chemnitz: Frédéric Bußmann, Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz, steht im Museum am Theaterplatz. Er wechselt im Sommer an die Staatliche Kunsthalle in Karlsruhe. (zu dpa „Frédéric Bußmann sagt Kunstsammlungen Chemnitz ade“) Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Frédéric Bußmann, Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz, übernimmt zum 1. August das Amt des wissenschaftlichen Direktors der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe bekommt zum 1. August einen neuen Direktor. Nachfolger der derzeitigen Direktorin Pia Müller-Tamm, die Ende April in den Ruhestand geht, ist Frédéric Bußmann. Dafür wird der 48-Jährige seinen Posten als Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz vorzeitig aufgeben.

Eigentlich läuft sein dortiger Vertrag bis 2025. In jenem Jahr wird Chemnitz den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt tragen und ein entsprechend reichhaltiges Programm.

Doch dann wird Bußmann nicht in Chemnitz ein fünftes Haus der Kunstsammlungen mit einem Museum zu Ehren des Malers Karl Schmidt-Rotluff eröffnen, sondern sich in Karlsruhe dafür einsetzen, die Kunsthalle im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten. Denn das renommierte Haus ist seit Herbst 2021 wegen Sanierung geschlossen.

Bußmann betrachtet den Wechsel als „Riesenchance“

Der Wechsel aus einer angehenden Kulturhauptstadt zu einem derzeit geschlossenen Museum ist für Bußmann dennoch eine „Riesenchance“, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.

„Ich gehe hier durchaus mit ein bisschen Wehmut weg, denn ich schätze das Team und die Museen hier sehr. Das Kulturhauptstadt-Programm ist aber letztlich nur ein Jahr und bereits gut geplant – das ist nicht vergleichbar mit der Chance, ein Museum nach einer Sanierung neu einzurichten.“

Beruflich nehme er diese Herausforderung sehr gerne an. Auf den Umzug freue er sich zudem aus persönlichen Gründen: „Ich bin in Paris geboren und habe dort noch familiäre Anbindungen, daher ist mir die Nähe zu Frankreich privat wichtig.“

Das ist eines der großen traditionsreichen Häuser in Deutschland.
Frédéric Bußmann, künftiger Direktor der Kunsthalle Karlsruhe

Die Karlsruher Kunsthalle schätze er schon lange: „Das ist eines der großen traditionsreichen Häuser in Deutschland und ich empfinde es als Ehre, dorthin berufen zu werden.“

Bußmann hebt die hochkarätige Sammlung alter Meister ebenso hervor wie die herausragende grafische Sammlung und die Einbindung der Gegenwartskunst, wie sie unter Pia Müller-Tamm bereits vorangeschritten ist.

HANDOUT – 23.02.2023, Sachsen, Chemnitz: Frédéric Bußmann sitzt in einem Saal der Kunstsammlungen Chemnitz. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe wird künftig von Frédéric Bußman geleitet. (zu dpa: „Frédéric Bußmann wird neuer Leiter der Staatlichen Kunsthalle“) Foto: Polfoto/Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg/dpa – ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Bereit für eine neue Herausforderung: Frédéric Bußmann, derzeit noch Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz, übernimmt zum 1. August die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Foto: Polfoto/Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg/dpa

Bereits in Chemnitz hat Bußmann den Wert der Eigenbestände von Museen hervorgehoben. „Beim Konzipieren von Ausstellungen muss man sich nicht sklavisch an die Sammlung halten, aber man sollte aus ihr heraus argumentieren“, befindet der Kunsthistoriker, der 2006 mit einer Dissertation über die Kunstsammlungen des Prince de Conti promoviert wurde. Attraktivität für das Publikum sei wichtig.

Dem Blockbuster-Denken, das mitunter in der Museumsbranche zu beobachten sei, erteilt er aber eine Absage: „Man muss aus der neoliberalen Logik herauskommen, immer größere Ausstellungen mit immer mehr und teureren Leihgaben zu entwerfen.“ Und zwar sowohl aus ökologischen wie aus ökonomischen Gründen.

Das Land Baden-Württemberg als Träger der Kunsthalle sieht die kommenden Aufgaben bei Bußmann in den richtigen Händen: „Wir sind überzeugt, dass es ihm gelingen wird, die besonders schwierige Zeit der baulich bedingten Schließung ideenreich zu füllen und die Bedeutung der Sammlung in der Öffentlichkeit präsent zu halten“, wird Kunstministerin Petra Olschowski in der Mitteilung des Ministeriums zu Bußmanns Berufung zitiert.

Kunsthalle Karlsruhe wird seit Herbst 2021 umfassend saniert

Darüber hinaus sei es „seine spannende Aufgabe, die Kunsthalle neu zu konzipieren und nach Abschluss der Umbauarbeiten neu einzurichten.“

Die Kunsthalle wird seit Herbst 2021 umfassend saniert. In dem renommierten Museum, dessen von Heinrich Hübsch entworfener Hauptbau 1846 eröffnet und seitdem drei Mal erweitert wurde, soll damit unter anderem die Klimatisierung aller Galerien und die dringend notwendige Erneuerung der technischen Infrastruktur gewährleistet werden. Weitere Ziele sind die Barrierefreiheit, sowie die konservatorische Erhaltung und Wiederherstellung der denkmalgeschützten Säle im Erdgeschoss.

Bußmanns Vorgängerin Pia Müller-Tamm, die seit 2009 Direktorin der Kunsthalle ist, hinterlässt ihm einen Interims-Ausstellungsort: Am 29. April wird im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) auf rund 2.000 Quadratmetern die Präsentation „Kunsthalle Karlsruhe @ ZKM – Die Sammlung neu entdecken“ eröffnet.

Angekündigt ist eine Präsentation von Bildern und Plastiken vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart, darunter Hauptwerke der Sammlung von Matthias Grünewald und Hans Baldung Grien, von Rembrandt, Rubens und Chardin, von Cézanne, Gauguin und Beckmann, Max Ernst, René Magritte und Joan Miró sowie Gerhard Richter, Pia Fries und Karin Sander.

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