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Kinder in der Krise

Mehr Schulabgänger ohne Abschluss in Karlsruhe in der Corona-Pandemie

Geschlossene Schulen und keine Freizeitangebote: Kinder und Jugendliche wurden durch die Pandemie besonders hart getroffen. Wie hart, das wird nun durch einen Bericht der Karlsruher Jugendhilfe deutlich.

Kind verzweifelt an der Schultafal an einer Mathematik-Aufgabe
Überfordert: Kinder und Jugendliche aus bildungsbenachteiligten Familien machten Schulschließungen besonders schwer zu schaffen. Foto: Adobe Stock

Die psychische Gesundheit zahlreicher Karlsruher Kinder und Jugendlicher hat während der Corona-Krise stark gelitten. Laut den Erhebungen der Schulsozialarbeit sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie hatten die Pandemie sowie die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionszahlen bislang „erhebliche Auswirkungen“ auf das seelische Wohlbefinden der jüngeren Generation.

Bei den jährlichen Fällen von Kindeswohlgefährdungen, häuslicher Gewalt oder Inobhutnahme hat es während der Pandemie in Karlsruhe dagegen nur geringe Verschiebungen gegeben, die nach Experten-Einschätzung dazu weniger auf die Pandemie, sondern vermutlich auf bestehende Trends zurückzuführen seien.

Das Jugendhilfesystem sei auch bei veränderten Rahmenbedingungen stets funktionsfähig gewesen, heißt es zudem in dem elfseitigen Bericht „Auswirkungen von Corona auf Kinder aus Sicht der Jugendhilfe“, der am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wird. Entwarnung möchte die Sozialbehörde nach zwei Jahren Corona aber auf keinen Fall geben. Es sei schließlich davon auszugehen, dass die Auswirkungen der Pandemie erst zeitverzögert in den Hilfesystemen ankämen.

Rund 400 Kindeswohlgefährdungen pro Jahr

In dem Kurzbericht wurden die Fallzahlen bei Jugendhilfe-Themen wie Kindeswohlgefährdung, häuslicher Gewalt oder Schulabbruch der Jahre 2018, 2019 und 2020 miteinander verglichen.

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen stagnierte in diesem Zeitraum bei etwa 400, bei der häuslichen Gewalt wurden im Jahr 2020 sogar die wenigsten Fälle im Vergleichszeitraum gemeldet. Und auch die zwischen Januar und September 2021 gemeldeten Fälle deuten nach den bisherigen Erkenntnissen der Jugendhilfe noch auf keinen dramatischen Anstieg hin.

Distanzunterricht trifft benachteiligte Jugendliche

Einen erkennbaren Einfluss hatte die Pandemie bislang allerdings auf die schulische Situation von Kindern und Jugendlichen aus sozial schwächer gestellten Familien. Während sich die Schulschließungen während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 nicht unmittelbar negativ auf die Zahl der Hauptschulabschlüsse ausgewirkt haben, gab es im Schuljahr 2020/21 einen „deutlichen Anstieg“ der Schulabgänge ohne Abschluss auf 48. Damit haben 13,3 Prozent aller Schulabgänger von Hauptschulen und Werkrealschulen keinen Abschluss in der Tasche.

Einen Grund für den Anstieg sieht die Jugendhilfe im digitalen Distanzunterricht während des zweiten Lockdowns im Winter 2020/21, der vor allem bildungsbenachteiligte Jugendliche vor zusätzliche Herausforderungen gestellt habe.

„Neben technischer Einschränkungen und häuslichen Umfeldfaktoren sind die eingeschränkte Ansprache durch Lehrkräfte, die Reduzierung individueller Förderung sowie eine Zunahme des Schulabsentismus erschwerende Aspekte des digitalen Unterrichts, welche zu einer Verstärkung von Bildungsbenachteiligung geführt haben können“, heißt es in dem Bericht.

Schulsozialarbeit muss mehr beraten

Auch die Schulsozialarbeit berichtete nach dem Wegfall von gewohnten Abläufen und Ritualen von einer „starken Verunsicherung“ bei Kindern und Jugendlichen. Die Einzelfallberatung bei der Schulsozialarbeit sei seit September 2021 deutlich angestiegen und mittlerweile müssten auch ganze Klassen durch die Krise begleitet werden.

Gründe für den hohen Beratungsbedarf seien psychische Belastungen, Angst um die eigene Gesundheit, Zukunftsängste, Konflikte mit Mitschülern sowie die Wut über ausgefallene Ausflüge und Schullandheime.

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