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Stadtgeschichte

Karlsruher Stadtarchiv: Online-Rundgang erweckt Alten Friedhof zu neuem Leben

Das neue Angebot des Stadtarchivs Karlsruhe bindet den ehemaligen Friedhof an der Kapellenstraße in die historischen Dokumentationen ein.

Stadtarchiv, der Alte Friedhof ist online, Peter Pretsch (links), Volker Steck
Peter Pretsch (links) vom Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte und Stadthistoriker Volker Steck stellen die Online-Dokumentation über den Alten Friedhof vor. Sie bietet einen virtuellen Rundgang zu den Grab- und Denkmalen. Foto: Jörg Donecker

Seit wenigen Wochen gibt es ein neues Online-Angebot des Stadtarchivs. Am Bildschirm kann man einen virtuellen Spaziergang über den Alten Friedhof an der Kapellenstraße unternehmen und sich dabei über die dort noch erhaltenen Grabdenkmäler und Denkmäler informieren.

„Insgesamt stellen wir 78 Objekte mit Bild und Text vor“, sagt Volker Steck, Stadthistoriker und stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, und spricht von „interessanten Zeugen der Stadtgeschichte, die auf dem Alten Friedhof noch erhalten sind“.

Gleich zum Einstieg zeigt eine Abbildung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wie der Alte Friedhof zu dieser Zeit ausgesehen hat. Man erfährt, dass dieser Ort zwischen 1804 und 1882 als städtischer Friedhof genutzt wurde und dass das Gelände heute als Freizeit- und Spielplatz dient.

Die Friedhofskapelle heißt heute Simeonskirche

Erhalten blieb unter anderem die 1837 erbaute Friedhofskapelle, die heute den Namen Simeonskirche trägt. Auch die 1842 errichtete Gruftenhalle hat die Zeit überdauert. „Über 70 Grabmale vermitteln ein Bild der damaligen Karlsruher Gesellschaft“, so Steck. „Man findet Gräber von Offizieren, Beamten und dem Adel“, erklärt er.

Die Idee zu diesem neuen Angebot hatte Peter Pretsch. Der ehemalige Leiter des Stadtmuseums ist inzwischen Vorstandsmitglied des Fördervereins Karlsruher Stadtgeschichte. „Das Stadtmuseum bietet mehrere digitale Dokumentationen an, daher habe ich angeregt, auch den Alten Friedhof einzubinden“, so Pretsch.

Umgesetzt wurde das Projekt vom Förderverein und dem Stadtarchiv. Pretsch hat zusammen mit dem Ettlinger Fotografen Felix Gross im Frühjahr 2021 die Fotos auf dem Alten Friedhof erstellt. Mit Silke Stimmler, der stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins, und Jacqueline Berl, der ehemaligen Volontärin beim Stadtmuseum, verfasste Pretsch schließlich die Texte zu den verschiedenen Gräbern und Denkmälern.

Quellenangaben führen die Nutzer zu weiteren Informationen

Alle Einträge sind mit Quellenangaben versehen, sodass die Nutzer bei Interesse weitere Informationen einholen können. „Entstanden ist ein Angebot, das sich an alle historisch interessierten Karlsruherinnen und Karlsruher richtet“, sagt Ausstellungsmacher Peter Pretsch.

Unterteilt ist die Dokumentation in fünf Bereiche: Unter der Überschrift „Gruftenhalle“ etwa finden sich die Gräbernummern 1 bis 33. Hinter der Nummer 7 verbirgt sich zum Beispiel das Grab von Dorothea Weiß. „Sie war die Geliebte von Markgraf Maximilian von Baden, mit dem sie auch eine gemeinsame Tochter hatte“, erklärt Pretsch. Diese Tochter, die den Namen Ernestine trug, war auch auf dem Alten Friedhof bestattet, das Grab ist jedoch verschollen.

Ebenfalls in der Gruftenhalle unter der Nummer 4 findet sich die Grabplatte von Carl Friedrich Nebenius, dem „Vater der Badischen Verfassung von 1818“, wie Steck erklärt. „Allerdings ist die Originalplatte aus dem Jahr 1857 leider nicht mehr erhalten“, bedauert er und berichtet, dass die neue Platte, die in den 1980er Jahren angefertigt wurde, falsche Initialen, nämlich die Buchstaben „O. F. M.“ aufweise, während die Originalplatte mit den richtigen Initialen „C. F. E.“ versehen war. Wie es zu diesem Fehler kam, darüber könne man heute nur noch Vermutungen anstellen, meint er.

Denkmal erinnert an die Opfer des Theaterbrandes

Weitere Bereiche sind mit den Überschriften „Vor der Gruftenhalle“, „An der Südmauer“, „Beim Walz-Grabmal“ und „An der Kapelle“ gekennzeichnet. Vor der Gruftenhalle befindet sich das Denkmal mit der Nummer 34, das an die Opfer des Theaterbrandes vom 28. Februar 1847 erinnert. „Bei diesem Brand sind 64 Menschen gestorben, viele der Opfer waren Kinder und Jugendliche“, sagt Steck. Die Namen der Toten und ihre Altersangaben wurden auf dem Denkmal angegeben. Die Liste ist auch im Internet nachzulesen.

Unter der Nummer 47 finden sich Informationen zum Preußendenkmal. Es wurde für die preußischen Soldaten errichtet, die in der badischen Revolution von 1849 gefallen sind.

Büste des Stadtpfarrers wurde zerstört

Das größte erhaltene Denkmal für eine Einzelperson findet sich unter der Nummer 64. Es ist das Grabmal für Stadtpfarrer Johann Leonhard Walz, entworfen vom Weinbrenner-Schüler Christoph Arnold. Es wirkt wie ein Baldachin, in dessen Mitte früher eine Büste des Stadtpfarrers stand. „Diese Büste wurde leider zerstört“, erklärt Pretsch. „Ein Gipsmodell ist jedoch im Stadtmuseum erhalten geblieben.“

Das neue Online-Angebot ist über die Internetseite des Stadtarchivs www.stadtgeschichte.karlsruhe.de erreichbar. Dort muss der Bereich „Erinnerungskultur“ angeklickt werden, danach „Erinnerungskultur im öffentlichen Raum“. Unter diesem Punkt ist die Rubrik „Grabdenkmale und Denkmale auf dem Alten Friedhof“ zu finden.

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