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Kultspiel auf dem Game Boy

„Retro Games“-Ausstellung in Karlsruhe: Bietigheimer Vize-Weltmeister gibt Tetris-Tipps

Zurück in die Achtziger: Bei der Eröffnung der Sonderausstellung des Karlsruher Vereins „Retro Games“ gibt Tetris-Vizeweltmeister Christian Haupt aus Bietigheim so manche Anekdote rund um das Kultspiel preis.

Tetris-Vize-Weltmeister Christian Haupt mit seinem Gameboy (Mitte). Begleitet wurde er aus der Fangemeinde von Martti-Suhani Hakomaa (Finnland, liinks) und Martin Jakob aus der Schweiz
Tetris-Vize-Weltmeister Christian Haupt mit seinem Gameboy (Mitte). Begleitet wurde er aus der Fangemeinde von Martti-Suhani Hakomaa (Finnland, liinks) und Martin Jakob aus der Schweiz Foto: Vollker Knopf

Bildschirme flackern, es klackert, tönt und klickert. Beim Verein „Retro Games“ fühlt sich so Mancher in die Achtzigerjahre zurückversetzt. Dicht an dicht stehen wuchtige Geräte mit ihren Joysticks oder Tastaturen. Ob Pac-Man, Donkey Kong, Space Invaders oder Asteroids – die Ära der Arcade-Spielautomaten erblüht hier zu neuem Leben. Ganz zu schweigen von der Armada an Flipper-Automaten, die manchen zum „Pinball Wizzard“ werden lassen.

Der Verein, der vor einigen Jahren von Mühlburg nach Beiertheim-Bulach zog, ist die älteste Einrichtung seiner Art in Deutschland. Bereits seit 2002 kümmert man sich um den Erhalt und die Pflege der Videospielkultur. Rund 100 Geräte sind frei bespielbar, weitere 100 befinden sich im Lager und werden von den 170 Vereinsmitgliedern, viele sind aus der IT-Szene, peu à peu restauriert.

Wer würde besser an so einen Ort passen als Christian Haupt aus Bietigheim im Landkreis Rastatt? Der 39-Jährige ist Vize-Weltmeister in Tetris. Das Spiel mit den fliegenden Bauteilen steht wohl wie kaum ein anderes ikonisch für die Pionierzeit der Games-Kultur. Es wurde 1984 entwickelt und ist längst ein Klassiker. Ziel ist es, verschiedenförmige Blöcke so zu drehen, dass sie zusammenpassen und Reihen bilden.

Tetris-Vizeweltmeister zeigt in Karlsruhe sein Können

Am Freitag gab der Badener eine Kostprobe seines Könnens. Parallel dazu wurde eine Tetris-Sonderausstellung eröffnet, die bis Ende des Jahres einlädt. Positiv angetan zeigte sich Kay Weidemann, stellvertretender Vorsitzender von „Retro Games“ und Kurator der Tetris-Ausstellung von der großen Resonanz.

Dicht gepackt war der Veranstaltungsort vorwiegend von älteren Semestern im Nostalgie-Modus, aber auch von vielen Kindern, die mit Vater oder Mutter einträchtig zockten. Haupt stand nicht nur am Abend bei „Retro Games“ im Fokus. So hat das ARD-Mittagsmagazin einen kurzen Film über ihn gedreht. „Spiegel TV“ will mit einem Feature über die Achtziger und Neunziger nachziehen.

Das Credo des Tetris-Champs, dessen Fingerfertigkeit auf dem Gameboy auf Großleinwand übertragen wurde, lautet: „Habt einfach Spaß. Es geht nicht darum, Rekorde zu brechen. Das Spiel ist perfekt zum Stressabbau und Nervenkitzel ist auch im Spiel.“ Erst kürzlich ging durch die Medien, dass ein 13-Jähriger aus den USA Tetris erstmalig durchgespielt hat und das Spiel davon überfordert abstürzte. Und das bei einem Spiel, das offiziell kein Ende hat.

Mit dem Vize-Championat von Haupt sei das nur bedingt vergleichbar, so die Profis beim Spiele-Abend. Denn der 39-Jährige spiele Tetris ganz klassisch auf dem Handheld-Gameboy. Der Amerikaner dagegen auf einer Konsole, dem Nintendo Entertainment System (NES).

Tetris ist auf dem Gameboy etwas schwieriger als auf der Konsole

Auf dem kleinen Gameboy sei es einen Tick schwieriger als auf der Konsole mit größerem Bildschirm, so Haupt, der aus der Waldstadt stammt und vor einigen Jahren mit der Familie nach Bietigheim zog. Er selbst hat Tetris 2023 ganze 100-Mal durchgespielt. Der Rat des gelernten Maurers: „Nicht zu hoch bauen und die Konzentration oben halten.“ Räumliches Denken sei ebenfalls von Vorteil. Schnelligkeit selbstredend auch.

Begleitet wurde er von Martti-Suhani Hakomaa aus Finnland und Martin Jakob aus der Schweiz. Beide zählen zur Gameboy-Community und seinen Unterstützern und sind eigens zur Veranstaltung angereist. „Wir wollten ihn überraschen. Da haben wir uns spontan auf den Weg gemacht“, so Hakomaa.

Haupt berichtete manche Anekdote, beispielsweise wie er als Siebenjähriger im Kaufhaus seine Großeltern so lange nervte, bis der Gameboy in der Einkaufstüte landete. Oder wie er während der Pandemie das Spielgerät der Kindheit wieder entdecke.

Wirtschaftskrimi um Tetris-Lizenzen

Einführende Worte gab es auch von Weidemann zum vierzigjährigen Jubiläums des Klassikers, der an der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften entwickelt wurde. Seinerzeit habe sich ein richtiger Wirtschaftskrimi um die Lizenzen entwickelt. „Das Spiel, das aus der Kälte kam“, ist daher der Titel der Ausstellung.

Ob Tetris, Flipperautomat oder Arcade-Automat: Nach der Performance verteilen sich alle schnell auf die Geräte. Reichlich Spaß hatten auch David Banz und Frauke Heyl aus Ettlingen respektive Rheinstetten. Pac-Man, virtuelle Autorennen oder der klassische Flipper haben es dem Paar angetan. „Macht einfach Spaß. Und klar, ein bisschen Nostalgie ist natürlich auch im Spiel“, meinte der 47-Jährige lächelnd. 

Verein Retro Games

Retro Games befindet sich in Karlsruhe in der Schauenburgstraße 5 unweit des Versandhauses Heine. Jeden Samstag von 15 bis 22 Uhr ist Spielabend. Gegen einen geringen Obulus sind alle Geräte frei bespielbar. Weitere Informationen: www.retrogames.info

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