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App kann Leben retten

Scheitert eine Lebensretter-Software in Karlsruhe an der klammen Kasse?

Nach einem Antrag der Grünen 2023 wagt die FDP bei der App „Region der Lebensretter“ nun einen neuen Anlauf.

App Region der Lebensretter auf einem Smartphone.
So sieht die „Region der Lebensretter“-App aus. Der gezeigte Bildschirm ist ein Screenshot aus Freiburg. In Karlsruhe lässt sich die Software herunterladen, einsetzen lässt sie sich aber noch nicht. Foto: Rake Hora

Die Fraktion der FDP im Karlsruher Gemeinderat macht Tempo bei der Ersthilfe – die Stadträte fordern die Einführung einer Software im Stadt- und Landkreis, die Leben retten könnte, das am besten zum 1. April 2024.

Landkreis und das Deutsche Rote Kreuz in Karlsruhe stünden der Einführung des Programms grundsätzlich positiv gegenüber, zitiert die Fraktion aus einer Antwort an die Fraktion der Grünen im September 2023. Zur Umsetzung riet die Stadt damals dennoch ab: Dafür fehlt das Geld im Haushalt.

„Region der Lebensretter“ heißt die App, die schon in der Hälfte der Landkreise in Baden-Württemberg im Einsatz ist und die auf den Smartphones registrierter Nutzer installiert wird.

Was bringt die Software eigentlich? Die Initiatoren von „Region der Lebensretter“, der gleichnamige Verein in Freiburg, spricht vom plötzlichen Herztod als einer der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Die wichtige Reanimation dauere häufig zu lange. „Bis der Rettungsdienst eintrifft, sind die Überlebenschancen nur noch minimal“, heißt es auf der Homepage der Freiburger.

Wie funktioniert das System in Karlsruhe?

Registrierte Lebensretter – Sanitäter oder andere Berufsgruppen mit medizinischer Ausbildung – erhalten über die App von der Integrierten Leitstelle eine Meldung, wenn sich in deren Nähe bei einem Menschen ein vermuteter Herzstillstand ereignen sollte. Nach Angaben der Lebensretter-Initiative könnte auf diesem Weg im Schnitt binnen fünf Minuten ein Ersthelfer vor Ort sein.

Das geht in vielen Fällen schneller als die Anfahrt des Rettungsdienstes. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe ist diese sogenannte Hilfsfrist ein chronisches Leiden. Die Einhaltung der Fristen ist schon seit einigen Jahren ein Problem.

Eine Erhebung des Innenministeriums dokumentiert, dass 2022 insgesamt 84,2 Prozent der Rettungsfahrten innerhalb des vorgeschriebenen Zeitfensters von 15 Minuten eintrafen. Vorgesehen sind aber 95 Prozent.

Ein Rettungswagen fährt über die Straße.
Die Anfahrt der Rettungsdienste in Karlsruhe dauert im Schnitt länger als in jedem anderen Landkreis. Die Lebensretter-App könnte eine Hilfe sein. (Symbolfoto) Foto: Boris Roessler/dpa

Die FDP schreibt in Ihrem Antrag, dass das System bis April oder zum nächstmöglichen Zeitpunkt installiert und gestartet wird. Darüber hinaus soll die Finanzierung gesichert werden: für die Ersteinrichtung veranschlagt die Fraktion 60.000 Euro, für den Betrieb in den Folgejahren jeweils 28.000 Euro.

Außerdem würden bei etwa 400 registrierten Ersthelfern noch etwa 18.000 Euro für die Ausrüstung veranschlagt. Dabei geht die Fraktion von 45 Euro Kosten für ein Ersthelferset aus.

Bei der Kostenfrage gehen die Angaben auseinander

2023 hatte die Karlsruhe mit Hinweis auf laufende Kosten die Möglichkeit einer Einführung abgelehnt. Die Stadtverwaltung prognostizierte unter anderem, dass Ausbildung der Ersthelferinnen und Ersthelfer sowie Unterhalt der Ausrüstung jährlich 600.000 Euro kosten würden. Der Preis für ein Ersthelferset wurde im vergangenen Jahr mit 150 Euro pro Teilnehmer kalkuliert.

Die Freiburger Initiative widersprach der Kalkulation: „Kosten für Ausbildung fallen in unserem System nicht an“, betonte der Verein auf Nachfrage der Redaktion. Ferner übernehme der Verein auch die Neu-Einweisung von Ersthelfern, heißt es aus Freiburg.

Um die Finanzierung auf mehrere Schultern zu verteilen, schlägt die FDP-Fraktion der Stadt auch vor, den Kontakt mit dem Landrat zu suchen und diesem den Vorschlag zu machen, die Kosten kreisweit zu verteilen.

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