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Wenn das Herz stillsteht

Nach Mittelbaden: Bekommt Karlsruhe jetzt auch die Lebensretter-App?

Die Grünen fragen bei der Stadt nach einer Software, die Menschenleben retten kann. Mittelbaden hat das System schon seit einem Jahr.

App Region der Lebensretter auf einem Smartphone.
So sieht die „Region der Lebensretter“-App aus. Der gezeigte Bildschirm ist ein Screenshot aus Freiburg. In Karlsruhe lässt sich die Software herunterladen, einsetzen lässt sie sich aber noch nicht. Foto: Rake Hora

Rastatt hat sie, Baden-Baden hat sie, Bühl sowie Achern auch: Die App „Lebensretter in der Region“ wird in Mittelbaden genutzt. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe ist das Ersthelfersystem nicht verfügbar. Das kostenlose Programm kann helfen, Leben zu retten. Die Grünen-Fraktion im Karlsruher Gemeinderat weist auf diese Lücke hin. Nun soll die Verwaltung nach dem Willen der Stadträte die Bedingungen prüfen, unter denen das System auch in Karlsruhe eingesetzt werden kann.

Aber was macht die App eigentlich? Das sogenannte Ersthelfersystem ist gedacht für Herz- oder Kreislaufnotfälle. Personen können sich mit der App zum Download als Ersthelfer registrieren.

Im Fall eines Notrufs im Zusammenhang mit einem Herz-Kreislaufstillstand aktiviert der Disponent in der angerufenen Notrufzentrale die App über eine Software an seinem Rechner – das Programm sucht unter den registrierten Benutzer jene, die dem Notfall am nächsten sind, gibt eine Meldung aus und dirigiert sie an den Ort des Patienten.

Die App, die Leben retten kann

Die Grünen-Stadträte weisen in ihrem Antrag darauf hin, dass durch den Einsatz der App bei plötzlichem Herzstillstand Leben gerettet werden können. Im Durchschnitt gelinge es, so die Fraktion, binnen fünf Minuten geschulte Ersthelfer zum Patienten zu lotsen, sodass mit einer Reanimation begonnen werden könne.

In Mittelbaden ist das System schon seit einem Jahr im Einsatz. Im Gespräch mit der Redaktion lobt Gabriele Saint Pierre, Sprecherin des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Bühl-Achern, die Software. „Seit der Aktivierung im Juli 2022 hatten wir 243 Alarmierungen. Mittlerweile sind im Bereich Mittelbaden 550 Ersthelfer registriert.“

Je mehr helfende Hände bei einem Notfall, desto besser ist es.
Scott Gilmore
Sprecher ProMedic Rettungsdienst

In Mittelbaden müssen Ersthelfer mindestens einen Lehrgang zum Sanitätshelfer absolviert haben, damit das DRK die Registrierung akzeptiert. Weiter südlich in Freiburg, wo die App vom Verein Region der Lebensretter entwickelt worden ist, braucht es keinen Nachweis für so einen Lehrgang. Grundsätzlich kann sich dort jeder als Ersthelfer in der App anmelden und auch Notfälle zugesandt bekommen.

Karlsruher Retter ist überzeugt von der Anwendung

Dass mit der Software auch in Karlsruhe Leben gerettet werden können, ist die Überzeugung von Scott Gilmore, Sprecher des privaten Rettungsdienstes ProMedic: „Die App ist fantastisch.“ Bedenken, dass beispielsweise zu viele Helfer an einem Ort auftauchen könnten und die Arbeit der beruflichen Retter störten, zerstreut Gilmore: „Unsere Kollegen in Freiburg haben nie Negatives berichtet.“

Der professionelle Retter sieht es pragmatisch: „Je mehr helfende Hände bei einem Notfall, desto besser ist es. Es gibt immer etwas zu tun.“ Eine Herzdruckmassage sei eine anstrengende Tätigkeit. „Nach zwei Minuten muss man da wechseln.“ Zusätzlicher Bonus: Registrierte Helfer können in jeder Region, in der die App unterhalten wird, angefunkt werden.

Support kommt aus Freiburg

DRK-Sprecherin Saint Pierre erklärt gegenüber der Redaktion, dass die App an das Einsatzleitsystem der Integrierten Leitstelle in Rastatt angebunden ist. Der Server werde vom Verein aus Freiburg betrieben, ebenso wie der technische Support. Eine zusätzliche personelle Ressource oder technische Infrastruktur sei in der Leitstelle nicht eingebunden.

Der Antrag der Grünen wird voraussichtlich am 21. September im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen beraten.

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