Zu staunen gibt es während der Karlsruher Schlosslichtspiele wahrlich genug: Wilde Tiere huschen über die Schlossfassade, Fenster fallen aus dem Gemäuer, Wände verzerren sich zu immer neuen Bildern.
Am Samstagabend stahl jedoch ein ganz anderes Phänomen der spektakulären Projektionskunst in der Karlsruher Innenstadt kurzzeitig die Show: Eine seltsame Formation tauchte am Nachthimmel auf.
Keine Sternschnuppe, dafür war der leuchtende Streif zu gerade und bewegte sich zu langsam. Auch nicht die ISS, wie manche Betrachter vermuteten. Unaufhörlich näherte sich die schnurgerade Kette aus einzelnen Lichtern, vom Publikum der Schlosslichtspiele zunächst fast unbemerkt. Doch je näher sie kam, desto mehr Menschen fiel die sonderbare Formation ins Auge.
Satt auf die Karlsruher Schlossfassade starrten die Besucher am Samstag gen Himmel
Kurzzeitig achtete kaum noch jemand auf die Video-Oper „ODE. Im Lauf der Zeit“, die in dem Moment über die Schlossfassade flackerte. Immer mehr Augen und Handykameras richteten sich gen Himmel.
Schnell sprachen sich Spekulationen herum: Ist es eine russische Rakete oder doch ein Raumschiff von Außerirdischen? Panik kam keine auf, doch in der ein oder anderen Stimme schwang Sorge mit. Schließlich machte das Wort „Satellitenkette“ die Runde. Und tatsächlich ergaben spontane Internetsuchen der Anwesenden: Es musste sich um kürzlich ins All geschossene Satelliten der US-Firma SpaceX handeln.
Die Satelliten sollen schnelles Internet auf den gesamten Planeten bringen. Regelmäßig werden sie reihenweise in den Weltraum geschossen. In den ersten Tagen nach dem Start ziehen sie ihre Bahnen wie als „Perlenkette“ um die Erde.
Friedliches Phänomen in der sternenklaren Nacht
So schnell, wie sie aufgetaucht war, zog die Satellitenkette am Samstagabend schließlich komplett am Karlsruher Schloss vorbei. Bei einigen Besuchern machte sich beim Blick in den sternenklaren Himmel Erleichterung breit.
Nicht nur, weil es doch keinen Angriff von Außerirdischen gegeben hatte. Sondern auch, weil sie nun wieder ungestört die Schlosslichtspiele genießen konnten. Oder, wie es ein Besucher angesichts der vielen in den Himmel starrenden Menschen formulierte: „Leute, die Show findet hier unten statt!“