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Gemeinsame Reihe seit 1975

Immer wieder volles Haus: Wie der Jazzclub Karlsruhe und das Staatstheater kooperieren

Für „Jazz und Literatur“ kooperiert der Jazzclub seit fast 50 Jahren mit dem Staatstheater. Auch für den nächsten Termin am Sonntag gibt es nur noch Restkarten.

Der Jazz-Schlagzeuger Jonathan Zacharias
Jonathan Zacharias gibt am Sonntag den Takt vor für den musikalischen Part bei der Veranstaltungsreihe „Jazz und Literatur“, die seit fast 50 Jahren in Karlsruhe existiert. Foto: Paul Needham

Die Gründe, warum Musik entsteht, sind vielfältig. Es können rein innermusikalische Entscheidungen wirksam werden, etwa, wenn ein Komponist oder eine Komponistin sich an einer bestimmten Form versuchen will.

Es können Anregungen von Außen sein, die dem Alltag entspringen und zu denen Musiker einen Klang suchen.

Es können andere Künste sein, die befruchtend einwirken. Die Literatur zum Beispiel hat schon manches Werk angeregt, von Liszts „Dante-Sonate“ bis zu Peter Rühmkorfs „Phoenix voran!“, zu dessen Vortrag sich der Autor mit den Jazzern Michael Naura, Wolfgang Schlüter und Leszek Sadlo zusammentat.

Das war übrigens 1978 und die Aufnahme ist bis heute hörenswert.

Die wirksame Rezeptur für „Jazz und Literatur“ wurde 1975 erfunden

Schon drei Jahre vorher, am 8. März 1975, gab es erstmals eine Matinee des Karlsruher Jazzclubs im Badischen Staatstheater, woraus bald darauf die bis heute bestehende Reihe „Jazz und Literatur“ entstand.

Die Rezeptur ist so einfach wie wirksam: Mitglieder des Schauspielensembles tragen vor, Jazzer aus der Region machen dazu Musik.

In der Regel vier bis sechs Mal treffen sich die Wort- und Tonkünstler pro Spielzeit und laden ihr Publikum sonntags ab 11 Uhr ins Staatstheater.

Fast immer sind die Veranstaltungen sehr gut besucht, oft ausverkauft. Das ist übrigens auch an diesem Sonntag der Fall, erzählt der Dramaturg Eivind Haugland, der die Reihe von der Seite des Staatstheaters aus betreut.

Allerdings soll das für alle, die noch interessiert sind, kein Hinderungsgrund sein, ihr Glück an der Kasse zu versuchen, denn da die Reihe im Neuen Entree stattfindet, es also keine fest ausgewiesenen Plätze gibt, kann man bei Bedarf immer noch Stühle hinzustellen.

Staatsschauspieler Tank liest in Karlsruhe aus Text von Literaturnobelpreisträger Fosse

Haugland ist es auch, der die Literatur ausgesucht hat. Diesmal liest Timo Tank aus dem Roman „Morgen und Abend“ des aktuellen norwegischen Literaturnobelpreisträgers Jon Fosse.

Das gehört zur Arbeitsteilung: Das Staatstheater sucht die Texte und erstellt die Lesefassung, der Jazzclub kümmert sich um die Musikerinnen und Musiker.

Seit 2019 liegt das in den Händen von Gernot Ziegler, der diese Aufgabe von Hanskarl Löffler übernommen hat.

Er überlegt sich, welche Kollegen und Kolleginnen zu welcher Art von Literatur passen könnten und wer vielleicht gut zu bestimmten Stimmungen komponieren kann, weil die Musik oft aus speziell für den Anlass geschriebenen Stücken besteht.

Keine Proben: Die Veranstaltung ist selber so spontan wie Jazz

Als Bindeglied zwischen Theater und Jazzclub dient dabei Karin Rothschink. Die Lehrerin im Ruhestand fasst die Literatur in E-Mails zusammen, liefert den Musikern und Musikerinnen Hintergrundinformationen zu Werken, ihren Autorinnen und Autoren.

Denn eine gemeinsame Probe gibt es nicht. Erst im Moment der Aufführung treffen die Künste aufeinander.

Wenn also am Sonntag Staatsschauspieler Timo Tanke, der Schlagzeuger Jonathan Zacharias, der Altsaxofonist Hannes Endres und Schlagzeuger Steffen Kistner die Worte Jon Fosses ausdeuten, ist es für die Ausführenden genauso spannend wie für das Publikum.

Vielleicht ist das ja auch ein Teil des Erfolgsgeheimnisses einer bald 50 Jahre dauernden Partnerschaft.

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