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Slogan wird nicht gesucht

Stadt setzt auf Alleinstellungsmerkmale: Karlsruhe will eine Marke werden

Mit dem Slogan „Baden in Ideen“ ging Karlsruhe – tja – baden. Nun will die Stadt eine Marke werden, aber ohne markigen Spruch. Stattdessen soll der Fokus auf die Alleinstellungsmerkmale gesetzt werden.

ILLUSTRATION - Vor dem Bundesadler im Sitzungssaal des Bundesverfassungsgericht steht eine Miniaturausgabe des Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland sowie ein Barett eines Bundesverfassungsrichters. Im September 2021 feiert das Bundesverfassungsgericht seinen 70. Geburtstag. +++ dpa-Bildfunk +++
Bis nach Karlsruhe gehen: Die Hohen Gerichte sieht man im Karlsruher Rathaus als Teil der städtischen Markenkompetenz. Foto: Uli Deck/dpa

Wer ist arm, aber sexy? Vielen fällt da Berlin ein, auch wenn der Spruch des damaligen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) nie offizieller Slogan der Hauptstadt war.

Mit den sogenannten Claims der Marketingleute hat Karlsruhe keine guten Erfahrungen: „Viel vor. Viel dahinter“ wurde gerne mit „nichts dahinter“ ins Lächerliche gezogen. An die Idee „Gelassener Fortschritt“ erinnert sich kaum mehr einer. Wohl aber an den Vorstoß „Baden in Ideen“, denn der ging – tja – am Ende wirklich baden.

Doch nun will es Karlsruhe noch einmal wissen. Eine Marke will man werden, und nach einem Beschluss des Gemeinderats macht sich die Stadt nun auf diesen Weg. Langfristig soll das vonstattengehen, man startet erst einmal mit einer Bestandsaufnahme.

Auf dem Weg zur Marke: Was macht Karlsruhe aus? Drei Punkte im Fokus

Am Ende soll nicht ein markiger Spruch stehen, betont Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). „Wir wollen keinen Claim.“ Man will vielmehr Dinge ins Schaufenster stellen, die Alleinstellungsmerkmal sind – auch in einigen Jahren noch. „Wenn wir sagen, dass wir als erste Stadt die Klimaziele erreichten, rechnet mir vielleicht Tübingens OB Palmer vor, dass er fünf Jahre früher dran war. Und 2040 haben es dann alle Städte umgesetzt.“

An der Karlsruher Südtangente steht ein überdimensionales Ortsschild auf dem der Karlsruher Werbeslogan steht «Karlsruhe viel vor. viel dahinter.»
Von markigen Sprüchen wie „viel vor. viel dahinter“ will sich die Stadt Karlsruhe künftig verabschieden. Foto: Uli Deck/dpa

Karlsruhe schaut nun im ersten Schritt, was die Stadt herausragend und unverwechselbar macht. Drei Punkte stehen nun im Fokus. Medienkunst, anlehnend beispielsweise an das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) und den Titel der „Unesco City of Media Arts“, zweitens der Bereich Recht und Demokratie mit den Hohen Gerichten sowie dem Forum Recht.

Punkt drei ist mit „Kluge Entwicklungen“ überschrieben. Man wollte nicht Innovation sagen, weil dieser Begriff derzeit überall verwendet werde, so Mentrup. Nun laute die Frage: Wie kann aus diesen drei Kernfeldern eine Vision gebildet werden, die zur Identität auch in den kommenden Jahren passt?

Was passt zu Karlsruhe? Wahrzeichen sind nicht gefragt, sondern Werte

Es gehe nicht um eine Grafik, nicht um einen Spruch, nicht um die Festlegung eines Wahrzeichens, wird immer wieder betont. Man wolle stattdessen seine Werte kennen, um sie zu kommunizieren. Nur an wen: Einwohner, Tagesbesucher aus der Region, Touristen, Investoren, Studenten? Das muss geklärt werden – ebenso wie ein anderer Punkt: Was kostet es, eine Marke zu werden, zu sein und zu bleiben? „Gesamtkosten der Maßnahme: noch nicht bezifferbar“, heißt es in der Vorlage.

Der AfD macht das Fragezeichen bei den Kosten Bauchschmerzen, wie Stadträtin Ellen Fenrich betont. Sie fürchtet, dass in der Vergangenheit bei den entsprechenden Analyseaufträgen an Beratungsunternehmen Steuergeld verbrannt wurde.

Man kann nur entwickeln, was man kennt.
Friedemann Kalmbach, „Für Karlsruhe“

Friedemann Kalmbach von der Gruppierung „Für Karlsruhe“ ist dagegen sicher, dass sich die Investition in die Analyse lohnt. „Man kann nur entwickeln, was man kennt.“ Und es gehe sowohl um Marketing nach außen und Selbstbewusstsein nach innen.

Sport, Soziales und Klimaschutz als weitere Ideen für Karlsruhe

Lüppo Cramer von der Karlsruher Liste ist sicher, dass man in den nächsten Jahren den Weg von der Ist- zur Soll-Positionierung gemeinsam geht. Ihm ist es wichtig, dass – wie vorgesehen – auch die städtischen Ämter, Dienststellen und Gesellschaften verpflichtet sind, die Marke Karlsruhe mitzuentwickeln – und nicht wie in der Vergangenheit eigene, sich teils widersprechende Konzepte auf den Weg brächten.

Gleich mehrere Ideen gab es zu weiteren Punkten, die Karlsruhe ins Schaufenster stellen könnte. Annette Böringer von der FDP fällt Sport und Soziales ein. Karlsruhe sei mit der Wohnraumakquise Vorbild, habe unter anderem den KSC, erfolgreiche Basketballer und Olympiateilnehmer. Christine Weber von den Grünen würde gerne von Karlsruhe sagen, dass die Stadt 2030 den geringsten CO2-Abdruck hat und eine Stadt ist, in der es sich weiter gut leben lässt.

Digital und analog

Detlef Hofmann von der CDU sieht die Markenbestandteile schon gut herausgearbeitet. Und Anton Huber von der SPD findet die Mischung aus analogen Themen bei den Gerichten und digitalen bei den weiteren Feldern spannend. Er gibt zu: „Wenn ich an Karlsruhe denke, habe ich klare Assoziationen und Gefühle. Aber wenn ich meine Heimat beschreiben soll, fällt es mir schwer, das in Worte zu fassen.“ Der Gemeinderat stimmte der Vorlage einstimmig zu.

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