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Auch Veterinärsprechstunde ist gefragt

Mehr schwere Krankheitsfälle behandelt: Vesperkirche in Karlsruhe feiert Abschlussgottesdienst

Zum elften Mal bieten Karlsruher Kirchen Schutz, Wärme, Zuwendung und Essen für jene, die besonders im meist eiskalten Januar alleine mit ihren Sorgen sind. Auch medizinische Versorgung fehlt den Menschen.

Gottesdienst
Mit einem Gottesdienst endet die diesjährige Vesperkirche, die am 7. Januar begonnen hat. Foto: Jörg Donecker

Gänsehautfeeling in der evangelischen Johanniskirche am Werderplatz, als aus vielen Kehlen das Lied „Halleluja“ im umgestalteten Innenraum ertönte. Helfer und Gäste der Vesperkirche sangen mit Inbrunst, wissend, dass dies nun der Schlussakkord für eine reiche Zeit war. Mit einem Gottesdienst am Sonntagnachmittag feierte das ehrenamtliche Team gemeinsam mit den Besuchern und einigen Ehrengästen das Ende der diesjährigen Vesperkirche, die am 7. Januar begonnen hatte.

Zum elften Mal bot die Kirche Schutz, Wärme, Zuwendung und Essen für jene, die besonders im meist eiskalten Januar alleine mit ihren Sorgen sind. Alleine sollte in diesen fast vier Wochen keiner bleiben müssen. Neben Kaffee und Kuchen, neben Speis und Trank gab es ein abwechslungsreiches Kulturprogramm auf der Bühne, die eigentlich der Altarraum ist. So trat einmal in der Woche der Vesperkirchenchor auf, aber auch tägliche Andachten mit Musik bereicherten die Gäste.

Die Armut in Karlsruhe scheint zuzunehmen

Manche Bekanntschaft, ja Freundschaft, entsteht in jenen Wochen, in denen die Kirche, so Dekan Thomas Schalla in seiner Ansprache, „ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht wird“. Nämlich, sich um Bedürftige zu kümmern. Dass dies eine große Aufgabe für alle ist, fasste er in einem anschaulichen Bild zusammen: Die Vesperkirche sei eine geistige Kleiderkammer, in der die Schuhe besonders wichtig seien. Nämlich die Schuhe des anderen, in denen man laufen müsse, um ihn besser zu verstehen.

 In Karlsruhe sind Menschlichkeit und Solidarität eben keine leeren Worte.
Karina Langeneckert
Direktorin der Sozial - und Jugendbehörde

„Wie ist denn das, wenn ich kein Geld für Medikamente habe?“ Nicht nur Worte, so betonten alle Redner, sondern Taten seien gefragt, um Mitbürgern in Notlagen beizustehen. Karina Langeneckert sprach als Vertreterin von Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD): „Nicht nur das Essen. Die Gemeinschaft ist wichtig. In Karlsruhe sind Menschlichkeit und Solidarität eben keine leeren Worte.“ Die Direktorin der Sozial - und Jugendbehörde dankte allen Helfenden. Und Hilfe tue Not.

Pfarrerin Lara Pflaumbaum von der Johannis-Paulus Gemeinde bemerkte, dass sich in den Jahren seit 2019 einiges verändert habe. Nicht nur wegen der drei Jahre, in denen die Vesperkirche coronabedingt außerhalb des Kirchenraumes stattgefunden habe. Und nicht nur, weil man einen Teil des Versorgungsangebotes an offizielle Stellen für Menschen mit einer Alkoholproblematik ausgelagert habe.

Es seien diesmal deutlich mehr schwere Krankheitsfälle behandelt worden. Das Team rund um den ehrenamtlich arbeitenden Mediziner Andreas Etzler habe viele Wunden versorgen müssen und auch die Veterinärsprechstunde war stark nachgefragt. „Die Armut ist größer geworden“, stellte Lara Pflaumbaum fest. Und deshalb sei die Vesperkirche mit ihrem breiten Angebot an medizinischer Versorgung, an Wärme und Gemeinschaft und an offenen Ohren unverzichtbar. Aber auch an offenen Augen: „Natürlich gibt es immer wieder auch Störenfriede, die wir der Kirche verweisen müssen“, so die Pfarrerin, aber auf die Vesperkirche zu verzichten, sei keine Option. Im Gegenteil: Helfer, Spender und Mitstreiter sowie die Gäste freuten sich bereits auf die Neuauflage im Jahr 2025. 

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