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Nachhaltiges Feiern?

„Das Fest“ in Karlsruhe braucht 60.000 Kilowattstunden Strom

Wenn beim „Fest“ bald die Musik von Rea Garvey und Alyona Alyona dröhnt, sind rund 200 Lautsprecher mitverantwortlich. Auch in Karlsruhe ist Energieverbrauch ein Thema.

Besucher des Open-Air-Festival „Das Fest“ in Karlsruhe verfolgen in der Günther-Klotz-Anlage den Auftritt einer Band.
Der Hügel in Karlsruhe wird bald wieder von der Hauptbühne aus mit lauter Musik beschallt. Foto: Uli Deck/dpa/Archiv

Mehr als 450 Scheinwerfer, Movinglights, Blinder und Effektlichter, rund 200 Lautsprecher und einige Hundert Kilometer Kabel: Wenn „Das Fest am See“ am 12. Juli in Karlsruhe beginnt und ab dem 20. Juli rund 250 000 Besucher beim „Fest“ selbst erwartet werden, wird das Festivalgelände in der Günther-Klotz-Anlage zu einem kleinen Energie-Hotspot. Die Stadtwerke rechnen mit einem Strombedarf von rund 60.000 Kilowattstunden.

Klingt vielleicht nach viel. Aber mit dem durchschnittlichen Tagesverbrauch im gesamten Stadtgebiet verglichen sind es den Angaben nach gerade mal rund 1,4 Prozent. „Daraus ist ersichtlich, dass dies keine nennenswert signifikante Erhöhung des Tagesenergiebedarfs oder der Leistung in Karlsruhe zur Folge hat“, erklärt ein Sprecher. Rechnet man den Bedarf auf Haushalte mit einem Jahresverbrauch von im Schnitt 2.300 Kilowattstunden um, wird während der elf Festivaltage weniger Strom verbraucht, als 30 Haushalte im Jahr nutzen.

Beim Abschätzen des Stromverbrauchs werden vor allem Erfahrungswerte aus den Vorjahren herangezogen, wie ein Sprecher der KME Karlsruhe Marketing und Event GmbH erläutert.

Beim Netzbetreiber TransnetBW müsse nur ein signifikanter Strommehrbedarf angemeldet werden, so der Stadtwerke-Sprecher. Bei der überschaubaren Mehrbelastung sei dies nicht nötig beziehungsweise fließe in die tägliche Prognose mit ein.

„Das Fest“ hat eine eigene Trafostation

Der Veranstalter schließt einen Stromvertrag mit den Stadtwerken ab. Versorgt wird „Das Fest“ dann über eine eigene Trafostation, die an das 20-Kilovolt-Mittelspannungsnetz angeschlossen ist. „Sie ist eine von 863 Kundenstationen und 932 Netzstationen in Karlsruhe“, erklärt der Sprecher der Stadtwerke. „Von daher ist mit keinen Auswirkungen auf die angrenzenden Straßen und Stadtteile zu rechnen.“

Eine stromtechnische Herausforderung sei die Verlegung der unzähligen Niederspannungskabel und Kabelverteiler für alle Verbrauchstellen wie Hauptbühne, Feldbühne, DJ-Bühne, Kulturbühne, Rummelplatz, Essens- und Getränkeversorgung mit Kühlaggregaten sowie die Beleuchtung. Falls aus irgendeinem Grund die Versorgung aus dem städtischen Netz unterbrochen würde, habe die KME eine Ersatzstromanlage.

Einen Stromausfall auf den Bühnen hatten wir noch nie.
Sprecher der KME

„Natürlich sind auch bei „Das Fest“ schon Sicherungen rausgeflogen“, sagt der KME-Sprecher. „Bislang aber nur in eher kleineren Bereichen. Einen Stromausfall auf den Bühnen hatten wir noch nie.“ Ein professionelles Stromteam behalte die Stromkreise sowie kritische Infrastrukturen im Auge und könne auch schon frühzeitig eingreifen.

„Das Fest“ wird den Angaben nach mit sogenanntem Naturstrom beliefert. „Hierbei handelt es sich nahezu aus Strom, der aus Solaranlagen in Karlsruhe stammt“, erklärt der Stadtwerke-Sprecher. Auch Ökostrom aus Wasserkraft liefert „Saft“ für Scheinwerfer und Co.

Nachhaltiges Feiern ist ein Thema in der Karlsruher Günther-Klotz-Anlage

Überhaupt ist nachhaltiges Feiern ein Thema: „Selbstverständlich gehört es da auch dazu, den Energieverbrauch im Blick zu behalten“, erklärt der KME-Sprecher. So würden hauptsächlich LED-Lichtquellen verwendet, die deutlich weniger Energie verbrauchen als die früher genutzte konventionelle Glühlampentechnik.

Bei der Wege-Beleuchtung würden beispielsweise seit einigen Jahren Solarlampen eingesetzt. Auf den Ticketpreis wirkten sich die Energiekosten ohnehin nicht aus.

Auch bei „Wacken“ und „Rock im Park“ geht es ums Energiesparen

Energiesparen ist aber nicht nur in der Heimatstadt des Versorgers EnBW im grün-regierten Südwesten angesagt: Beim Metal-Festival „Wacken Open Air“ in Schleswig-Holstein war vergangenes Jahr laut einem Sprecher erstmals ein mit sogenanntem grünem Wasserstoff betriebener Shuttlebus im Einsatz – ebenso wie mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen zur Versorgung der Ladestationen für E-Fahrzeuge, die auf dem Festival genutzt werden.

Und es geht weiter: Das Energiemanagement soll dem Sprecher zufolge ausgebaut werden.

Bei „Rock im Park“ in Nürnberg wiederum werden Toilettenburgen und Müllstationen laut einer Sprecherin seit 2019 mittels Photovoltaik betriebener Beleuchtung ausgeleuchtet. „Derzeit prüfen wir weitere Einsatzfelder auf dem Festival und planen den weiteren Ausbau beispielsweise im Helfercamping und den Lagerbereichen.“

Künftig sollen dort auch keine Generatoren mehr zur Stromversorgung des Festivalbetriebs eingesetzt werden, die Energie soll stattdessen aus dem nächstgelegenen Stromnetz bezogen werden.

„Es sind lediglich an den neuralgischen Energieknotenpunkten Generatoren für den unwahrscheinlichen Notfall positioniert, dass die Energieversorgung über den lokalen Stromlieferanten ausfällt“, erklärt die Sprecherin. Besucherinnen und Besuchern sei es generell untersagt, Generatoren auf die Campingplätze mitzubringen.

Auch beim „Southside Festival“ in Neuhausen ob Eck (Landkreis Tuttlingen) vor Kurzem standen Aggregate, Stromgeneratoren und externe Autobatterien auf der „Leave it!“-Liste.

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