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Auflösung Teil 14

„Erkennen Sie Karlsruhe?“: Im „Tulla“ waren sogar Hollywood-Stars zu Gast

Viele Teilnehmer und sehr schöne Anekdoten: Die Serie „Erkennen Sie Karlsruhe?“ fragte nach dem Tullabad, das heute als Exotenhaus genutzt wird und schon Filmkulisse war.

Bauarbeiten im Tullabad Karlsruhe
Blick zurück in alte Zeiten: Was wird hier gebaut? Die Aufnahme des bekannten Karlsruher Fotografen Horst Schlesiger entstand am 2. April 1955. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe/Horst Schlesiger

Was ein altes Foto auslösen kann! Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Fotorätselserie „Erkennen Sie Karlsruhe?“ hat es nach dem Blick auf die Aufnahme in der Nase gekitzelt. Den Geruch von Chlor nahmen sie dann wahr, wie sie schreiben – so, als sei ihr Besuch in dem Gebäude gerade ein paar Minuten her. Die allermeisten unserer Rätselfans wussten übrigens die Antwort auf unsere Frage: Das Bild aus dem Jahr 1955 zeigt die Baustelle Tullabad.

Es wurde noch im selben Jahr eröffnet, und offensichtlich lernten sehr viele Karlsruherinnen und Karlsruher hier Schwimmen. Seit Ende Februar 2008 ist das Bad geschlossen und wird nun ganz anders genutzt, wie das Auflösungsfoto zeigt – als Exotenhaus des Zoos nämlich. Seit 1991 steht das Gebäude mit der großen Glasfront unter Denkmalschutz. Vielleicht wurde Hollywood auch deshalb auf das Tullabad aufmerksam.

Viele Karlsruher nutzten das Tullabad als Ort für die Körperhygiene

In ihren Mails und Briefen an die Redaktion schrieben viele Teilnehmer, dass sie sich an das kalte Wasser erinnern, an ihre Erlebnisse auf dem Zehn-Meter-Turm und beim Schulschwimmen. „Willst Du ins Becken, wasch dich erst rein, tust Du dies nicht, bist Du ein – ungern gesehener Badegast“. Auf ihrem Weg von den Umkleiden ins immer zu kalte Wasser haben zig Generationen diesen Hinweis passiert, schreibt Andreas Konrad.

Apropos Reinigung: Wie üblich früher, nutzten die Menschen Bäder auch zur Körperhygiene. Herbert Sitzler lebte damals in der Südstadt. Ein Bad gab es nicht, die Toilette einen halben Stock tiefer teilte sich die Familie mit Nachbarn. Also kauften die Eltern Badekarten für die Kinder. Auch die Eltern von Jörg Cwienk schickten ihn und seinen Bruder „zur Generalreinigung“ ins Tulla.

Wir schrubbten uns gegenseitig den Rücken.
Josef Brauns
Regelmäßiger Besucher des Tullabads

Josef Brauns kam im Wintersemester 1957/58 nach Karlsruhe. Bis zum Tod der Eltern habe seine Familie nur einen einzigen (Kalt-)Wasserhahn in der Küche gehabt. „Gebadet wurde (allenfalls samstags) in einer ovalen Zinkbadewanne in der Küche, das Wasser dafür wurde in einem Topf auf dem Herd erwärmt und eine Wannenfüllung aus Sparsamkeitsgründen für zwei Personen hintereinander genutzt“, schreibt er. Deshalb habe er den Besuch des Tullabads mit seinen Dusch- und Schwimmgelegenheiten als Luxus empfunden, „wenn wir uns gegenseitig den Rücken schrubbten“.

Mitte der 60er-Jahre ging Peter Stahl oft morgens um sieben schon ins Tulla. Öfter beobachtete (und bewunderte) er dabei einen einseitig beinamputierten Mann, der vom Beckenrand sprang und kraulend seine Bahnen zog. „Kriegsversehrte waren damals im Stadtbild noch präsent“, schreibt der Karlsruher.

Das ehemalige Tullabad ist heute das Exotenhaus des Zoos.
Die Tiefe des Raums ist weg: Heute bahnen sich Besucher den Weg durch das dicht bepflanzte Exotenhaus des Zoos. Foto: Peter Sandbiller

1955 war Dieter Raisch als Betonbaulehrling auf der Baustelle Tullabad beschäftigt. Die Feuerwehr flutete damals das fertiggestellte Schwimmbecken mit Wasser, um die Dichtigkeit zu prüfen. „Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen und bestieg während meiner Mittagspause den Zehn-Meter-Sprungturm und sprang herunter“, erzählt der Stutenseer. Zufällig war zeitgleich ein BNN-Reporter auf der Baustelle. In einer der nächsten Ausgaben erschien dann laut Raisch ein Bericht über den Baufortschritt mit Bild und dem Untertitel: „Der erste Badegast“.

Der US-Soldat Ray Elwood (Joaquin Phoenix) raucht in einer Szene des neuen Kinofilms "Army Go Home!" eine Zigarette.
Joaquin Phoenix spielte die Hauptrolle in den Fim „Army Go Home!" Foto: Film/picture-alliance/dpa

Die Gerüstbauer für die Stahlkonstruktion haben Dieter Raisch damals dermaßen fasziniert, dass er nach seiner Lehre eine Stelle bei einer Karlsruher Gerüstbaufirma antrat. Nach seinem beruflichen Aufstieg gründete Raisch 1988 seine eigene Gerüstbaufirma, die noch heute besteht.

Als Wasserspringer hat Helmut Hünerfauth das Tullabad damals eingeweiht. Er hat dort viermal die Woche trainiert, auch Wasserball gespielt und ist für den FSSV geschwommen. Bevor das Bad geschlossen wurde, durfte der Karlsruher den letzten Sprung ausführen: einen Salto, vorwärts gehechtet.

Die große Filmwelt war zu Gast im Karlsruher Tullabad

Silvia Hügler hat an ihre Sprungkünste weniger gute Erinnerungen. Im Schulsport musste die Klasse Köpfer üben. Als sie nach einem Bauchplatscher einen weiteren Versuch verweigerte, gab ihr die Lehrerin eine Sechs im Schwimmen. Gabi Böhm hatte beim Kopfsprung ebenfalls ihre Schwierigkeiten. Als Schülerin des Fichte-Gymnasiums war es den Schülerinnen mitunter peinlich, dass auf der Tribüne oft Zuschauer saßen, „meistens Jungs aus den anderen Schulen, die sich natürlich köstlich amüsierten – vor allem bei meinen missglückten Kopfsprungversuchen“.

Glamouröser ging es zu, als die große Filmwelt zu Gast war. Regisseur Greg Jordan drehte die Komödie (2001) mit den Hollywood-Stars Joaquin Phoenix und Ed Harris auch im Tulla. Daran erinnern Gerhard Deutsch und Daniel Lott.

Der Schauspieler Ed Harris.
Schauspieler Ed Harris. Foto: Richard Shotwell (picture alliance/Invision/AP/dpa)

Auch der „Tatort“ nutzte die Karlsruher Kulisse

Bernhard Glanz’ stärkste Erinnerung an das Tullabad ist eine Szene in einem „Tatort“, bei dem im Tullabad eine Geisel festgehalten wurde. Da die Befreiung schnell gehen musste, fuhr kurzerhand ein Polizeiauto durch den verglasten Eingangsbereich und machte so den Weg ins Innere frei, um die Geisel zu retten. „Leider weiß ich den Titel und die/der ermittelnde Kommissar/in nicht mehr. Es ist schon lange her, als der Film im Fernsehen lief.“ 

„Ich finde die Aktion mit den Archivbildern eine gelungene Idee – Gratulation“, schreibt der Pforzheimer Heinz Gramsch. Eric Wychlacz, Diplom-Archivar beim Stadtarchiv, wählt die alten Aufnahmen für die Serie „Erkennen Sie Karlsruhe?“ aus. Die Einrichtung und ihre Leiterin Katrin Dort unterstützen die Reihe in den BNN mit Rat, Tat und Gewinnen für die Teilnehmenden.

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