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Tauschparty

In Karlsruhe bekommen Kleider dank GloW eine zweite Chance

Es geht um Nachhaltigkeit und ein neues Verständnis für Konsum. Darauf setzt der Verein GloW mit seinen Kleidertauschpartys in Karlsruhe. Jetzt fehlen noch die Männer.

Der Karlsruher Verein GloW will mit seinen Kleidertauschpartys für einen nachhaltigen Kleiderkonsum werben.
Der Karlsruher Verein GloW will mit seinen Kleidertauschpartys für einen nachhaltigen Kleiderkonsum werben. Foto: Jörg Donecker

Wie im sagenhaften Schlaraffenland kann sich jeder etwas Passendes gratis mitnehmen. Auf schön geordneten Tischen und Kleiderstangen locken Gestreiftes, Seidiges, Luftiges und viele Jeans.

Unter der Bezeichnung „Kleiderei“ veranstaltete am Freitagabend der Verein GloW Karlsruhe – „Globales Lernen – Wandel gestalten“ – die zweite Kleidertauschparty mit Lounge-Musik im hell gestalteten Hinterhof des Co-Working-Space „SteamWork“ in der Roonstraße.

„Die ersten Interessentinnen sind schon früher, um 17 Uhr gekommen“, sagt Gina Rezmann vom Verein amüsiert. 

Vor allem Frauen kommen bei der Karlsruher Kleiderei auf ihre Kosten

Zumeist Frauen finden Anziehsachen und halten sie sich vorab am großen Spiegel an der Mauer vor, um zu prüfen, ob sich der Weg in die Umkleidekabine lohnt. „Es wäre schön, wenn wir mehr Männerkleidung hätten“, so Rezmann mit Blick auf den einzigen Herren-Tisch.

Im Sinn von Nachhaltigkeit soll die Kleiderei das Bewusstsein für überlegteren Konsum und soziale Verantwortung schärfen. Zudem werde auf elegante Weise der Kleiderschrank „ausgemistet“, denn jeder dürfe Kleidung herbringen, die er nicht mehr anzieht – ob aus modischen Gründen oder weil es nicht mehr passt – und darf sich mit „neuen“ alten Teilen versorgen. Wer nichts bringe, dürfe sich aber auch bedienen.

Wir wollen Zusammenhänge aufzeigen und – das ist uns ganz wichtig – ins Handeln kommen.
Gina Rezmann
GloW Karlsruhe

„Wir wollen Zusammenhänge aufzeigen und – das ist uns ganz wichtig – ins Handeln kommen“, erklärt Rezmann die Arbeit des Vereins, weshalb sie auch Workshops mit Schülern beispielsweise über Elektronik, Ernährung und eben Textilkonsum veranstalteten.

Damit lösten sie Reaktionen aus von euphorischer Aufbruchstimmung – „unsere Stimme wird gehört“ – bis Fatalismus à la „es ist eh alles kaputt“.

Karlsruher Aktive zeigen die weite „Reise einer Jeans“

„Spiele die Reise der Jeans“ steht an einem Tisch über einer „bewusst auf dem Kopf stehenden Weltkarte“, wie Nina Witbooi vom Projektteam erläutert. Die Besucher sehen, dass Baumwolle aus Usbekistan kommt, in der Türkei versponnen, in Taiwan zu Stoff gewoben und in Tunesien gefärbt wird.

Bis das Label angenäht sei, habe die Jeans neun Länder „bereist“ und das nur „wegen der günstigen Arbeitskräfte“, so Witbooi.

Besucher sind angetan von der Kleiderei

„Ein Teil von dem, was wir nicht loswerden, behalten wir für die nächste Kleiderei, ein Teil erhält die Diakonie“, merkt Rezmann an, doch alle Tische sind gegen Ende der Veranstaltung merklich geleert.

Die 29-jährige Nina Stork findet die Aktion „echt cool“. Sie habe einen Jumpsuit ihrer Schwester gebracht und einen Pulli „im Schweden-Look für laue Sommernächte“ mitgenommen.

Ivonne aus Darmstadt ist „aus Neugier von einem Coaching-Event hinten im Hof rübergekommen“. Sie hat sich spontan in ein altrosa Maxi-Kleid mit Spitze im Empire-Stil verliebt. Sie shoppe auch sonst gebrauchte Kleider auf Plattformen im Internet.

Ich freue mich sehr, dass mein Kleid eine neue Zukunft hat.
Anemone
Mitwirkende bei der Kleiderei

Für Anemone „ist es Spaß und stärkt das Gemeinschaftsgefühl“. Ein olivfarbenes Sommerkleid hat sie gleich anbehalten. Die Frau, die es gebracht hat, habe sie darin gesehen und gesagt: „Ich freue mich sehr, dass mein Kleid eine neue Zukunft hat.“

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