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Nach 20 Jahren Vorsitz

Überraschung bei Karlsruher CDU: Zwei Kandidaten kämpfen um Nachfolge von Kreischef Wellenreuther

Nach 20 Jahren gibt der Karlsruher CDU-Chef Ingo Wellenreuther sein Amt auf. Auf dem Stimmzettel für seine Nachfolge stehen zwei Namen. Einer davon ist den Karlsruhern noch von der OB-Wahl 2020 ein Begriff.

Die CDU vor dem Umbruch: Im Juli wird die Nachfolge von Kreischef Ingo Wellenreuther geklärt.
Die CDU vor dem Umbruch: Im Juli wird die Nachfolge von Kreischef Ingo Wellenreuther geklärt. Foto: Fabian Strauch/dpa

Diesen Namen hatten selbst viele Insider nicht auf dem Zettel: Marc Nehlig will neuer Kreisvorsitzender der Karlsruher CDU werden. Der 27-Jährige trat 2020 als parteiloser Kandidat bei der Karlsruher Oberbürgermeisterwahl an. „Seit 2021 ist er CDU-Mitglied“, erklärt der aktuelle Kreischef Ingo Wellenreuther, der im Sommer sein Amt nach 20 Jahren abgibt.

Im Juli soll die Neuwahl stattfinden. Dann steht mindestens ein weiterer Name auf dem Zettel: Die frühere Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin Katrin Schütz erklärte bereits im Februar ihre Bewerbung.

Theoretisch kann noch am Tag der Wahl jemand seinen Hut in den Ring werfen. „Wir hatten aber gebeten, dass mögliche Bewerber sich bis Ostern erklären“, so Wellenreuther. Er meint: „Wenn jemand sagt, dass die CDU keine Jugend und keine Frauen aufbieten kann, zeigen wir, dass wir es doch können.“

Er freue sich, dass die Parteimitglieder nun mit zwei sehr unterschiedlichen Kandidaten bei dieser wichtigen Zukunftsentscheidung eine echte Wahl hätten. Beide Kandidaten sollen sich in den nächsten Monaten in den verschiedenen Gremien und Ortsverbänden vorstellen.

Marc Nehlig an seinem Lieblingsplatz im Karlsruher Schlossgarten
Ging bei der OB-Wahl ins Rennen: Im Jahr 2020 war Marc Nehlig noch parteilos. Jetzt will er CDU-Kreisvorsitzender werden. Foto: Jörg Donecker

Bei der OB-Wahl holte der als Standesbeamter bei der Stadt tätige Nehlig 6,37 Prozent der Stimmen. „Ich sprach ihn noch im Rathaus an, ob er nicht zur CDU kommen will“, erzählt Wellenreuther: „Er hat früh gezeigt, dass er Verantwortung übernehmen will.“

Nehlig wurde in Kandel geboren. Vor acht Jahren habe er Karlsruhe zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht. „Ich identifiziere mich mit unserer schönen Stadt, und ich finde, man muss sich auch trauen und nicht scheuen anzupacken, wenn man etwas bewegen will“, so der 27-Jährige. Und weiter: „.Nach den jüngsten verlustreichen Landtags- und Bundestagswahlen ist es an der Zeit, Bewährtes zwar zu bewahren, aber vor allem Neues zu wagen. Wir haben jetzt die Chance, unserer Partei ein neues Gesicht zu geben.“

Nehlig ist sicher: „Wir müssen als konservative Partei der Mitte unserer Gesellschaft wieder ein Bollwerk sein und im parlamentarischen Sinne eine starke Opposition zu der aktuell herrschenden rot-grünen, ideologisch geprägten Verbotspolitik darstellen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es gemeinsam schaffen können und in der Zukunft wieder als stärkste Kraft sowohl auf kommunaler als auch auf Landes- und Bundesebene auftreten werden.“

Schütz will sich um Geschlossenheit der CDU Karlsruhe bemühen

Die 55 Jahre alte Katrin Schütz war von 2006 bis 2016 Mitglied im Landtag. Von April 2014 bis Juni 2016 war sie Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg und von Mai 2016 bis Mai 2021 Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg.

Kandidatur: Die frühere Wirtschafts-Staatssekretärin Katrin Schütz will Nachfolgerin von Ingo Wellenreuther an der Spitze des CDU-Kreisverbandes Karlsruhe-Stadt werden.
Die frühere Wirtschafts-Staatssekretärin Katrin Schütz will Nachfolgerin von Ingo Wellenreuther an der Spitze des CDU-Kreisverbandes Karlsruhe-Stadt werden. Foto: Wolfram Kastl/dpa

„Die CDU Karlsruhe liegt mir sehr am Herzen, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir uns geeint und geschlossen neu aufstellen“, erklärt sie ihre Kandidatur. Sie betont: „Es ist mir ein Anliegen, unsere Mitglieder und die Bürger in Karlsruhe für die CDU zu gewinnen und unseren Kreisverband zur Geschlossenheit zurückzuführen. Dabei sehe ich meine Rolle vor allem als Vermittlerin, denn eine solche Aufgabe können wir nur gemeinsam und als Team bewältigen.“

Die Frage der Geschlossenheit dürfte ein wichtiger Punkt sein: Zuletzt wurde immer wieder deutlich, dass die CDU tief gespalten ist. Letzter Beleg dafür war die Wahl zum Fraktionsvorsitz im Gemeinderat: Für Detlef Hofmann stimmten fünf Stadträte, die übrigen vier votierten mit Nein.

Insider waren davon ausgegangen, dass auch in der Fraktion Interesse am Kreisvorsitz bestehen könnte. Von dort gibt es nach aktuellem Stand jedoch keine Bewerbung.

Die Karlsruher CDU hat nach Angaben von Wellenreuther rund 1.200 Mitglieder und 25 Ortsverbände. „Da wird sich die Frage nach Fusionen stellen“, so der Kreischef. Er verlor im vergangenen Jahr sein Bundestagsmandat und erklärte dann seinen Rückzug von der Parteispitze. „Nach 20 Jahren darf ich das guten Gewissens tun“, meint der 62-Jährige. Gewählt wird der Kreischef stets für zwei Jahre.

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