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Lob für städtische Ämter

Großbaustelle in der Karlsruher City: Café-Gäste sitzen trotz des Abbruchlärms gern im Freien

Für die Gastronomen im Nahbereich der Karlsruher P&C-Baustelle ist der Abbruchbetrieb eine besondere Herausforderung. Wie kommen sie damit zurecht?

10.05.2023 Abrissarbeiten am P&C Parkhaus
Unter Lärm und Schmutz durch die Abrissarbeiten am alten P&C-Gebäude leiden die benachbarten Geschäftsleute und Gastronomen. Foto: Rake Hora /BNN

Mit wütendem Rattern beißt sich das hydraulische Baggermaul in den betagten Stahlbeton. Es knirscht, es schabt und es staubt. Der Wasserstrahl, den einer der Abbruch-Mitarbeiter auf den Ort des Geschehens im einstigen zweiten Obergeschoss des P&C-Parkhauses richtet, wirkt wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.

Passanten, die im äußeren Zirkel zwischen Ritter- und Lammstraße unterwegs sind, halten sich wegen der unangenehm knirschenden Geräuschkulisse die Ohren zu, zwei Männer bleiben stehen, um das Geschehen per Handy zu filmen.

An der Ecke zur Ritterstraße steht unterdessen Mustafa Arslan und blickt mit gemischten Gefühlen gen Osten auf die dortigen Aktivitäten hinter dem Bauzaun. Seit sieben Monaten betreibt der Gastronom das Lokal „Truvas“ – was soviel heißt wie Troja. Den Baulärm und den Dreck – all das merke er schon, erklärt der Chef, der wie alle Gastronomen an anderer Stelle gerade die kräftezehrende Corona-Zeit hinter sich gebracht hat.

Lärm, Staub und Dieselqualm

Neun Sitzplätze haben seine Gäste zwischen Fußweg und Zirkel, und wer hier Platz nimmt, muss momentan eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen. Regelmäßig passieren die schweren Lastautos des Abbruchunternehmens auf ihrem Weg zur P&C-Baustelle den Freisitz des „Truvas“. Auch wenn die Trucker mitunter freundlich grüßen, es bleiben Lärm und Dieselqualm.

Ein paar Meter weiter in der Ritterstraße Richtung Süden ist das Café „MoccaSin“ seit gut 20 Jahren ein Fixpunkt für junge und ältere City-Gänger. Für Inhaber Bernd Hocke war die Nachricht, dass direkt vor seiner Tür jahrelang Baubetrieb sein würde, erst einmal eine Hiobsbotschaft. „Im Hochsommer“, sagt der Unternehmer, „entfallen nur 20 Prozent unseres Umsatzes auf Gäste, die im Innenraum sitzen“.

Weitere 40 Prozent gehen auf das Konto der Außenplätze, die restlichen 40 Prozent machen Kunden aus, die Kaffee „To Go“ bestellen, ihren Becher also mitnehmen. Entsprechend groß waren zunächst Hockes Befürchtungen mit Blick auf Abriss und Neubau nebenan.

Befürchtungen: Bernd Hocke, Betreiber des Cafés MoccaSin in der Ritterstraße sieht den weiteren Abrissarbeiten am Parkhaus gegenüber seinem Lokal mit gemischten Gefühlen entgegen.
Befürchtungen: Bernd Hocke, Betreiber des Cafés MoccaSin in der Ritterstraße sieht den weiteren Abrissarbeiten am Parkhaus gegenüber seinem Lokal mit gemischten Gefühlen entgegen. Foto: Sara Manzari

Fürs Erste zieht er aber eine keineswegs nur negative Zwischenbilanz. Das liegt wesentlich an dem Umstand, dass das Café „MoccaSin“ trotz des vorgerückten Bauzauns vis-à-vis weiterhin eine einen Meter breite Außenbestuhlung vorhalten darf. Er sei überrascht, wie duldsam seine Gäste seien, erklärt Bernd Hocke. Denn trotz aller Einschränkungen säßen sie immer wieder draußen – sofern es nicht gerade regnet.

Lob für städtische Ämter

Die frohe Kunde, dass er trotz der Straßenverengung durch die Baustelle nicht ganz auf seine Plätze im Freien verzichten muss, hat der Gastronom Anfang April bekommen. Wirtschaftsförderung, Tiefbauamt und Straßenverkehrsbehörde hätten gut zusammengewirkt, gibt Hocke zu Protokoll. „Insgesamt ist das ein Kompromiss, mit dem wir leben können“, fasst er zusammen.

Insgesamt ist das ein Kompromiss, mit dem wir leben können.
Bernd Hocke, Inhaber Café „MoccaSin“

Das können augenscheinlich auch die beiden Freundinnen Karin und Denise. Der Baustellenbetrieb hindert die Studentinnen nicht daran, ihre Latte Macchiato vor dem Lokal im Freien zu schlürfen. „Wir freuen uns, dass wir hier so viel Platz haben“, erklären sie unisono.

Durststrecke: Mustafa Arslan, der Chef des türkischen Lokals „Truvas“ Ecke Ritterstraße und Äußerem Zirkel, rechnet mit weniger Gästen wegen der schmutz- und geräuschintensiven Arbeiten.
Durststrecke: Mustafa Arslan, der Chef des türkischen Lokals „Truvas“ Ecke Ritterstraße und Äußerem Zirkel, rechnet mit weniger Gästen wegen der schmutz- und geräuschintensiven Arbeiten. Foto: Sara Manzari

Nicht weit entfernt , an der Nordseite des Äußeren Zirkels, ist seit Jahren das Ladengeschäft „Henrys“ ansässig. Dort gibt es Jonglage- und sonstige Freizeitartikel. Mitarbeiterin Gaby Merke, die hinter der Theke steht, berichtet vor allem von staubigen Zeiten. Die Schaufenster müssten wegen der aktuellen Abriss-Tätigkeiten deutlich häufiger als früher gereinigt werden, lässt sie wissen. Nach den Umsatzeinbußen durch Corona seien die neuerlichen Einschränkungen alles andere als ein Segen.

Auf der Baustelle schreiten die Arbeiten derzeit stramm voran, berichtet Bea Steindor, Sprecherin der zuständigen James Cloppenburg Real Estate Holding KG. Beschwerden von Nachbarn und Anwohnern habe man noch nicht bekommen.

Soeben haben ihr zufolge die Abbruch-Experten die Dachkonstruktion mithilfe des Krans zerlegt und vom Gebäude gehievt. Voraussichtlich Anfang Juni werde das Parkhaus vollständig rückgebaut und das Verkaufshaus vollständig entkernt sein, so Bea Steindor.

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