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Dieses Wochenende

Pop, Club und Elektronik beim Giga-Hertz-Fest in Karlsruhe

Der renommierte Karlsruher Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik und Klangkunst öffnet sich dieses Wochenende einem breiteren Publikum. Ein Abend steht im Zeichen tanzbarer Sounds.

Das finnisch-deutsche Trio This Machine! erhält 2023 im ZKM den Förderpreis PopExperimental.
Ätherischen Pop zwischen Beats und Klassik macht das finnisch-deutsche Trio This Machine!, das beim Giga-Hertz-Festival 2023 den Förderpreis PopExperimental erhält. Foto: Jaako Taavila

Musik, vor der „man am liebsten weglaufen und noch mehr dazu tanzen möchte“: Das klingt abschreckend und verführerisch zugleich. Zu erleben, ist das an diesem Freitag beim Giga-Hertz-Festival am Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). Die Musik zu diesem reizvollen Widerspruch, den die Jurorin Jovanka von Wilsdorf über die Klangexperimente von bela formuliert, hat jedenfalls das Zeug dazu, eine breitere Masse neugierig zu machen auf den Giga-Hertz-Preis.

Neu am ZKM: Experimente zwischen Pop, Club und Elektronik

Er hat sich geöffnet. Grundsätzlich ist der im Jahr 2007 in Karlsruhe ins Leben gerufene Award vor allem eine Angelegenheit für experimentelle und durchaus auch herausfordernde Computermusik. Mit dem neuen Förderpreis PopExperimental verneigt sich die Jury vor einer Tatsache, die der Festival-Leiter und Komponist Ludger Brümmer in seinem Wirkungsfeld beobachtet: eine Entwicklung zurück in konventionellere Formen.

Im Jahr 2022 wurde der neue Preis ins Leben gerufen, um talentierte Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich der experimentellen Pop- und Clubmusik zu unterstützen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis zeichnet Musiker aus, die in ihren Werken die eher akademisch geprägte elektronische Musik mit zeitgenössischen Strömungen der populären Musik verbinden. Er wird von der Fördergesellschaft ZKM/HfG e.V. gestiftet und nun erstmals mit der Popakademie Baden-Württemberg vergeben.

Experimente zwischen Pop, Club und zeitgenössischer Elektronik stehen also jetzt neben den avantgardistischen Strömungen ebenso im Rampenlicht. Der Freitag (8. Dezember) gehört innerhalb des fünftägigen ZKM-Festivals eben diesem Feld.

Nach dem Konzert gibt es eine DJ-Performance im ZKM-Foyer

Im Mittelpunkt stehen dann Thomas Köner, bela und das Trio „This Machine!“, das den Förderpreis gewann. Im Anschluss an das Konzert lädt das Festival im Foyer ab 22.30 Uhr zum Get Together mit DJ-Performance.

Mit Köners rhythmisierten Klangflächen beginnt der Abend. Köner zählt zu den einflussreichsten minimalistischen Komponisten der Moderne und erzeugt Faszination für elektronische Musik mit Tiefe. Sein Markenzeichen ist ein schier endloser Klang voller feiner Nuancen und Texturen. Seit 1994 kreiert Köner auch Musik für Stummfilme. 

Der Uraufführung von Köners „Compendium Narcoticum“ folgt eine dystopische Performance von bela (they/them) aus Seoul und Berlin. Breite Anerkennung erzielte bela mit dem Album „Guidelines“ – einem sensiblen Zugang zur traditionellen koreanischen Pungmul-Musik. In Performances gestaltet bela Pungmul-Musik mit Verzerrungen und Schreien zu einem Ritual für queere Wut und Trauer.

Preisträger-Trio „This Machine!“ inspiriert von Trip-Hop und Clubmusik

Hauptact des Abends ist das Trio „This Machine!“ Die Cousins und Cousinen Raili, Emilia und Kaspar Kuoppamäki lassen sich von einer Vielzahl an Genres inspirieren, die von Ambient über Trip-Hop, Clubmusik und zeitgenössischer Klassik reichen – ein Hauch von Portishead oder Massive Attack inklusive.

Dunkle, majestätische Nachtmusik von einem Ort, an dem die Nächte stets sehr lang sind.
Hans Nieswandt
Juror beim Giga-Hertz-Preis

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht das Sounddesign. Gesammelte Text-Schnipsel fügen sich mit den für einen Song geschriebenen Texten zusammen, sobald das instrumentale Fundament gelegt ist. Ihr Hybrid-Sound aus elektronischen und instrumentalen Teilen funktioniert als Metapher für das Zusammentreffen von synthetischen und organischen Lebensformen.

„Dunkle, majestätische Nachtmusik von einem Ort, an dem die Nächte stets sehr lang sind“, schildert Juror Hans Nieswandt. „Bei dem finnisch-deutschen Familienprojekt This Machine! trifft das Massive auf das Zerbrechliche, kantige Elektronik auf menschliche Sensibilität und Klanglandschaften auf Gesang unter sinistrem Schein der Nordlichter.“

Seit seiner Gründung ermöglicht das ZKM, abseits des Mainstreams in einer offenen künstlerischen Laborsituation zu komponieren und zu konzertieren. Im Jahr 2007 wurde der Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik und Klangkunst geschaffen, den das ZKM in Kooperation mit dem SWR Experimentalstudio alle zwei Jahre vergibt.

Preisträgerin für ihr Lebenswerk ist in diesem Jahr die US-amerikanische Komponistin Laurie Spiegel. Die Vergabe ist erstmals eingebettet in ein mehrtägiges Festival.

Noch bis Sonntag gibt es viele Gelegenheiten, mit Konzerten, DJ-Sets, Gesprächsrunden und Workshops für alle Altersgruppen in die faszinierende Welt der zeitgenössischen elektronischen Musik und Klangkunst einzutauchen. Höhepunkt des Festivals ist die Verleihung des Giga-Hertz-Preises am 9. Dezember (18.30 Uhr im ZKM-Foyer).

Service

Giga-Hertz-Festival noch bis 10. Dezember im ZKM Karlsruhe

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