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Barock-Party in der „Stadtmitte“

Von Growls zu Götterstimmen: Fünf unverzichtbare Highlights bei den Karlsruher Händel-Festspielen

Liebe, Mord und Barock ‘n’ Roll Thunder: Ein Politikrimi und musikalisches Crossover geben bei den 46. Internationalen Händel-Festspielen den Ton an.

Szene aus der Oper „Ottone“ bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe 2023
Liebe, Eifersucht, Verrat, und Rache – das sind die typischen Zutaten einer Barock-Oper. In Karlsruhe gibt es sie sowohl in der Wiederaufnahme der Oper „Ottone“, hier mit Raffaele Pe (Adelberto) und Lucía Martín-Cartón (Teofane), wie auch in der Neuproduktion „Siroe, Re di Persia“. Foto: Felix Grünschloß

Barock-Musik fetzt. Davon können längst nicht mehr nur Darmsaiten-Virtuosen oder Cembalisten ein Lied singen. Seit es die E-Gitarre gibt, schwappt der oft mitreißend rhythmische Sound aus der Klangschmiede so bedeutender Komponisten wie Henry Purcell, Georg Friedrich Händel oder Jean-Philippe Rameau über in Genres der Rock-Musik.

So entstand auch Neopera, eine Symphonic-Metal-Band aus Hamburg, die klassische Musik und Metal verbindet und jetzt in Karlsruhe die 46. Internationalen Händel-Festspiele aufmischt. Diese beginnen am 16. Februar mit der Neuinszenierung der Oper „Siroe, Re di Persia“, die wie ein Politkrimi daherkommt.

In knapp 20 Veranstaltungen können sich Liebhaberinnen und Liebhaber von Barock-Musik bis 4. März wieder auf viel Thrill und Triller einstellen. Von Händels faszinierendem Opernkosmos auch in „Ottone“ über die Händelakademie bis zu Galakonzerten und einer besonderen Geburtstagsfeier mit einem Konzert der Barock-Formation Red Priest im Club Stadtmitte reicht das Spektrum. Neben Stars der Barockszene wollen auch die bewährten Deutschen Händelsolisten wieder Händels Universum in all seinen Facetten strahlen lassen. Das sind die unverzichtbaren Höhepunkte:

„Siroe, Re di Persia“: Die zeitlose Macht von Intrigen und Liebe

Die Karlsruher Erstaufführung von Händels „Siroe, Re di Persia“ (16.,18., 21., 24., 29. Februar) unter der musikalischen Leitung von Attilio Cremonesi verspricht ein dramatisches Spektakel voller politischer und emotionaler Wirren.

Zwar gilt auch für diesen Thronfolge-Konflikt, was sich über nahezu alle Stoffe von Händels insgesamt 42 Opern behaupten lässt: Es ist kompliziert. Wer hier wen liebt oder auch nicht und wie am Ende alle Eifersucht und Intrigen in Wohlgefallen verpuffen, mit diesen Details muss man sich nicht zwingend vorab befassen. Es erschließt sich viel schöner von Arie zu Arie.

Regie führt Staatstheater-Intendant Ulrich Peters, der am Haus zuletzt die Oper „La Bohème“ von Giacomo Puccini inszenierte. Die Oper „Siroe“ wird heute selten gespielt, ist aber ein weiteres Beispiel für Händels musikalische Genialität wie auch für die zeitlose Natur menschlicher Konflikte.

Händel arbeitete für „Siroe“ erstmals mit dem Librettisten Pietro Metastasio zusammen. Zum letzten Mal wiederum hatte er bei der Uraufführung im Jahr 1728 am Londoner Haymarket Theatre seine Starbesetzung beisammen – Francesca Cuzzoni, Faustina Bordoni und den umjubelten Kastraten Senesino.

„Schaf“: Ein Tor zur Oper für die Jüngsten

Zum ersten Mal seit der Uraufführung von „Dino und die Arche“ vor zwölf Jahren richten sich die Händel-Festspiele wieder gezielt an ein junges Publikum. Die Kinderoper „Schaf“ (24., 25. und 27. Februar) ist eine charmante Einladung an Familien, gemeinsam in die Welt des barocken Musiktheaters einzutauchen.

Durch die Kombination von Werken Purcells, Händels und Monteverdis mit einer kindgerechten Erzählung bietet diese Oper eine wunderbare Gelegenheit, die Faszination für klassische Musik bei jungen Zuschauern zu wecken.

Von Growls zu Götterstimmen: Barock trifft Heavy Metal mit Neopera

In einem der ungewöhnlichsten und spannendsten Konzerte des Festivals fusionieren Händel-Melodien mit dem kraftvollen Sound von Heavy Metal (2. März). Die Band Neopera schlägt eine Brücke zwischen scheinbar konträren Musikwelten.

Auf klassischen Operngesang der Sopranistin Jasmin Gajewski aus Karlsruhe etwa treffen die düsteren, metaltypischen Shouts und Growls des Bassisten Denis Filimonov. Dass diese außergewöhnliche Klangreise ein Magnet ist für alle, die gerne musikalische Grenzen überschreiten, liegt auf der Hand. Das Konzert ist ausverkauft.

Crossover-Paradies: Spark trifft auf Valer Sabadus

In einem weiteren bemerkenswerten Crossover-Ereignis vereinen sich die in Karlsruhe gegründete, klassische Band Spark und der Countertenor Valer Sabadus unter dem Motto „Closer to Paradise“. Schon im Jahr 2011 hat Sabadus als Student zum ersten Mal bei den Karlsruher Händel-Festspielen in der Oper „Partenope“ mitgesungen. Als er 2015 für die Titelrolle der Oper „Teseo“ zurückkehrte, war er bereits ein Star und gefragter Gast bei Festspielen von Halle bis Aix-en-Provence. Mit Spark präsentiert Sabadus eine fesselnde Mischung aus Barockmusik und modernen Interpretationen.

Es ist ein echtes Herzensprojekt.
Daniel Koschitzki
Flötist und Mitglied von Spark

Thematisch geht es darin um die Sehnsucht, wie Spark-Mitglied Daniel Koschitzki aus Karlsruhe erklärt. Dieses Gefühl soll in Klängen vom Barock bis in die Moderne beleuchtet werden, von der Händel-Arie bis zum Depeche Mode-Cover. Das Konzept des Programms sowie alle Arrangements und Kompositionen stammen von Spark. Das gleichnamige Lied zum Programm hat Koschitzki eigens komponiert. „Es ist ein echtes Herzensprojekt und wir sind überglücklich, es bei den Festspielen präsentieren zu können“, so Koschitzki.

Fiktive Reise mit Schlosslichtspiel-Komponist Detlef Heusinger

In die Kleine Kirche am Marktplatz führt das inszenierte Konzert „Das Waisenhaus-Echo“ (28. und 29. Februar) von Detlef Heusinger, dem früheren Leiter des Experimentalstudios des SWR. Ausgangspunkt ist das Oratorium „The Triumph of Time and Truth“ von Georg Friedrich Händel, ein Spätwerk des erblindeten Komponisten aus dem Jahr 1756.

Heusinger schlägt mit Unterstützung eines Sprechers, der Singschule Cantus Juvenum sowie zwei Solisten eine narrative Brücke von Händels Zeit in die Gegenwart, inspiriert durch Händels philanthropisches Engagement für das erste Londoner Waisenhaus. Das Stück erzählt die fiktive Geschichte einer Benefizkonzertreise Händels ins heutige Deutschland, mit dem Ziel, eine nachhaltige Unterstützung für Waisenkinder zu schaffen.

Heusinger, anerkannt als einer der vielseitigsten Komponisten seiner Generation, machte zuletzt mit seiner Familienoper „Die Zeitreisemaschine“ sowie mit der Präsentation „ODE Im Lauf der Zeit“ bei den Karlsruher Schlosslichtspielen auf sich aufmerksam.

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