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Neujahr im Judentum

Warum der Karlsruher Rabbiner Mendelson das Jahr 5783 mit einem Widderhorn begrüßt

Silvester ist noch weit weg. Doch Juden feiern schon jetzt Neujahr. Datumswechsel ist in Karlsruhe am Sonntag um 19 Uhr.

Rabbiner  Mordechai  Mendelson  mit dem Widderhorn
Das Widderhorn erklingt: 100 Töne auf dem sogenannten Schofar spielt zum jüdischen Neujahrsfest Rabbiner Mordechai Mendelson. Foto: Jörg Donecker

Das Neujahrsfest fällt in den Herbst: In der jüdischen Welt endet am Sonntag, 25. September, das Jahr 5782, am Abend beginnt mit Sonnenuntergang dann das Jahr 5783. In Karlsruhe bedeutet das einen Datumswechsel um 19 Uhr, wie Rabbiner Mordechai Mendelson sagt. Niemand zündet Raketen, wirft Konfetti oder köpft eine Flasche Sekt.

Das sogenannte Rosh HaShana ist ein Moment, um Bilanz zu ziehen, erklärt Rabbiner Mordechai Mendelson. Es gehe um Einkehr und Umkehr. Dennoch: „Die Feiertage sind auch eine Freude“, versichert der Mann, der der weltweit aktiven Gruppierung Chabad angehört und seine Synagoge in der Herrenstraße betreibt. Apfel und Honig stehen dort am Abend auf dem Tisch, denn das neue Jahr soll süß und gesund werden.

Gegessen wird zudem Granatapfel: „So viele Kerne wie er hat, so viele gute Taten sollen wir tun“, erläutert der Rabbiner. In Israel stehen Obst und Gemüse an diesem Neujahr ganz besonders im Blick: Alle sieben Jahre lassen gläubige Bauern ihre Felder ruhen. Diese Pause für die Natur geht jetzt zu Ende.

Gebet am See

Montag und Dienstag dauert das Neujahrsfest an. In Karlsruhe führt es Gläubige zum See im Schlossgarten. Dort spricht Mendelson ein Gebet. „Die Fische im Wasser schließen ihre Augen nie“, erklärt er. Und auch Gott habe immer offene Augen. Gott als König annehmen: Auch das mache Rosh HaShana aus. Mendelson bläst dazu auf dem Schofar genannten Widderhorn. Montag und Dienstag muss er jeweils 100 Töne erzeugen. „Das ist wie früher, wenn ein König gekrönt wurde“, sagt der Familienvater.

In diesem Jahr kommen zu seinen Gebeten mehr Menschen als früher, denn in Karlsruhe begehen auch Flüchtlinge aus der Ukraine mit ihm das jüdische neue Jahr. Der Mann zum Beispiel, der mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern in einem Bus über Moldawien in die Stadt kam. „Wir versuchen zu helfen“, sagt Mendelson.

Er ist sicher: Viele Schutzsuchenden beten, dass sie im nächsten Jahr wieder in die Heimat können, dass sie dort in Frieden und Sicherheit leben werden. „Vergangenes Jahr konnte man sich die jetzige Situation noch nicht vorstellen, da hat man vielleicht für etwas Kleines gebetet.“ Schon Corona habe gezeigt, wie unvorhersehbar das Leben ist.

Wir sind dankbar, dass wir in dieser liberalen Stadt lebenWir sind dankbar, dass wir in dieser liberalen Stadt leben.
Rabbiner Mordechai Mendelson

„Wir sind dankbar, dass wir in dieser liberalen Stadt leben“, sagt der Rabbiner. Dankbar dürfe man auch sein, dass Gott einen durch das Jahr begleitet habe. „Rosh HaShana ist ein Blick zurück und nach vorne.“ Gleichzeitig ist es der Beginn eines ganzen Reigens von Feiertagen.

Zum Versöhnungstag Jom Kippur wird am 4. und 5. Oktober 25 Stunden lang gefastet. Das jüdische Laubhüttenfest Sukkot beginnt am Abend des 9. Oktober: Es dauert sieben Tage und erinnert an den Auszug aus Ägypten. Und das Thora-Freudenfest mit Tänzen in der Synagoge startet dann am Abend des 16. Oktober und wird auch am 17. Oktober noch begangen.

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