Als der Pächter der Pommesbude im Kölner Schwimmbad Lentpark den Preis für eine Portion Fritten im vergangenen Jahr auf sechs Euro erhöhte, machte das deutschlandweit Schlagzeilen. Gleich mehrere Zeitungen schrieben von der „Kölner Pommes-Preis-Explosion“ und fragten sich, wer das noch bezahlen kann.
„Für eine Familie mit zwei Kindern, die alle Pommes wollen, macht das 24 Euro. Für Pommes! Das ist doch verrückt.“, sagt Holger Berstett. Wenn der Badener für seine vier-köpfige Familie eine Runde Schwimmbad-Fritten für alle schmeißt, schlägt sich das mit weniger als der Hälfte zu Buche. 11,20 Euro, um genau zu sein. Macht 2,80 Euro pro Person – soviel nämlich kostet die Portion Pommes im Karlsruher Turmbergbad.
Größe des Schwimmbades spielt beim Pommes-Preis keine Rolle
Das familiäre Bad im Stadtteil Durlach, am Fuße des Turmbergs gelegen, gehört damit zu einem der günstigsten Schwimmbad-Pommes-Anbieter in unserer Region.
Die allermeisten Bäder zwischen Baden-Baden, Wörth und Rastatt verlangen für die knusprigen Kartoffelstäbchen zwischen 3 Euro und 3,80 Euro – meistens aber 3,50 Euro. Vereinzelt werden aber auch schon vier Euro aufgerufen: Im Karlsruher Rheinstrandbad Rappenwört zum Beispiel oder dem relativ kleinen Freibad in Malsch.
Preis für Portion Pommes in ausgewählten Bädern
- Sonnenbad Karlsruhe 4 Euro
- Turmbergbad Karlsruhe 2,80 Euro
Europabad Karlsruhe 2,80 Euro
Freibad Wolfartsweier 3,80 Euro
- Walzbachbad Weingarten 3,50 Euro
- Badepark Wörth am Rhein 3 Euro
- Freibad Bruchsal 3,50 Euro
- Freibad Waldbronn 3,50 Euro
- Albgaubad Ettlingen 3,50 Euro
- Badesee Buchzig 3,50 Euro
- Freibad Langensteinbach 3,50 Euro
- Waldbad Schöllbronn 3,20 Euro
- Schloßbad Remchingen 3,50 Euro
- Freibad Malsch 4 Euro
- Hardbergbad Baden-Baden 3,80 Euro
- Familienfreibad Natura Rastatt 4 Euro
- Nagoldfreibad Pforzheim 3,50 Euro
Was die Buden-Betreiber für ihre Pommes verlangen, hat kaum etwas mit der Größe des Bades zu tun. „Es ist eine Frage der Kalkulation“, erklärt Steve Tandler vom Turmberg-Bad.
Sein Chef und er hätten sich in diesem Jahr ganz bewusst dafür entschieden, die Preise niedrig zu halten. „Die Leute haben schon genug Probleme mit der Inflation“, sagt Tandler. Die 2,80 Euro will er so lange halten, wie es geht. „Aber ich fürchte, wir müssen im nächsten Jahr auch an der Preisschraube drehen“, sagt er.
Kartoffelpreis steigt seit 2021 fast stetig an
Die allgemeine Teuerung macht vor niemandem halt. Auch nicht vor den Pommesbuden-Besitzern. Ob Energie, Speiseöl oder Personal – alles wird knapper und damit auch teurer. Doch viele Kartoffel-Brater trifft noch ein ganz anderer Kostenfaktor hart. „Die Preise für Kartoffeln haben sich in den vergangenen Jahren locker verdoppelt“, sagt Steve Tandler.
Ein Blick in die Liste mit den Verbraucherpreisen bestätigt das. Seit Oktober 2021 klettert der Kartoffelpreis unablässig in die Höhe. 2022 wurden landwirtschaftliche Produkte ganz allgemein um ein Drittel teurer. Der Preis für Kartoffeln stieg im Jahresdurchschnitt 2022 um 66,3 Prozent.
Ketchup als Extra oder gratis dazu?
Die gestiegenen Preise sind laut Volker Hasch vom Rheinstrandbad in Karlsruhe nur einer von vielen Gründen dafür, dass er die Portion Schwimmbad-Pommes für vier Euro anbietet.
Seine Kartoffelstangen gehören damit eindeutig ins obere Preissegment der Bäder in der Region. Doch der Gastronom kann auch erklären, warum er das macht. „Wir verfolgen hier ein etwas anderes Konzept“, erklärt seine Geschäftspartnerin Susanne Metzger. „Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit und darauf, dass unsere Kartoffeln von regionalen Erzeugern stammen“, sagt sie.
Statt beim Lebensmittel-Grossisten mit Tiefkühlware, bestellt Hasch seine Kartoffelstäbchen bei einer Erzeugergemeinschaft. Auch die unverzichtbaren Beilagen wie Ketchup und Mayo kaufe er, sofern es geht, lieber von regionalen Erzeugern.
Serviert werden die Rappele-Pommes außerdem in einem biologisch abbaubaren Schälchen aus Bambus, die Pommesgabel ist aus Holz. Und – ganz wichtig – Ketchup und Mayo gibt es bei Hasch gratis dazu. Soviel man möchte. Aus großen Eimern, die vorne auf dem Tresen stehen.
Pommes sind der Schwimmbad-Klassiker schlechthin – auch in Karlsruhe
„Wir möchten dem ganzen Bad ein etwas anderes Angebot machen“, sagt Susanne Metzger. Statt Eis am Stil vom internationalen Großkonzern gibt es im Rheinstrandbad demeter-zertifiziertes Bio-Eis. Der Kuchen, täglich frisch vom Konditor, gibt es mit einem Kaffee aus einer echten Tasse (mit Pfand). Neben den Schwimmbad-Klassikern wie Currywurst und Steak-Wecks gibt es Alternativen für Vegetarier und Veganer.
Sind vier Euro für die Portion Pommes nun zu viel? Oder sind 2,80 Euro zu wenig? „Man kann das nicht so einfach sagen “, findet Badegast Ricarda Estenfelder. „Hier in Deutschland beschweren wir uns, dass das Eis teurer wird, aber im Urlaub zahlen wir für eine Kugel Eis drei Euro, ohne mit der Wimper zu zucken.“
Die Mutter, die ihre Töchter samt Freundinnen nach der Schule gern ins Turmberg-Bad begleitet, ist jedenfalls dankbar für die 2,80-Euro-Pommes in Durlach. „Das ist wirklich moderat“, findet sie.
Pommes gehören zum Bad wie Ketchup-Flecken auf der Badehose
Möglicherweise würden die Badener sowieso noch viel mehr für ihre Bad-Fritten hinblättern. Denn so sicher wie der Ketchup-Fleck auf der Badehose ist eines: „Ohne Pommes geht es nicht“, sagt Volker Hasch. „Pommes muss sein“, pflichtet Steve Tandler bei. Für Mama Ricarda und ihre Tochter Lene, für Holger Berstett und seine Jungs gilt das genauso: Ohne Pommes-Genuss auf der Liegewiese wäre ein Freibadtag kein echter Freibadtag.
Schwimmbad-Pommes sind also mehr als ein bloßes Lebensmittel. Viel mehr. Die knusprig goldenen Stangen, immer zu heiß, um sie zum Platz zu tragen und immer zu fettig, um sie guten Gewissens zu essen, sind die Brücke in die Jugend. Sommer, Sonne, Unbeschwertheit.
Sarah Connor hat die Freibadpommes-Erinnerungen aus ihrer Jugend 2019 sogar in einen Song gepackt: „Und diese Frei-Frei-Freibadpommes schmecken noch wie früher / Chlor-Haut und Capri Sonne hatten wir nie zu viel / Knutschflecken, Liebeskummer, warum bist du nicht hier?”.