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Zu schade für den Sperrmüll

Warum eine Karlsruherin der Herkunft eines besonderen Bildes auf die Spur kommen will

Christine Tichy entdeckt im Sperrmüll ein Bild von Karlsruhe. Sie ist begeistert und nimmt es mit nach Hause. Nun will sie mehr darüber erfahren.

Diese Druckgrafik hat Christiane Tichy in der Oststadt beim Sperrmüll gefunden.
Diese Druckgrafik hat Christiane Tichy in der Oststadt beim Sperrmüll gefunden. Foto: Jörg Donecker

Das Bild lässt Christine Tichy nicht los. Dabei hat sie es nicht in einem Museum entdeckt oder in einer Galerie. Sondern auf dem Sperrmüll. Denn die Karlsruherin ist begeisterte Sperrmüll- und Flohmarkt-Gängerin.

Bereits als Kind brachte sie mal eine Puppenküche mit nach Hause, erzählt sie. Ihre gute Begründung: „Warum soll ich für funktionstüchtige Dinge Geld ausgeben, wenn es auf der Straße solche Schätze zu finden gibt?“

Einen ganz besonderen Schatz fand sie auf dem Sperrmüll in der Oststadt: Eine Serigrafie, die es ihr nachhaltig angetan hat. Was sie sich selber gar nicht erklären kann: „Eigentlich ist Orange gar nicht meine Farbe und ich weiß auch nicht, warum sie mich angesprochen hat. Aber ich hätte es wirklich schade gefunden, wäre das Werk im Müll gelandet.“

Es ist eigentlich alles auf diesem kleinen Blatt, was man braucht, um Karlsruhe erkennen zu können
Christine Tichy
Finderin

Das gelängte A4-Format war in einem handgefertigten, etwas vergilbten Rahmen vom Vorbesitzer auf die Straße gestellt worden. Darauf, und das war sicher eines der Argumente, weshalb Tichy auf die Druckgrafik angesprungen ist, sind Karlsruher Motive zu entdecken.

„Es ist eigentlich alles auf diesem kleinen Blatt, was man braucht, um Karlsruhe erkennen zu können“, so Tichy.

Eine Art Suchbild von Karlsruhe

Es handelt sich um eine Art Suchbild, das im Hochformat den Zoo-Teich und den Rhein, Gebäude wie die Schwarzwaldhalle, das Badenwerk-Hochhaus, das Markgräfliche Palais und die Stadtkirche sowie das Leibgrenadierdenkmal und stilisierten Tannen als Symbol für den Schwarzwald vereint.

Die Farben und die Art der Darstellung weisen auf die 1950er Jahre, rückseitig befindet sich ein Aufkleber, darauf eine unleserliche Signatur mit der Drucknummer 8 und dem Namen der herstellenden Firma „Werbe-Blum“.

Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das zwischen 1969 und 2006 in Karlsruhe existierte. Über die Handelskammer und den Nachfolger konnte Christine Tichy allerdings nichts herausfinden über die Arbeit, die den Titel „Karlsruhe. Signum einer Stadt“ trägt.

Karlsruherin hofft auf Hinweise zum Bild

Deshalb erzählte sie unserer Redaktion von ihrem Fund – in der Hoffnung, Hinweise auf den Anlass der Erstellung der Druckgrafik, den Künstler und die Auflagenhöhe zu erhalten.

Ins Museum geht Tichy nur, wenn die Ausstellung sie bereits im Vorfeld anspricht und neugierig macht. Etwas, das diese Grafik bei ihr erreicht hat. Die im Weiherfeld aufgewachsene Karlsruherin, die seit 40 Jahren im Kirchenchor St. Franziskus singt, gelernte Gärtnerin ist und sechs Katzen bei sich hat, ist dennoch an Kunst und Kultur interessiert, insbesondere am Theater.

An einer Wand hängt eine Ansicht des Karlsruher Schlosses, angefertigt von Manfred Stumpf, ehemaliger Kulissenmaler am Staatstheater. Außerdem: ein Plakat von Man Rays wohl bekanntestem Motiv, „Die Violine von Ingres“, sowie ein von ihrer Schwiegertochter gemaltes Blumenbild.

Das Interesse von Tichy an ihrem Fundstück macht deutlich, wie sehr es im Auge des Betrachters liegt, ob ein Objekt als Kunstwerk angesehen und damit für wertvoll gehalten wird – oder auf dem Sperrmüll landet. Noch wichtiger als die Frage nach Kunst oder Nicht-Kunst ist es Tichy aber, die Dinge im Kreislauf zu halten.

Was sie auf dem Sperrmüll findet, verkauft sie zumeist bei der Online-Plattform Ebay oder auf dem Flohmarkt. Das dadurch eingenommene Geld fließt in Sachspenden für Tierschutzorganisationen. Und so schließt sich auch der Kreis zu ihren Katzen, die allesamt Adoptivtiere aus dem Tierheim sind.

Service

Informationen zu „Karlsruhe. Signum einer Stadt“ nimmt die Redaktion unter der E-Mailadresse redaktion.kultur@bnn.de entgegen.

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