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Kulturquartier an der Brauerstraße

Vier Karlsruher Einrichtungen gewähren einen Blick hinter die Kulissen

Von Künstlicher Intelligenz über elektronische Musik bis zur Medienkunst ist allerhand zu sehen, wenn gleich vier große Einrichtungen in Karlsruhe das Publikum einladen.

Im Lichthof der Hochschule für Gestaltung (HfG) zog unter anderem dieses dekonstruierte pinke Wrestling-Kostüm die Blicke der Besucher beim „Tag der offenen Tür“ im Hallenbau an.
Im Lichthof der Hochschule für Gestaltung zieht das dekonstruierte pinke Wrestling-Kostüm die Blicke der Besucher beim „Tag der offenen Tür“ im Hallenbau an. Foto: Volker Knopf

Die Qual der Wahl hatten die Besucher beim „Tag der offenen Tür“ im Hallenbau des Kulturquartiers an der Brauerstraße. Gleich vier große Einrichtungen – Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), Staatliche Hochschule für Gestaltung (HfG), die Städtische Galerie und die Staatliche Kunsthalle – luden ein und das Publikum kann in Scharen.

In allen zehn Lichthöfen wurde reichhaltiges Programm geboten. Erstmals war auch die Kunsthalle mit dabei, die aufgrund des Umbaus am alten Standort temporär in den Hallenbau gezogen ist.

„Wir möchten heute einen Blick hinter die Kulissen bieten. Im ZKM gibt es beispielsweise einen Schwerpunkt auf Künstliche Intelligenz. Restaurierung von Medienkunst ist ein Thema, ebenso haben wir nach wie vor die Mack-Ausstellung, nicht zu vergessen unser Hertz-Labor“, sagte die geschäftsführende ZKM-Vorständin Helga Huskamp über die gemeinsame Premiere der Kultureinrichtungen.

Besucher aus Frankfurt und Pforzheim kommen nach Karlsruhe

Mit der Resonanz sei sie sehr zufrieden, so Huskamp, die später auch die voll besetzte Runde „Ask the director?“ mit ZKM-Direktor Alistair Hudson moderierte. Workshops, Museumsrallye, Filme, Konzerte, Führungen, kreative Kunstvermittlung – die Interessierten schwärmten aus, darunter viele Familien mit Kindern – und bevölkerten die Lichthöfe.

Für elektronische Musik interessierte sich Katja Braun aus Frankfurt, die ihren Partner Peter Göring in Wörth besuchte. Statt einer Wanderung im Pfälzer Wald entschied sich das Paar spontan für einen Besuch im ZKM. „Schon allein der Bau ist beeindruckend. Toll,wie aus einer Munitionsfabrik ein Zentrum für Kunst und Medien wurde“, sagte Göring, der fleißig Fotos machte. Von der Pionierin der Videokunst der 70-er Jahre, Ulrike Rosenbach, zeigten sich Marion aus Ettlingen und Christine aus Bruchsal angetan. „Wir waren gerade bei einer Führung. Das war inspirierend. Es ist wichtig, dass Frauen solch ein Forum erhalten“, meinten sie unisono.

Einen Lichthof weiter zeigten Studierende der HfG ihre Werke. Im Designmarkt veräußerten Lukas Dechau und Lennart Blank Tonschalen, die sie auf einer alten Tonpresse in der Majolika produzierten. „Wir mussten Materialstudien betreiben und eine eigene Formsprache entwickeln“, so Dechau, der Produktdesign an der HfG studiert. Auf dem Designmarkt gab es gelaserten Schmuck oder Druckgrafiken. Futuristische Kleidung zog zudem die Blicke auf sich. „Wir haben Wrestling-Kostüme karikiert und dekonstruiert“, meinte HfG-Studentin Lea, die ein pinkes Kostüm mit dem Titel „Chief Spider“ kreierte.

Gabriel Wilkes, der mit seiner Familie unterwegs war, zeigte sich sowohl von der Mack-Ausstellung und seinen vielfältigen Facetten des Lichts beeindruckt als auch von den experimentellen Kreationen der HfG-Studenten. Im ersten Obergeschoss des ZKM präsentierte sich derweil die Staatliche Kunsthalle mit 600 Gemälden vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Große Meister von Grünewald über Rubens und Cézanne bis Gerhard Richter stießen auf neugierige Betrachter.

Erfreut über die Resonanz zeigte sich Tamara Engert, Leiterin der Kunstvermittlung. „Es ist schön, dass wir auch Publikum haben, das beispielsweise zur Videokunst möchte und hier bei uns vorbeischaut. Storytelling ist nicht nur bei den Games wichtig, sondern war es auch schon bei den großen Meistern im Mittelalter“, so Engert, welche die neue Nachbarschaft als durchaus befruchtend befand.

Vielfältige Möglichkeiten mit Künstlicher Intelligenz

Ab in die Zukunft hieß es bei den KI-Projekten im Video-Studio des ZKM. Mal eben mithilfe von KI ein Fabelwesen erschaffen – kein Problem. Oder: New York im Renaissance-Stil erschaffen, also einer Epoche, welche die US-Metropole nie wirklich erlebte, auch das ist möglich. Und schnell wurde auch eine Stadtansicht von Karlsruhe im Cyberpunk-Stil als Foto erstellt. Da wurde die Beamtenstadt mal eben zu einer Science-Fiction Dystopie, die an Filme wie „Blade Runner“ oder „Minor Report“ erinnerte.

„Die Leute, die hier experimentieren, sind begeistert von den vielen Möglichkeiten. Aber wichtig ist natürlich auch, dass man stets KI als Quelle angibt, damit man weiß, dass es künstlich generiert wurde“, sagte Lisa Michel, die im Video-Studio des ZKM die Besucher instruierte. Deutlich geruhsamer weilte das Auge der Betrachter auf den Werken in der Städtischen Galerie. Im Zentrum standen hier auf Künstlerinnen der Moderne und ihr weitgehend vergessenes Schaffen.

Zudem gab es einen Workshop für Kinder und Jazz-Klänge. Angetan von den Werken von Gabriele Münter zeigte sich ein Paar, das aus Pforzheim anreiste. „Sie ist eine wichtige Vertreterin des Expressionismus. In ihrem Atelier in Murnau ist viel Bedeutendes entstanden“, so das Paar über die Künstlerin, die oft über ihre Liaison mit Kandinsky assoziiert wurde. Zweifellos, die Gründungsidee des Industriedenkmals in der Südweststadt, Kunst, Wissenschaft und Medientechnologie zusammenzuführen, kam am „Tag der offenen Tür“ bestens an. 

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