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Medienkünstler Jonas Denzel

Kulturhauptstadt-Eröffnung in Partnerstadt Temeswar: Karlsruher Künstler setzt Häuserfassaden in Szene

Karlsruhes rumänische Partnerstadt Temeswar feiert die Eröffnung als Kulturhauptstadt Europas. Der Karlsruher Medienkünstler Jonas Denzel setzt dabei Häuserfassaden in Szene.

Der Karlsruher Künstler Jonas Denzel und sein Beambike beim Projekt „Ballet of the City“, Premiere 28.04.2022
Ein Lastenfahrrad und einen Beamer - mehr braucht der Karlsruher Künstler Jonas Denzel nicht, um beim Projekt „Ballet of the City“ Tanzszenen auf Häuserwände zu zaubern wie hier am Badischen Staatstheater. Foto: Arno Kohlem

Wenn im rumänischen Temeswar an diesem Wochenende das Programm zum Kulturhauptstadt-Jahr eröffnet wird, dann ist auch das Ballett des Staatstheaters Karlsruhe zu sehen. Zumindest virtuell.

Temeswar ist seit mehr als 30 Jahren eine Partnerstadt von Karlsruhe. Und zum Eröffnungs-Festival ist nicht nur eine offizielle Delegation der Stadt mit Oberbürgermeister Frank Mentrup angekündigt, sondern auch ein Beitrag des Karlsruher Medienkünstlers Jonas Denzel. Er bringt mit seinem mobilen „Beambike“ Projektionen von Tanzszenen auf Häuserfassaden.

Karlsruhe zeigt sich als „City of Media Arts“

Das Projekt heißt „Ballet of the City“ und wurde erstmals im Frühjahr 2022 in Karlsruhe präsentiert. Entstanden ist es im Rahmen der Projekte, die Karlsruhe als „Unesco Creative City of Media Arts“ entwickelt hat. Dieser Titel wurde der Stadt 2019 verliehen, als erster und bislang einziger Stadt in Deutschland. Zum Konzept der „Unesco Creative Cities“ gehört eine nachhaltige Förderung von Kreativität und eine Förderung der internationalen Vernetzung.

Mit seinem „Beambike“ ist Jonas Denzel bereits seit 2018 in der Stadt präsent. Der Arbeitsschwerpunkt des 1990 geborenen Filmemachers und Künstlers liegt auf dem so genannten „projection mapping“, der passgenauen Projektion auf Häuserfassaden und Objekte. Hiermit brachte Denzel unter anderem auch während der Corona-Pandemie immer wieder punktuell Medienkunst in den öffentlichen Raum.

Vom Beambike bis zu den Schlosslichtspielen

Das wohl bekannteste Beispiel für „projection mapping“ in Karlsruhe sind die 2015 gegründeten und sehr erfolgreichen Schlosslichtspiele. Auch hierzu hat Denzel bereits ein Werk beigesteuert: Die interaktive Projektion „Hands On“, bei der die Schlossfassade in ein großes Musikinstrument verwandelt wird, gehört seit 2018 zu den immer wiederkehrenden Programmpunkten des Festivals. Bei den Ettlinger Schlossfestspielen gestaltete er 2021 besondere Projektionen für die Musical-Revue „A Grand Night for Singing“.

Die Stadt wird damit zur Bühne.
Jonas Denzel, Medienkünstler

Für „Ballet of the City“ filmte er kurze Choreografien mit Ensemblemitgliedern der Tanzcompagnie am Staatstheater. Gezeigt wurde dies im Frühjahr 2022 an öffentlichen Gebäuden wie dem Theater, der Stephanskirche, dem Landratsamt oder der Lukaskirche. „Die Stadt wird damit zur Bühne“, erklärte Denzel bei der Premiere, „und statt wie bei den Schlosslichtspielen mit ihren zig Beamern brauche ich nur einen, um die Kunst zu den Bürgern zu bringen“.

Mit dem „Beambike“, einem mit mobiler Projektionstechnik ausgestatteten E-Lastenfahrrad, bringt er die Bilder der Tänzerinnen und Tänzer nun in Temeswar ans Nationaltheater und ans Opernhaus, an den Platz der Vereinigung und eine historische Klinik im Stadtzentrum. In diesem Projekt verbänden sich „Medienkunst und Tanz zu einer universellen Ausdrucksform im urbanen Raum, die keiner Worte bedarf, um die Menschen zu erreichen“, wird Denzel in einer Mitteilung der Stadt Karlsruhe zu seiner Intention zitiert.

Auch im vergangenen Jahr war Medienkunst-Kompetenz aus Karlsruhe bei einer Kulturhauptstadt-Eröffnung vertreten: Für das luxemburgische Esch hatte ein Team des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) die Ausstellung „Hacking Identity – Dancing Diversity“ entwickelt.

Auch Peter Sloterdijk spricht in Temeswar

Der Beitrag von Jonas Denzel ist einer von zwölf Programmpunkten aus dem Bereich „Visual Arts“ zum Auftakt des Kulturhauptstadt-Jahres in Temeswar. Das Eröffnungswochenende bietet zudem 15 Konzerte im öffentlichen Raum sowie fünf Termine unter dem Motto „Ideas“. Auch hier gibt es eine Verbindung ins Badische: Der aus Karlsruhe stammende und sehr lange hier wirkende Philosoph Peter Sloterdijk, der mittlerweile in Berlin lebt, ist angekündigt für ein Podium an der West-Universität Temeswar (Universatae di Vest) unter dem Titel „Ideas that change the world“ (Ideen, die die Welt verändern).

Dort wird Sloterdijk zudem mit dem aus Temeswar stammenden Filmemacher Andrei Ujica über „den Film der Philosophie und die Philosophie des Films“ sprechen, so die Ankündigung auf der Kulturhauptstadt-Homepage von Temeswar. Ujica war von 2001 bis 2017 Professor für Film an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG), deren Rektor Sloterdijk von 2001 bis 2015 war.

Der Titel Kulturhauptstadt Europas wird jährlich von der Europäischen Union vergeben, zunächst von 1985 bis 1999 als „Kulturstadt Europas“. Seit 2001 geht er jährlich an zwei Städte. Aufgrund der Corona-Pandemie kam es zu Verschiebungen, so dass 2023 drei Städte den Titel tragen: Neben Temeswar sind dies noch Eleusis (Griechenland) und Veszprém (Ungarn). Bisherige deutsche Städte waren 1988 West-Berlin, 1999 Weimar und 2010, wofür sich auch Karlsruhe beworben hatte, Essen mit dem Ruhrgebiet. 2025 wird mit Chemnitz wieder eine deutsche Stadt den Titel tragen.

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