Die bundesweite Debatte um oberkörperfreies Baden für alle Geschlechter hat die Region erreicht. In Karlsruhe fordert die Linkspartei „oben ohne“ für Frauen in den städtischen Schwimmbädern.
Für weibliche Badegäste im nördlichen Landkreis gilt bislang eine Bikini- oder Badeanzugpflicht. An den Baggerseen drücken einige Gemeinden dagegen ein Auge zu.
„Der Aufenthalt im Schwimmbad ist nur in einer den Geboten des Anstandes entsprechenden Badekleidung gestattet“, heißt es in der Haus- und Badeordnung für das Weingartener Walzbachbad. Besucher, die gegen diese Regel verstoßen, können vom Besuch ausgeschlossen werden – ohne Rückerstattung des Eintrittsgeldes.
In unserer Gemeinde sind die Einwohnerinnen und Einwohner sehr textilaffin.Gabriele Dittert, Sprecherin der Gemeinde Weingarten
„In unserer Gemeinde sind die Einwohnerinnen und Einwohner sehr textilaffin“, teilt Sprecherin Gabriele Dittert auf Anfrage mit.
Die Frage nach „oben ohne“ sei bislang weder im Bad noch am Baggersee aufgekommen. Grundsätzlich könne ein Verstoß gegen die Badeordnung ein Bußgeld in Höhe von bis zu 500 Euro zur Folge haben.
Und tatsächlich: Als sich die BNN vor Ort im Walzbachbad umhören, stößt das oberkörperfreie Baden auf wenig Zustimmung. „Nein, nein, nein“, sagt die Frau auf die Frage, ob in Zukunft für weibliche Badegäste „oben ohne“ gelten soll. Das „störe sie in den Augen“, da viele Körper ungepflegt seien.
Bäder nördlich von Karlsruhe dürfen nur in Badekleidung genutzt werden
Ihre Nebensitzerin im Freibad ist von der Vorstellung auch nicht begeistert. „Da glotzen und geiern die Männer“, wirft sie ein.
Auch ein Mann, der seinen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, ist gegen den Vorstoß und findet „oben ohne“ in öffentlichen Bädern „deplatziert“. Gerade bei Menschen aus anderen Kulturen könnte das „Fehlinterpretieren“ auslösen und die Frauen mit „Lasterhaftigkeit“ in Verbindung bringen.
Auch in Pfinztal gilt: Die Nutzung des Hallenbads ist „nur in üblicher Schwimmkleidung erlaubt“. Gemäß Badeordnung zählen dazu auch Ganzkörperbadeanzüge wie Burkinis.
Der blanke Busen – oder mehr – ist auch in Graben-Neudorf verboten. „Unser Bad ist ein Familienbad“, informiert die Gemeinde. „Aufgrund der vielen Kinder und Jugendlichen, die das Bad besuchen, wird FKK im gesamten Bad nicht geduldet.“
Auch die weiblichen Brüste müssen bedeckt sein. „Das Baden ist nur in üblicher Badebekleidung gestattet“, besagt die Badeordnung.
Das letzte Wort, ob ein Outfit angemessen ist, haben in Graben-Neudorf die Schwimmmmeister. Gäste, die trotz Ermahnung gegen die Bestimmungen verstoßen, werden des Bads verwiesen.
Die Stadt Stutensee verweist auf Anfrage auf die Badeordnung für das Stutenseebad. Darin heißt es: „Die im Bad beziehungsweise der Sonnenwiese bereitstehenden Liegen und Stühle dürfen aus hygienischen Gründen nur unter Verwendung eines ausreichend großen Badetuchs und in Badekleidung benutzt werden.“ Und weiter: „Der Aufenthalt im Nassbereich ist nur in Badekleidung gestattet.“
An den Badeseen in der Region wird mehr Freizügigkeit geduldet
In Eggensteiner Hallenbad ist das Nacktbaden außerhalb des Saunabereichs verboten, Frauen müssen sich auch oben herum bekleiden.
Mehr Freizügigkeit ist an einigen Seen nördlich von Karlsruhe möglich. „Wir haben hierzu keine Regelungen getroffen“, sagt Katja Beyerle, Sprecherin der Gemeinde Linkenheim-Hochstetten.

Allerdings gebe es an beiden Badeseen bereits seit Jahrzehnten kleine FKK-Bereiche – etwa auf der Insel im Streitköpfle-See. „Dort wird es geduldet und uns sind keine einschlägigen Beschwerden über diese Praxis bekannt“, so Beyerle.
In Stutensee regeln die Rechtsverordnung über die Benutzung der Baggerseen, was erlaubt ist und was nicht. Verboten sind Autowäschen, Ruhestörungen und offene Feuer. Textilvorschriften im Wasser oder am Seeufer sucht man indes vergeblich.