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Furcht der Anwohner

Dammrückverlegung Elisabethenwört am Rhein: Vizepräsident des Landtags will nachhaken

Die Altrheininsel Elisabethenwört soll zugunsten des Hochwasserschutzes dem Rhein geopfert werden. Die Anwohner kritisieren das Vorhaben. Es sei Humbug. Der Landtagsvizepräsident schaltet sich ein.

Karl-Heinz Schmidt (Mitte) erläutert Landtagsabgeordneter Sebastian Cuny und Landtagsvizepräsident Daniel Born (v.l.) die Standpunkte seiner Bürgerinitiative. Dettenheims Bürgermeisterin Ute Göbelbecker und der Philippsburger Amtskollege Stefan Martus (vorne rechts) unterstützen die BI.
Kritik an den Planungen: Karl-Heinz Schmidt (Mitte) erläutert Landtagsabgeordneter Sebastian Cuny und Landtagsvizepräsident Daniel Born (v.l.) die Standpunkte seiner Bürgerinitiative. Dettenheims Bürgermeisterin Ute Göbelbecker und der Philippsburger Amtskollege Stefan Martus (vorne rechts) unterstützen die BI. Foto: Holger Keller

Ideologische Schnapsidee oder notwendiger Hochwasserschutz? Auf einem Parkplatz zwischen Rußheim und der Althreininsel Elisabethenwört haben sich am Freitagvormittag gut 30 Menschen versammelt. Die Meinung hier ist eindeutig: Im Stuttgarter Umweltamt steht Ideologie vor wahrem Schutz.

Der Vizepräsident des Stuttgarter Landtags, Daniel Born (SPD), und der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Cuny sind nach Dettenheim gekommen. Die Bürgerinitiative Rußheimer Altrhein um deren Vorsitzenden Karl-Heinz Schmidt hatte Born nach Dettenheim eingeladen.

Das Vorhaben des Landesumweltamts, das vor dem Planfeststellungsverfahren steht, soll dem Hochwasserschutz dienen. Der Plan ist, den Damm zurückzuverlegen in Richtung der Gemeinden Philippsburg und Dettenheim. Auf der Insel Elisabetenwört würde ein Hochwasserückhalteraum entstehen, der wirksamen Hochwasserschutz ermöglichen soll.

Auswirkung einer Durchflutung sei gering

Genau das, so die Bürgerinitiative, werde nicht erreicht. Die Auswirkung einer Durchflutung des gut 400 Hektar großen Areals sei gering, die Pegelstände würden sich bei einem Hochwasser um nicht einmal zwei Zentimeter ändern. „Wirklich nicht viel“, kommentiert Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus (parteilos).

Mit der Flutung werden 200 Hektar ökologische Landwirtschaftsfläche verschwinden.
Karl-Heinz Schmidt, Vorsitzender der BI Rußheimer Altrhein

Seine Dettenheimer Amtskollegin Ute Göbelbecker (Freie Wähler) gehört auch zu den Kritikern der Maßnahme: „Hier sind die Maßnahmen des Hochwasserschutzes dem Land ein wenig entglitten.“

Göbelbecker will das aber nicht als grundsätzliche Kritik an Hochwasserschutz in der Gegend verstanden wissen. „Wir stellen uns nicht grundsätzlich dagegen“, betont sie.

Das wäre auch nur schwer verständlich. Die Menschen leben mit dem Strom. Sie wissen, was sie erwartet, wenn das Wasser steigt. Auch vielleicht deswegen ist immer wieder Entgeisterung in Schmidts Stimme, die durchklingt: „Wie kann man denn die Menschen nun noch näher ans Wasser holen?“

Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner aus Philippsburg Reinsheim, SPD-Vorsitzende in Dettenheim Petra Wagner hören Karl-Heinz Schmidt zu, wie er dem Abgeordneten Sebastian Cuny und Landtagspräsident Daniel Born (v.l.) die Problematiken im Projekt erläutert.
Diskussion auf der Insel: Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner aus Philippsburg Reinsheim, SPD-Vorsitzende in Dettenheim Petra Wagner hören Karl-Heinz Schmidt zu, wie er dem Abgeordneten Sebastian Cuny und Landtagspräsident Daniel Born (v.l.) die Problematiken im Projekt erläutert. Foto: Holger Keller

Nur noch 400 Meter trennen das Gewässer dann künftig von den Wohngebieten in Rußheim, keine entspannende Nähe. Sobald der Pegel des Rheins über 5,60 Meter steigt, würde die Altrheininsel gemächlich, aber stetig volllaufen. Erfahrungsgemäß dürfte dies mehrmals im Jahr der Fall sein.

Schmidt und seine Mitstreiter betonen, dass das Wasser ein bislang funktionierendes Ökosystem zerstören würde. Und nicht nur das. „Mit der Flutung werden 200 Hektar ökologische Landwirtschaftsfläche verschwinden“, so Schmidt.

Ein Punkt, der auch gegenüber Landtagsvizepräsident Daniel Born und dem Landtagsabgeordneten Stefan Cuny (beide SPD) betont wird. Das Fehlen von landwirtschaftlichen Flächen ist ein Thema.

Cuny, der Mitglied im Petitionsausschuss des Landtags ist, spricht die Möglichkeit an, eine Petition an den Landtag zu richten. „Das haben wir schon gemacht“, so Schmidt. 2019 reichte die Initiative ein entsprechendes Schreiben ein – erfolglos. Eine zweite Petition müsse sich inhaltlich von der ersten unterscheiden

Und nun? Born kündigt an, eine parlamentarische Anfrage an das Umweltamt zu richten, in der es unter anderem um Kosten geht. Und man wolle sich um einen Termin im Stuttgarter Umweltministerium kümmern. Born zeigt sich zuversichtlich, dass man einen Kompromiss finden werde.

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