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Kleine Betriebe halten sich zurück

Weingartener Landwirtin füttert die Hühner über den Computer

Die Digitalisierung hat längst die Landwirtschaft erreicht. Satellitennavigationssysteme steuern Schlepper und Traktoren. Lohnt sich die Investition?

Hanna Stegili nutzt auf ihrem Gut Werrabronn  einen mit GPS ausgerüsteten Traktor. Im Blick auf Betriebsgröße und Kosten plant sie keine weitere Digitalisierung.
Hanna Stegili nutzt auf ihrem Gut Werrabronn einen mit GPS ausgerüsteten Traktor. Foto: Alexander Werner

Die Digitalisierung schreitet mit automatisierten Arbeitsprozessen auch in der Landwirtschaft voran. Mit intelligenten Techniken ausgestattete Landmaschinen arbeiten präzise.

Sie können Produktivität und Nachhaltigkeit steigern, Arbeitszeit einsparen und Abläufe erleichtern. Sie werden beim Säen, Dreschen, Düngen, beim Pflanzenschutz und auch bei der Tierhaltung eingesetzt. Lohnt sich bei Landwirten in der Hardt so eine kostenträchtige Anschaffung?

„Digital ausgerüstete Maschinen werden sicher irgendwann Einzug halten. Man muss sich damit befassen, aber ich komme auch gut so zurecht“, sagt der Linkenheimer Landwirt Ulrich Ratzel. Die Frage sei, ob man diese Maschinen in vollen Umfang nutzen könne, sagt er und verweist auf die sehr hohen Kosten.

Die Technik ist teuer

Hanna Stegili führt das Hofgut Werrabronn in Weingarten. „Digitalisierung bringt schon enorme Arbeitserleichterung und Fortschritt“, meint sie.

„Aber die Technik kostet viel. Für einen so kleinen Betrieb ist es auch wegen der Größe der Geräte gar nicht möglich, sie anzuschaffen.“ Ein Traktor fährt bei ihr allerdings spurgerecht mit GPS (Satellitennavigationssystem).

Über weitere Anschaffungen denkt die Landwirtin derzeit nicht nach, weil der Betrieb damit nicht wirtschaften könne. Für eine komplette GPS-Nachrüstung kalkuliert sie 30.000 bis 50.000 Euro. In einem Hühnerstall habe man die Fütterung bereits per Computer gesteuert, ergänzt sie.

Uwe Lengert hat auf seinem Lindenhof in Blankenloch kräftig modernisiert und in neue Maschinen investiert. Im Anbau hat er auf 230 Hektar Kartoffeln, Zuckerrüben, Körnermais, Winterraps und Waschmöhren. Für einen Hightech-Schlepper mit GPS und Kompatibilität für alle Aufbaugeräte nennt er einen Preis von 230.000 Euro. Dazu kämen für einen Düngerstreuer 40.000 Euro und für eine Feldspritze mindestens 80.000 Euro.

Ich denke nicht, dass es sich lohnen würde.
Markus Leicht
Erdbeer- und Spargelhof Leicht

Bei Markus Leicht hält sich die Digitalisierung auf seinem Eggensteiner Erdbeer- und Spargelhof in Grenzen. Der Einsatz hänge auch von der landwirtschaftlichen Struktur ab. Für kleine Betriebe seien die Anschaffungskosten zu hoch.

„Wir haben keine digitalisierten Maschinen. Ich denke auch nicht, dass es sich lohnen würde“, meint er. Was er nutze, seien Wetterstationen auf den Feldern, über die er Meldungen direkt aufs Handy erhalte. Sie verfügten auch über Temperaturfühler, die Warnungen senden, wenn die Bodentemperatur unter null oder über 25 Grad gehe.

Gernot Bolz vom Liedolsheimer Bolzhof bewirtschaftet über 200 Hektar mit Schwerpunkt auf Getreide und Mais. In GPS sei er früh, vor 15 Jahren, eingestiegen. „GPS ist die Basis der exakten Landwirtschaft und die Grundlage für weitere Techniken“, erklärt er.

Die Vorgehensweise bei den Systemen mit Applikationskarten sei jeweils die gleiche, um zu steuern, was wo und in welchen Mengen ausgebracht werde. Mit Satellitenempfängern würden Maschinen wie Schlepper oder Mähdrescher automatisch auf vorgegebenen Spuren gelenkt.

Damit ergäben sich keine Überlappungen und die Arbeitsbreite werde voll ausgenutzt, erklärt Bolz. Lenke man manuell, komme es zu Überlappungen von bis zu 50 Zentimetern. Das sei wenig genau und weniger effektiv. Das GPS-System bringe Genauigkeit auf zwei Zentimeter.

Auch die Fahrer werden entlastet

Seine zwei Mähdrescher sind digital ausgebaut, fahren mit GPS und messen dabei den Ertrag. Die Sämaschine fahre mit hinterlegter Applikationskarte und Satellitendaten.

Sie regle, dass bei schlechterem Boden weniger, bei besserem Boden mehr gesät werde. Für den Einsatz eines Düngerstreuers ab der kommenden Saison läuft der Austausch. Der Pflanzenschutzspritzer werde irgendwann folgen, so Bolz.

Bei beiden Systemen werde gewährleistet, dass man auf zuvor vermessenen und erfassten Feldern Dünger und Pflanzenschutzmittel nicht doppelt ausbringt. Zudem werde bei den Techniken der Fahrer entlastet.

Nachrüstung ist teurer

Es komme weitaus teurer, herkömmliche Maschinen nachzurüsten, sagt Bolz. Traktoren und Zusatzsysteme müssten digital kompatibel sein. „Wir haben Traktoren und Mähdrescher mit Empfängern und Monitoren der gleichen Marke.“

Damit würden Systeme in alle Fahrzeuge passen und könnten parallel genutzt werden. Bei schon serienmäßig bestückten Traktoren würde ein Satz mit Empfänger und Monitor 10.000 Euro bis 15.000 Euro ausmachen. Dann brauche man nur noch eine Lizenz.

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