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Erhalt von Stillgewässern

Wie Dettenheimer Naturschützer um Biotope kämpfen

Rund 20 Ehrenamtliche machten sich in Dettenheim auf den Weg, um bedrohten Arten zu helfen. Die Bedrohungen für die Tiere sind breit gefächert.

Neue Pflegemaßnahme: Mitglieder des Dettenheimer Vereins für Vogel- und Naturschutz halten im Gewann Fellach Stillgewässer mit der Entnahme von Uferbewuchs frei. 
Neue Pflegemaßnahme: Mitglieder des Dettenheimer Vereins für Vogel- und Naturschutz halten im Gewann Fellach Stillgewässer mit der Entnahme von Uferbewuchs frei.  Foto: Alexander Werner

Seit vielen Jahren bemüht sich der Dettenheimer Verein für Vogel- und Naturschutz (VVND) mit regelmäßigen Schutz- und Pflegemaßnahmen, dem fortschreitenden Verlust an Lebensräumen und Artenvielfalt etwas entgegenzuhalten.

Am Wochenende waren jetzt insgesamt rund 20 Ehrenamtlicher gleich auf drei Flächen auf der Gemarkung im Einsatz.

Der Zeitpunkt hängt auch mit dem gesetzlichen Verbot von Eingriffen in Hecken, Gebüsche oder anderen Gehölzen zusammen. Dies gilt während der Brutzeit vom 1. März bis September.

Alte Lehmgruben werden zu Biotopen

Vor allem stand bei dem Pflegetag eine Fläche im Alt-Dettenheimer Gewann Fellach im Fokus, das der Verein zurücklegend erwarb. „Es handelt sich um ehemalige Lehmgruben der früheren Ziegelei, die irgendwann zu Fischteichen umgenutzt wurde. Als sie nicht mehr bewirtschaftet wurde, bildeten sich im Laufe der Jahrzehnte Biotope“, berichtet VVND-Vorsitzender Hermann Geyer.

„Gleichzeitig entwickelte sich Gehölzaufwuchs im Uferbereich, der Schilf-Röhricht und Seggen verdrängt. Über Weiden-Gehölz und Laub kommt ein hoher Bioeintrag in die Gewässer, die dadurch auch zusehends verlanden“, erklärt Geyer. Insofern nehme man Grauweiden heraus und schneide Kopfweiden auf Stock zurück. Grauweiden besitze man in Naturschutzgebieten der Gemarkungen genug.

Wir wollen zumindest kleinere und für Amphibien sehr bedeutsame Stillgewässer weiter erhalten.
Hermann Geyer
Vorsitzender VVND

„Wir wollen zumindest kleinere und für Amphibien sehr bedeutsame Stillgewässer weiter erhalten. Unser Ziel ist, Lebensraum für eine Vielfalt an Pflanzen und Tiere zu schaffen“, betont Geyer.

Als typische Symbole von solchen Stillgewässern nennt er Amphibien wie den stark bedrohten Moorfrosch und Kammmolch, Libellen wie die Zarte Moosjunger und Helmazurjungfer sowie Vögel wie den Teichrohrsänger oder die Wasserralle.

Teils ausfallende Kopfweiden böten sich zudem Sumpfmeisen an, die im morschen Holz mit ihren Schnäbeln Bruthöhlen anlegen würden. Auch für Käfer seien es wichtige Lebensräume, so Geyer.

Baggereinsatz ist geplant

Geplant ist als weiterer Schritt, dass das Regierungspräsidium Karlsruhe im Herbst mit Baggereinsatz Wurzelstöcke entfernt.

Die Behörde habe vor einigen Jahren bereits im Gebiet Teichböden entschlammt, damit sie nicht austrocknen, was eventuell noch folgen könnte, ergänzt Geyer im Blick auf die Lebensbedürfnisse des Moorfroschs. 

Stark bedroht sind mittlerweile auch kleinere Stillgewässer vom invasiven Kalikokrebs. „Sie haben fast alle Gewässer und sehr stark den Königssee besiedelt. Ich denke nicht, dass wir es schaffen, die Krebse irgendwann wieder loszubekommen. Aber wir können versuchen, sie zumindest etwas zu dezimieren“, spekuliert Geyer und spricht eine erste, fürs Frühjahr ins Auge gefasste Aktion an.

KIT soll bei Kampf gegen den Kalikokrebs helfen

„Es geht darum, Krebse mir Reusen zu fangen, um sie dann an den Karlsruhe Zoo als Tierfutter abzugeben. Das haben wir schon abgeklärt“, informiert Geyer. Man wolle nun noch mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wegen einer fachlichen Unterstützung Gespräche aufnehmen. Der Kalikokrebs fresse Laich von Fischen und Amphibien sowie Quappen, was ein großes Problem sei.

Wichtig wäre, den Krebsbestand niedriger zu halten, bis die entwickelten Frösche an Land gehen könnten. Geyer geht außerdem auf Hinweise ein, dass Hechte sowie auch Grau- und Silberreiher Krebse als Nahrung annehmen und sich darauf einstellten könnten. Letztlich setzt er Vertrauen und Hoffnung in die Natur, dass sie Wege finde, um mit dem Krebs leben zu können.

Umweltschützer hoffen auf Bienenfresser

Zu den beiden anderen Einsätzen am Wochenende erläutert er, dass die Gehölzmaßnahme am Pfandersee der Vorbereitung eines riesengroßen Sanddamms für Wildbienen dienen würden. Man hoffe, dass sich darüber auch Uferschwalben und Bienenfresser einfinden würden. Es brauche auch für solche Vögel Möglichkeiten, sich niederzulassen.

„Wir müssen optimale Bedingungen für neue Lebensräume schaffen“, streicht er heraus. Auch dort entferne man Gehölze, um feuchte Stellen zu schaffen. Grundsätzlich beklagt Geyer, dass weiterhin viel mehr Lebensräume zerstört als etwa über Ausgleichsmaßnahmen entstehen würden.

„Bei all den Artenrückgängen steht uns das sechste Massensterben seit den Dinosauriern bevor“, blickt er warnend voraus. Betroffen seien ebenso die anderen Gemarkungen und Rheinauengemeinden, gibt er zu bedenken. So appelliert Geyer an die politischen Vertreter der Kommunen und Parteien, auf wissenschaftlicher Basis etwa die Anlage von Streuobst- und Feuchtwiesen zu unterstützen. 

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