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„Schwimmende Aufzucht“ in Kästen

Arzt aus Eggenstein baut in seinem Garten Tabak für eigene Zigarren an

Eine Ernte von insgesamt 1.000 Blättern Tabak fährt Hermann Völzke aus Eggenstein im Jahr ein. Das ergäbe mehr als 100 Zigarren. Doch der Arzt verarbeitet nur die schönsten Blätter.

Die alte Kunst der Zigarrenherstellung hat sich der Eggensteiner Hermann Völzke selbst angeeignet und baut in seinem Garten seit Jahren Tabak rein für den Eigenbedarf an. 
Die alte Kunst der Zigarrenherstellung hat sich der Eggensteiner Hermann Völzke selbst angeeignet. Foto: Alexander Werner

Der Eggensteiner Hermann Völzke pflegt recht ungewöhnliche Hobbys. In seinem Garten baut er Tabak an und verarbeitet ihn in alter handwerklicher Tradition zu Zigarren. Aus Safrankrokus stellt er das Gewürz Safran her.

Und das ist längst nicht alles, was er aus seinem Garten mit Apfel- und Walnussbäumen und Holunderbüschen gewinnt.

Arzt aus Eggenstein stellt auch Essig, Sirup und Sauerkraut her

„Aus den Äpfeln und Weintrauben einer alten Eggensteiner Rebe produziere ich Essig“, erzählt der Mediziner und präsentiert ein Sammelsurium von schmucken Fläschchen und Glasdosen mit Früchten seiner Arbeit. Darunter finden sich auch Holundersirup, selbstgemachtes Sauerkraut oder Schwarze Nüsse für Wild und Vanilleeis.

„Dafür ernte ich die Walnüsse im Juni roh, röste sie 30 Tage lang und gebe sie dann in Würzsud“, erklärt Völzke. Zu seinem Equipment gehört auch eine kleine Drechslerwerkstatt, in der er beispielsweise mit Holz verkleidete noble Kugelschreiber zum Verschenken fertigt.

Zigarren-Leidenschaft begann für Eggensteiner nach Urlaub in Kuba

Sein Vorgehen beim Tabakanbau und bei der Verarbeitung mit historischen Handwerksutensilien schilderte Völzke unlängst in einem Vortrag beim regelmäßigen Stammtisch der Agenda Ortsgeschichte.

„Ich begann mit dem Anbau nach einem Urlaub in Kuba vor neun Jahren“, erzählt Völkle. „Ich schaute mir dort alle Zigarrenfabriken an. Auf die Idee kam ich aber schon früher, weil in Eggenstein früher viel Tabak angebaut wurde. Für mich ist es ein Hobby, das mir großen Spaß macht und einen Ausgleich zu meinem Beruf darstellt.“

Im vergangenen Jahr hat er auf 80 Hektar 50 Pflanzen angebaut. Bei insgesamt 1.000 Blättern ergäbe das mehr als 100 Zigarren, sagt er. Er verarbeite aber nur die schönsten Blätter. „Ich habe mich übers Internet kundig gemacht, wo es reichlich Informationen zum Anbau gibt.“

Werkzeuge wie Rollbretter, Chaveta-Messer, Eichenpresse und Tuck-Cutter habe er sich teils aus Restbeständen einer alten Bruchsaler Zigarrenfabrik angeschafft. Man finde sie ebenso wie das Saatgut aber auch online.

Völzke hat in Eggenstein einen eigenen Schopf zum Trocknen

Mit seinem Anbau liegt Völzke noch unter den Limits, die in Deutschland für den Eigenverbrauch erlaubt sind. Gesät werde im März in „schwimmender Aufzucht“ in im Wasser stehenden Kästen, erzählt er. Im Mai kommen die Pflanzen draußen zuerst in Töpfe und werden dann im Juni ausgepflanzt. „Ab Mitte August ernte ich die Blätter alle zehn Tage in Reihe“, sagt er. In dieser Phase wachsen sie noch von 1,80 Metern auf bis zu 2,40 Meter.

Bis Dezember/Januar trocknen sie in Völzkes eigenem Schopf. In der Bearbeitung werden die Blätter fermentiert, entrippt und gerollt. Im Ganzen braucht es allerdings eine ganze Reihe weiterer Arbeitsschritte. Für die Deckblätter wählt er die schönsten Sandblätter aus und bringt das separate Blattmundstück an, bevor alles noch einmal gepresst wird und die Zigarren eine selbst entworfene Banderole erhalten.

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