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Heimatvereine werben um jüngere Ehrenamtliche 

Mediziner Hermann Völzke erzählt bei Vortrag in Eggenstein von seinen Zigarren aus Eigenanbau

Hermann Völzke ist kein Heimatkundler, baut aber in seinem Garten Tabak zum Eigenbedarf an. Die Tabakernte hat in Eggenstein eine lange Tradition.

Zu Tabakanbau referierte Hermann Völzke (Mitte) bei der AG Ortsgeschichte Eggenstein-Leopoldshafen. Mit dabei waren der AG Manfred Stern (links)  und Kurt Kiefer (rechts). 
Zum Tabakanbau referiert Hermann Völzke (Mitte) bei der Agenda Ortsgeschichte. Mit dabei sind die Agenda-Mitglieder Manfred Stern (links) und Kurt Kiefer. Foto: Alexander Werner

Mit einem Vortrag von Hermann Völzke zum Tabakanbau ging der Historische Stammtisch der Agenda Ortsgeschichte in Eggenstein-Leopoldshafen im Rathaussaal in eine neue Runde.

Manfred Stern führte mit Kindheitserinnerungen vom Tabakeinfädeln in das Thema ein und präsentierte einen kurzen Fernsehbericht zu den einst massiven Auswirkungen des Blauschimmelbefalls der Pflanzen in der Hardt.

Mediziner produziert jährlich 50 Zigarren mit Tabak aus Eigenanbau

Der Mediziner Völzke ist kein Heimatkundler, baut aber in seinem Garten Tabak zum Eigenbedarf an und verarbeitet ihn mit alten Geräten. „In Eggenstein wurde relativ viel Tabak angebaut, wobei der Ort keine Tabakhochburg wie etwa Friedrichstal oder Staffort war“, erläutert er gegenüber dieser Redaktion.

„Ich wollte Tabak anbauen und habe mir über Auktionen Geräte wie Eichenpressen oder Rollbretter besorgt.“ Für das Trocknen hat er einen eigenen Schopf. Bei rund 50 Pflanzen pro Jahr produziert er die gleiche Anzahl von Zigarren.

Für den ehrenamtlichen Museumsleiter Wolfgang Knobloch passt Völzkes Faible mit einstigen Handwerkstechniken perfekt zur im Heimatmuseum Leopoldshafen noch bis April laufenden Sonderausstellung „Tabak – vom badischen Stumpen zur Wasserpfeife und E-Zigarette“. Sie komme gut an. Es habe bereits einige Sonderführungen gegeben.

„Die Resonanz auf unsere jährliche Sonderausstellung war bislang immer positiv“, betont Knobloch. Bedauerlich sei, dass jahrelang kaum Schulklassen gekommen seien. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie interessiert Kinder sind und was auch die Kleineren bereits alles wissen“, so Knobloch.

Ehemaliger Eggensteiner Pfarrer war auch Bienenexperte

Gut besucht war beim Stammtisch unlängst auch der Vortrag von Rainer Oberacker aus Liedolsheim. Der Heimatkundler hatte seine Recherchen zum Thema „Drei Männer aus der Unteren Hardt – Geburtshelfer und Paten des Karlsruher Bienenzüchtervereins“ präsentiert. Neben dem Linkenheimer Georg Adam Lang und Samuel Husser aus Hochstetten widmete er sich dabei Rudolf Kern.

Der örtliche Bezug ergab sich daraus, dass Kern von 1871 bis 1890 evangelischer Pfarrer in Eggenstein war. „Der Zuspruch war erfreulich und auch das Ambiente der Veranstaltung. Ich hatte auch den Eindruck, dass der Stammtisch wirklich lebt“, hebt Oberacker hervor.

Bei meinen Vorträgen bin ich immer wieder überrascht.
Rainer Oberacker
Heimatkundler

In seiner Heimatgemeinde ist er allerdings ohne einen historischen Verein oder eine Gruppe ziemlich auf sich allein gestellt. Gerade auch im Blick auf das Fusionsjubiläum von Dettenheim versucht er nun, etwas anzustoßen. „Bei meinen Vorträgen bin ich immer wieder überrascht von der Aufmerksamkeit und den Rückmeldungen“, sagt er.

Führungen waren bislang mehr Testballons. „Werden sie gut angekündigt und stimmt das Wetter, ist die Beteiligung gut“, bilanziert Oberacker. „Interesse an Ortsgeschichte ist in der Bevölkerung zweifellos vorhanden, aber eher bezogen aufs Konsumieren.“

Heimatvereine wie etwa in Stutensee oder Pfinztal machen die Erfahrung, dass Veranstaltungen, Vorträge und Führungen zwar gefragt sind, es aber an Bereitschaft mangelt, sich aktiv in einem Verein zu engagieren. Eine Konsequenz daraus ist, dass es beim jüngerem Nachwuchs hapert.

Das gilt ebenso für die Agenda. Wolfgang Knobloch sieht jedoch einige gute Ansätze bei jüngeren Leuten. Die Agenda wurde vor rund einem Jahrzehnt auf Initiative der Gemeinde ins Leben gerufen, um historische Aktive und Interessierte zu vereinen.

Zuvor war über lange Zeit Knobloch sozusagen das örtliche Ein-Mann-Aushängeschild. „Mit der Agenda und der Arbeitsgruppe Heimathaus Eggenstein haben wir die Aktivitäten auf mehrere Schultern verteilt“, sagt er.

Stammtisch findet monatlich statt

Der Stammtisch findet in der Regel jeden zweiten Donnerstag im Monat statt, mit Vorträgen oder Filmen und anschließendem Austausch. Wegen der Zugänglichkeit wurde er vom Heimatmuseum ins Rathaus verlegt. „Wir hoffen immer auf rege Beteiligung. Normalerweise kommen bis zu 20 Leute. Wir hatten aber auch schon 50 bis 60 Besucher“, so Knobloch.

Es hänge auch von den jeweiligen Themen und Ankündigungen ab. Was den Namen „Stammtisch“ betrifft, plädiert er dafür, die Bezeichnung zu ändern, weil sie eher einen Kneipen-Charakter vermittle.

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