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Natur im Winter

Frostschutzmittel und gelähmte Regenwürmer: Die kuriosesten Überlebenstricks der Tiere im Raum Karlsruhe

Wenn es draußen kalt wird, kämpfen die Tiere in der Region ums Überleben. Einige von ihnen haben erstaunliche Strategien entwickelt.

Ein rotes Eichhörnchen sucht im Yorkshire Dales National Park im Neuschnee nach Nahrung. Die Meteorologen sagen für den Norden Englands im Laufe des Vormittags neue Schneefälle voraus.
Eichhörnchen verstecken vor dem Wintereinbruch Nüsse in der Natur, um gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Foto: Danny Lawson/dpa

Versteckte Samen, gelähmte Regenwürmer und ein körpereigenes Frostschutzmittel: Einige Tiere in der Region haben erstaunliche Tricks entwickelt, um durch den Winter zu kommen. In der kalten Jahreszeit, wenn sie in der Natur weniger Nahrung finden, ist Kreativität gefragt.

Während manche Arten in den Winterschlaf gehen, bleiben andere auch bei Frost aktiv – darunter sogar ein Schmetterling. Wir stellen die Tiere mit den ungewöhnlichsten Überlebensstrategien vor.

Eichelhäher

Der Rabenvogel verfügt über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Vor dem Winter sammelt er bis zu 10.000 Samen und vergräbt sie im Boden. „Der Eichelhäher ist wie die meisten Rabenvögel sehr intelligent“, sagt Klaus-Helimar Rahn, Vorsitzender der Ortsgruppe Pfinztal des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Seine Verstecke merkt sich der Vogel, indem er sich Bäume in unmittelbarer Nähe einprägt.

Ein Eichelhäher (Garrulus glandarius) holt sich eine Haselnuss an einem Futterplatz für Vögel in einem Garten im brandenburgischen Sieversdorf (Oder-Spree), aufgenommen am 22.12.2010.
Der Eichelhäher gilt wie viele Rabenvögel als ausgesprochen klug. Trotz eines hervorragenden Gedächtnisses findet er nicht alle seine Fressverstecke wieder. Foto: Patrick Pleul/dpa

Ganz perfekt ist aber auch der klügste Eichelhäher nicht: Nicht alle Samen werden wieder gefunden. Wo sein Gedächtnis ihn im Stich lässt, wachsen später einmal Pflanzen. „So trägt der Eichelhäher zur Ausbreitung heimischer Gehölze bei“, sagt Rahn. Dieselbe Taktik verwendet übrigens auch das Eichhörnchen.

Maulwurf

Der blinde Insektenfresser gilt als Liebhaber von Regenwürmern. Nachdem er sie mit einem gezielten Nackenbiss gelähmt hat, schafft der Maulwurf sie in großen Mengen – bis zu zwei Kilogramm – in seine Vorratskammer. Die Würmer bleiben so am Leben und damit frisch. Fliehen können sie erst, wenn die Lähmung nach einiger Zeit wieder nachlässt.

Ein Maulwurf schaut aus dem Boden.
Maulwürfe müssen große Mengen fressen, da sie nur eine halbe Stunde täglich schlafen. Foto: Agami/T. Douma/dpa

Der 500 Gramm schwere Maulwurf gönnt sich nur einen Mitternachtsschlaf von einer halben Stunde und buddelt pro Stunde bis zu 18 Meter. Deshalb frisst er täglich bis zu 80 Prozent seines Körpergewichts.

Fuchs

Zugegeben: Im nördlichen Landkreis Karlsruhe lag in den vergangenen Jahren nur selten eine dichte Schneedecke. Wenn aber doch, verlässt sich der Fuchs auf sein hervorragendes Gehör.

Ein Rotfuchs sitzt auf eine verschneiten Wiese.
Füchse haben ein hervorragendes Gehör und können so Mäuse auch unter einer Schneedecke orten. Foto: Ray Hennessy/dpa

Er lauscht am Schnee und findet so heraus, an welchen Stellen sich darunter Mäuse tummeln. Wird er fündig, stürzt sich der clevere Räuber mit einem Satz in den Schnee und schlägt zu.

Schmetterling

Laut Rahn überstehen die meisten Schmetterlingsarten den Winter als Ei, Raupe oder Puppe. Aber es geht auch anders: „Es gibt mehrere Tagfalter-Arten, die als ausgebildeter Falter überleben können“, sagt der Naturschützer.

Dazu zählen etwa das Tagpfauenauge sowie der Kleine und Große Fuchs. „Sie ziehen sich bei kalten Temperaturen in frostfreie Schuppen oder Scheunen zurück“, sagt Rahn.

Ein Zitronenfalter sitzt auf vertrocknetem Laub.
Der Zitronenfalter verfügt über ein körpereigenes Frostschutzmittel und kann dadurch auch bei sehr kalten Temperaturen überleben. Foto: Patrick Pleul/dpa

Weitaus kurioser ist dagegen der Überlebenstrick des Zitronenfalters. „Er ist besonders winterhart, weil er ein körpereigenes Frostschutzmittel hat“, erklärt Rahn. Dank Glycerin, Sorbit und Eiweißen kann er den Gefrierpunkt seiner Körperflüssigkeiten auf bis zu minus 20 Grad senken.

Stockente

Wenn Gewässer zufrieren, stehen Wasservögel mit ihren nackten Füßen oft stundenlang auf dem Eis. Damit sie über ihre ungefiederten Beine keine Körperwärme verlieren, setzen Stockenten ein ausgeklügeltes System zum Wärmeaustausch ein.

Eine Stockente steht auf dem zugefrorenen Nymphenburger Kanal, im Schnee neben dem Erpel sind die Spuren der Tiere zu sehen.
Stockenten haben ein ausgeklügeltes System entwickelt, um nicht auf zugefrorenen Gewässern festzufrieren. Foto: Sven Hoppe/dpa

Das abwärtslaufende Blut gibt seine Wärme an das in den Körper zurückfließende Blut ab und kühlt die Beine so auf fast null Grad herunter. So verhindert die Ente, dass im Schlaf das Eis unter ihren Füßen schmilzt und sie später – wenn es wieder gefriert – festfriert.

Biene

Bei Wildbienen, Wespen und Hornissen verkriecht sich die Königin über den Winter in Erdhöhlen oder Mauselöchern. Das Volk stirbt. Im Frühjahr bauen die bereits begatteten Jungköniginnen ein neues Volk auf.

Eine Wildbiene, die Gehörnte Mauerbiene, ist auf den Obstanbauflächen der Fahner Höhe zu sehen.
Wildbienen-Königinnen ziehen sich im Winter in Erdlöcher zurück. In der warmen Jahreszeit gründen sie ein neues Volk. Foto: Martin Schutt/dpa

Unter den Wildbienen gelten die Hummeln als am kälteresistentesten. Ihre Königinnen verlassen oft bereits im Februar ihr Winterquartier und machen sich auf die Suche nach den ersten Blüten.

Amphibien

Frösche und Molche suchen sich im Herbst ein feuchtes und geschütztes Plätzchen in Gewässernähe. Dort fallen sie in Winterstarre. Ihre Körpertemperatur gleicht sich der Außentemperatur an, alle Körperfunktionen nehmen stark ab. Ihr Herz schlägt nur noch wenige Male in der Minute – und die Tiere machen weniger als einen Atemzug pro Minute.

Ein Grasfrosch sitzt in einem Wald auf dem Boden.
Grasfrösche beginnen bei milden Temperaturen schon im Winter mit ihrer Wanderung. Kürzere Frostperioden können sie im Boden von Gewässern überstehen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Ein Problem: „Wenn es zu früh mild wird, beginnt ihre Wanderung“, sagt Rahn. Dann suchen die Frösche, Kröten und Molche ihre Laichgewässer auf. „Wird es dann wieder kalt, könnten sie sterben“, sagt Rahn. Allerdings können Amphibien ein paar Frosttage überleben, indem sie sich zum Beispiel im Gewässerboden eingraben.

Hermelin

Das Hermelin wechselt im Winter seine Kleidung. Während andere Arten nur ein dickeres Fell bekommen, passt sich das kleine Raubtier auch farblich an die kalte Jahreszeit an.

Ein Hermelin steht auf einer grünen Wiese bei Bad Tölz.
Das Hermelin passt sein Fellkleid dem Winter an. Seine Tarnung funktioniert allerdings nur, wenn Schnee liegt. Foto: Florian Bossert/dpa

Der Kaninchenjäger trägt im Winter nämlich weiß. Und genau das ist mittlerweile kein Vorteil mehr. Weil nur noch selten Schnee liegt, ist das Hermelin durch den Fellwechsel nicht besser getarnt – sondern schlechter.

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