Noch zehn Tage bis Heiligabend. Zum zweiten Mal feiern die Menschen mit dem Coronavirus. Die Pandemie hat einiges verändert. Veranstaltungen fallen aus.
In Baden-Württemberg gilt derzeit die Alarmstufe II. Für Ungeimpfte gibt es Kontaktbeschränkungen. Sie dürfen sich nur mit einer Person aus einem anderen Haushalt treffen. Geimpfte und Genesene können hingegen mit der ganzen Familie Weihnachten feiern.
Viele verbringen den 24. Dezember jedoch im kleinen Kreis. Das ist auch bei bekannten Persönlichkeiten aus der Region so.
Vor der Pandemie hatte Ernst Schwarz aus Graben-Neudorf alias Mr. Black in der Adventszeit viel zu tun. Jahrelang trat der Zauberer am 23. und 26. Dezember auf. Jedes Silvester organisierte er eine Gala. Eine Show folgte der anderen.
Zauberer aus Graben-Neudorf verschiebt Abschiedsgala erneut
„Ich war immer viel unterwegs, das gehörte zu meinem Beruf dazu“, sagt Schwarz. Mit Beginn der Corona-Krise änderte sich das. In diesem Jahr stand er nur zweimal auf der Bühne.
„Jetzt wurden auch die Termine im November und Dezember gecancelt“, sagt er. Der Zauberer wolle eigentlich schon im vergangenen Jahr in Rente gehen. Seine Abschiedsgala verschob er nun schon zum zweiten Mal. Vom 18. bis zum 20. März soll es jetzt soweit sein.
Das Weihnachtsfest mit seiner Familie wird von Corona nicht beeinflusst. Er feiert den Heiligabend generell in kleinem Kreis: „Wir sind acht Personen, also meine Frau und ich, unsere zwei Töchter mit ihren Ehemännern und unser Enkel mit seiner Lebenspartnerin.“
Schwarz hat einige Regeln für Heiligabend
Die Familienmitglieder wechseln sich ab, sodass Schwarz mal bei sich zu Hause und mal bei seinen Töchtern ist. In diesem Jahr geht es in die Nordweststadt.
Wer nicht mitmacht, bekommt kein Geschenk.Ernst Schwarz, Zauberer aus Graben-Neudorf.
Sein Weihnachtsfest folgt Regeln: Zum Beispiel kochen die Hausherren nur den Hauptgang. Vorspeisen, Salate und Dessert bringen die Gäste mit. Nach dem Essen singt die Familie Weihnachtslieder. „Wer nicht mitmacht, bekommt kein Geschenk“, sagt Schwarz und lacht.
Für Sänger Michael Reiner aus Weingarten ist der Dezember arbeitstechnisch der ruhigste Monat. Die Mallorca-Saison endet im November. „Gelegentlich trete ich auf einer Après-Ski-Party auf“, sagt der 47-Jährige.
Killermichel aus Weingarten baut sich zweites Standbein auf
Auch Reiner stand 2021 seltener auf der Bühne – insgesamt nur 25 Mal. Gewöhnlich hat er jedes Wochenende zwei bis drei Auftritte. Dadurch verlor der Malle-Sänger, der als Killermichel bekannt ist, viele Einnahmen. Er baute sich ein zweites Standbein auf. Mittlerweile vertreibt er online Lebensmittel aus der Toskana (Italien).
Heiligabend verbringt er bei seiner Familie. Reiner lädt sie in diesem Jahr zu sich ein. Es gibt Fondue mit Käse und Fleisch. „Das gibt es bei uns schon so lange ich denken kann“, sagt Reiner. Als Kind habe er sich dabei gelangweilt, weil er die Bescherung nicht erwarten konnte.
Unsere Tradition ist, dass es völlig chaotisch zugeht bis die Gäste kommen.Michael Reiner, Sänger aus Weingarten
„Unsere Tradition ist, dass es völlig chaotisch zugeht, bis die Gäste kommen.“ Bis zur letzten Minuten suche er nach Klebeband für die Geschenke oder den Fondue-Gabeln. „Aber wir schaffen es immer, dass alles rechtzeitig fertig wird.“
Bierkönigin besucht an Heiligabend den Friedhof
Die erste Bierkönigin aus Baden-Württemberg, Laetitia Nees, hat nur eine Weihnachtstradition. Jedes Jahr geht die 26-Jährige aus Eggenstein-Leopoldshafen am 24. Dezember gegen Mittag auf den Friedhof.
Dort besucht sie das Grab ihres Vaters. Er starb 2019 kurz vor Heiligabend an Krebs. „Sein Tod kam für mich sehr überraschend“, sagt Nees. Deshalb ging es ihr monatelang schlecht. Seitdem wird sie jedes Mal an Weihnachten daran erinnert.
Wir wissen nicht, wie lange uns unsere Lieben noch begleiten.Laetitia Nees, Bierkönigin aus Eggenstein-Leopoldshafen
Darum ist es ihr umso wichtiger, Zeit mit der Familie zu verbringen – gerade in der Pandemie. „Wir wissen nicht, wie lange uns unsere Lieben noch begleiten“, sagt sie. Im August gab Nees ihre Aufgaben an ihre Nachfolgerin ab.
Nach dem Friedhofsbesuch will Nees den Abend am 24. Dezember mit ihrem Freund bei dessen Vater ausklingen lassen. „Wir essen gemeinsam und packen Geschenke aus“, sagt Nees. Am zweiten Weihnachtsfeiertag werde sie ins Restaurant gehen, um die Gastronomie zu unterstützen.
Nicolas Zippelius kehrt an Weihnachten in seine Heimat zurück
Für den Abgeordneten Nicolas Zippelius (CDU) fällt eine Tradition in diesem Jahr aus. Jedes Jahr besucht er das Weihnachtskonzerte auf dem Karlsruher Hauptfriedhof – das haben die Veranstalter nun zum zweiten Mal gestrichen.
Darum verbringt der 34-Jährige den Heiligabend in seinem Heimatort Weingarten. Er feiert mit seiner Familie. Dafür kommt er extra aus Berlin. Denn: Seit September ist Mitglied des Deutschen Bundestages.