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Kirchen sparen

Hohe Heizkosten lassen Katholiken und Protestanten in Weingarten zusammenrücken

Dass sich Gläubige in Weingarten ein Gotteshaus teilen war früher nicht ungewöhnlich. Nun lässt sie die Energiekrise erneut zusammenrücken. Wie das klappt.

evangelischer Pfarrer
Neue Perspektive: Der evangelische Pfarrer Jochen Stähle predigt in der katholischen Kirche. Foto: Vera Wellmer

Bereits im 18. Jahrhundert gingen Katholiken und Anhänger der evangelischen Kirche in eine Gemeinschaftskirche. Die Simultankirche, die von verschiedenen Konfessionen genutzt werden konnte, wurde 1724 gebaut. Sie diente auch den Juden als heilige Stätte – es gab nur dieses eine Gotteshaus in Weingarten.

Heute verfügen Katholiken und Protestanten über ihre eigenen Gebäude: Die evangelische Kirche aus rotem Sandstein steht direkt neben der katholischen Kirche am Kirchplatz. Trotzdem teilen sich die beiden christlichen Religionen aktuell wieder das Gotteshaus.

Der Grund ist keine Raumnot wie in früheren Jahrhunderten, auch kein Platzmangel wie vor einem Jahr, als in der Kirche eine Baustelle war. Sondern „die Bitte, nach Möglichkeiten zu suchen, den Energieverbrauch zu reduzieren“, so Pfarrer Jochen Stähle. Der Vertreter der evangelischen Kirche in Weingarten erzählt, er habe daraufhin den katholischen Pfarrer Jens Maierhof angesprochen, ob sie sich zwischen Weihnachten und Ostern eine Kirche teilen wollten.

Das Ergebnis: „Während der kalten Jahreszeit beziehungsweise während der Heizperiode gewähren wir, katholische und evangelische Gläubige, uns gegenseitig Gastfreundschaft in unseren beiden Kirchen.“

Bis jetzt sind wir noch nie auf eine unlösbare Aufgabe gestoßen.
Jochen Stähle, evangelischer Pfarrer

Für Messner Klaus Beha bedeutet das mehr Aufwand. „Aber bis jetzt sind wir noch nie auf eine unlösbare Aufgabe gestoßen“, betont Stähle. Die Zusammenlegung der Kirchen in den Wintermonaten, um Energiekosten zu sparen, ist erstmalig in der Geschichte Weingartens.

Die Katholiken machen den Anfang. In ihrer Kirche werden bis 11. Februar auch evangelische Besucher zu Gast sein. „Ich kenne die katholische Kirche von gemeinsamen Gottesdiensten und feiere dort auch gerne Gottesdienst“, sagt Stähle. „Es ist frischer, als die Protestanten gewohnt sind, aber bald wird ja zurückgetauscht.“

„Ab dem 12. Februar bis Ende März werden wir zu Gast in der evangelischen Kirche sein“, informierte das katholische Pfarrbüro. Den Wendepunkt markiert ein ökumenischer Gottesdienst anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Musikvereins Weingarten am 12. Februar um 10 Uhr in der evangelischen Kirche. Ab Palmsonntag (2. April) finden die Gottesdienste wieder getrennt in den jeweiligen Kirchen statt.

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