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Zurückhaltende Gäste

Im Karlsruher Norden gibt es am Abend mehr Trinkgeld

Wenn alles teurer wird, wo kann man dann noch sparen? In den Im Karlsruher Norden wird immer öfter beobachtet, dass Gäste weniger Trinkgeld zahlen als vor den diversen Krisen. Zum Teil scheint das eine Frage des Alters zu sein.

Kneipe Pirat Blankenloch
Gespräch am Tresen: Norbert Brenner (links), Inhaber vom „Pirat“ in Blankenloch, hält die jüngeren Leute für großzügiger. Für Stammgast Thorsten Hoffmann ist Trinkgeld eine Anerkennung für einen harten Job. Foto: Volker Knopf

Inflation, Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise – viele Menschen schränken sich ein, denn niemand weiß, wie teuer es am Ende wirklich wird. Sparen Kneipengänger und Restaurant-Besucher nun auch am Trinkgeld?

„Das ist ganz unterschiedlich. Der eine gibt mehr, der andere weniger“, sagt Annette Miller, Kellnerin im „Hühnerdieb“ in Pfinztal-Kleinsteinbach. „Das hängt immer individuell von den Leuten ab. Mein Bauchgefühl sagt mir: Es hat sich nicht viel verändert. Trotz der Krise ist es relativ stabil.“

Das meint auch Stephan Rilke, Inhaber der Gaststätte „Rheinblick“ in Leopoldshafen. „Mal so, mal so. Das lässt sich wirklich nur schwer verallgemeinern“, sagt der Chef des Ausfluglokals an der Rheinfähre. Er hat festgestellt, dass das Trinkgeld abends höher ist als mittags. Mittags seien mehr Rentner im Lokal, die stärker aufs Geld achten, so seine Einschätzung.

Ich sehe eigentlich keinen großen Unterschied zu früher.“
Stephan Rilke, Inhaber der Gaststätte „Rheinblick“ in Leopoldshafen

Eine Besonderheit in seinem Lokal ist: Es herrscht Selbstbedienung. Da sei das Trinkgeldaufkommen ohnehin nicht so hoch. Aber eine Kasse für Trinkgeld steht parat. Viele würden dem Personal etwas zukommen lassen, auch wenn es keinen Service am Tisch gibt. Sein Fazit: „Ich sehe eigentlich keinen großen Unterschied zu früher.“

Karadede Isik vom „Waldpark“ in Graben-Neudorf stellt fest, dass die Gäste stärker aufs Geld schauen als früher. „Das hat sich schon seit Corona geändert. Die Leute sind nicht mehr so spendabel wie vor der Krise.“ Aktuell sei es ohnehin eher mau, da viele Gäste im Urlaub seien. „Die sind alle weg, der Nachholbedarf seit Corona ist groß.“ Es gebe zwar immer mal Leute, die zwei, drei Euro Trinkgeld zahlen, aber auch welche, die eher 20 bis 30 Cent geben.

Trinkgeld als Zeichen des Respekts?

„Die Leute sind insgesamt etwas zurückhaltender als früher“, sagt Norbert Brenner. Der Inhaber vom „Pirat“ in Blankenloch sieht beim Trinkgeld einen Generationenunterschied: „Die jungen Leute achten nicht so aufs Geld, die geben auch ordentlich Trinkgeld. Viele wohnen wohl auch noch daheim und haben sonst keine Ausgaben. Die Älteren stehen eher auf der Bremse.“

Zu Brenners Stammgästen zählt Thorsten Hoffmann. Für ihn ist die Höhe des Trinkgelds auch eine Sache des Respekts. „Klar, das ist wichtig“, sagt der Technische Angestellte. Schließlich hätten Service-Kräfte im Gastro-Bereich einen harten Job. Viele seien auch auf die Trinkgeld-Einnahmen angewiesen, die einen Teil des Gehalts ausmachen. „Das ist auch eine Anerkennung für ihre Arbeit“, sagt der Mann mit der Baseball-Kappe, der keinen Unterschied in der Höhe des Trinkgelds vor oder nach der Krise macht.

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