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500 Kinder in Betreuung

Jugendeinrichtung Schloss Stutensee: Ein Blick hinter die Kulissen

Seit über 100 Jahren werden im Schloss Stutensee auffällige Jugendliche betreut und gefördert. Aktuell betreuen die Mitarbeiter der Jugendeinrichtung rund 500 Kinder und Jugendliche. Die Erwartungen vieler Eltern sind groß.

Seit 2018 leitet Jens Brandt die Geschicke der Jugendeinrichtung (im Bild Gebäude der verschiedenen Wohngruppen). Isabelle Gotschlich macht die Öffentlichkeitsarbeit.
Seit 2018 leitet Jens Brandt die Geschicke der Jugendeinrichtung (im Bild Gebäude der verschiedenen Wohngruppen). Isabelle Gotschlich macht die Öffentlichkeitsarbeit. Foto: Kampf

Seit über 100 Jahren werden im Schloss Stutensee auffällige Jugendliche betreut und gefördert. Aktuell werden in der Jugendeinrichtung rund 500 Kinder und Jugendliche betreut. Die Erwartungen vieler Eltern sind groß.

„Die Kinder sind nicht schuld, dass sie hier sind“, sagt Jens Brandt. Der Leiter der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee, in der aktuell rund 500 auffällige Kinder und Jugendliche betreut und gefördert werden, nennt andere Gründe, warum ihm und seinen rund 300 Mitarbeitern auch in Zukunft die Arbeit nicht ausgehen wird. „Die Erwartungen vieler Eltern sind riesig, dass es ihre Kinder mal besser haben sollen als sie“, weiß Brandt, zudem gebe es kaum noch die klassischen Familien mit Großeltern vor Ort, die sich um die Kleinen kümmerten.

Die Kinder sind nicht schuld, dass sie hier sind
Jens Brandt, Leiter der Jugendeinrichtung

Die Folge: „Kindern brechen in der heutigen Zeit immer mehr Strukturen weg.“ So erfahren denn auch viele Kinder und Jugendliche erst im Schloss Stutensee Wertschätzung, lernen erst durch die geschulten Betreuer und Pädagogen, dass es im Leben auch Grenzen gibt.

Und viele freuen sich darüber, dass sie in der Schule verpflegt werden, was in vielen Familien nicht mehr in ausreichendem Maß der Fall ist. Rund 270 Frühstücke und etwa 350 Mittagessen zaubern Chefkoch Jörg Herr und sein Team Tag für Tag in der Küche.

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Etwa 350 Mittagessen zaubern Küchenchef Jörg Herr und sein Team jeden Tag im Schloss. Dazu kommen rund 270 Frühstücke. Foto: Kampf

In der Stutenseer Einrichtung, die in der geografischen Mitte der 1975 geschaffenen Kommune liegt und durch eine lange Allee zu erreichen ist, sind ausschließlich Jungen untergebracht. „Früher hießen wir auch das ,Haus der bösen Buben’“, erzählt Brandt.

Fast Alle nutzen die gebotene Chance

40 Jungen sind in verschiedenen Wohngruppen untergebracht, hinzu kommen noch zehn männliche Jugendliche, die als „Unbegleitete minderjährige Ausländer“ (UMA) im Schloss eine neue Bleibe gefunden haben. „Wir hatten vor einigen Jahren noch 70 solcher Fälle, doch die Zahl ist inzwischen stark zurückgegangen.“

In den Tagesgruppen (140 Kinder), der Schloss-Schule mit 260 Kindern, den Therapieeinrichtungen und der Berufsvorbereitung sowie bei der Freizeitgestaltung gibt es dagegen seit 2004 auch Mädchen. Wie alle Kinder müssen sie vom Jugendamt geschickt werden. Dann suchen die Stutenseer Experten das Gespräch mit den Eltern, was sich nicht immer einfach gestaltet, weiß Brandt.

Auch Soziale Gruppenarbeit und Heilpädagogische Förderangebote gibt es in der Einrichtung, hinzu kommen verschiedene Therapiearten, etwa Musik- und Kunsttherapie, es gibt spezielle therapeutische Reitpferde sowie Gestaltungs- und Leseförderung.

In insgesamt 120 „Fällen“ gehen die Mitarbeiter in die Familien und unterstützen diese, zudem gibt es eine Fachberatung für aktuell 32 Pflegefamilien. „Oberstes Ziel jeder Maßnahme ist die Rückführung der Kinder ins Elternhaus“, erklärt der Geschäftsführer – es sei denn, dass dies die Kinder ablehnen. Dann dürfen sie bis zur Ausbildung im Schloss bleiben, oder bis zur Anmietung einer eigenen Wohnung.

Für suizidgefährdete oder traumatisierte Kinder und Jugendliche gibt es zwei Intensivgruppen mit der Option, diese geschlossen unterzubringen. Gleiches gilt für die aktuell 14 männlichen Jugendlichen, denen aufgrund von Straftaten Untersuchungshaft und Gefängnis drohen. „Denen bieten wir eine Chance – und die meisten nutzen die auch“, berichtet Brandt.

Kreistag berät Neubau des "Heinrich-Wetzlar-Hauses"

Wer den so genannten Ausgang zur Flucht nutzt, hat diese Chance allerdings verwirkt. Das 1984 ins Leben gerufene einzigartige Modellprojekt „U-Haft-Vermeidung“ mit engmaschiger pädagogischer Betreuung ist demnächst Thema im Kreistag: Die Verantwortlichen der Einrichtung des Landkreises planen nämlich auf dem rund 30 Hektar großen Gelände einen Neubau des nach dem Gründer Heinrich Wetzlar benannten Hauses.

Erste Schätzungen gehen von rund sechs Millionen Euro für den Neubau aus. Der Kreistag berät darüber in seiner Sitzung am 23. Januar – in der Halle der Einrichtung in Stutensee.

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