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Auch Kurse für Babys

Früh übt sich: Kindergartenkinder aus Weingarten gehen regelmäßig ins Schwimmbad

Schwimmen lernen ist ein großes Thema bei Eltern. Doch bei den Schwimmkursen wird immer noch der Überhang aus Pandemie-Zeiten abgebaut.

Babyschwimmen: Unter Wasser haben Babys die Augen offen
Schon beim Babyschwimmen wird das Eintauchen geübt. Foto: Vera Wellmer

20 Prozent der Grundschüler sind Nichtschwimmer. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Naheliegender Umkehrschluss: 80 Prozent können schwimmen. Doch weit gefehlt, denn die Hälfte der Grundschüler ist nicht sicher im Wasser, wie dieselbe Studie belegt.

Atemkontrolle muss erst erlernt werden

Tauchen gehört zum sicheren Schwimmen – da sind sich die Fachleute einig. Deshalb wird schon im Babyschwimmen das Eintauchen geübt, schließlich verliert sich der Atemschutzreflex ab dem siebten Monat und die Atemkontrolle muss erst erlernt werden. Das geschieht beim Eintauchen ins Element – beispielsweise mit der Wassergussmethode nach Lilli Ahrendt, bei der Melanie Nagel aus Blankenloch gelernt hat.

Melanie Nagel leitet Kurse für die ganz Kleinen im Stutenseebad und setzt früh an. Das stärkt das Vertrauensverhältnis und begünstigt die Schwimmentwicklung, sagt sie. „Hier wird die körperliche Grundlage für die Schwimmfähigkeit gelegt.“ Es tue den Babys gut, sich im Wasser uneingeschränkt bewegen zu können. Und bei den Kursen habe sie gemerkt, wie wichtig der Austausch unter den Müttern ist.

„In der Aquapädagogik gehört das Tauchen von Anfang an immer als Kernpunkt zur Schwimmausbildung, weil es die allerwichtigste Überlebensversicherung im Wasser ist“, so Uwe Legahn, Begründer der Aquapädagogik gegenüber dieser Redaktion. „Wer ständig mit dem Kopf über Wasser schwimmen muss, wird sich meist nur mehr oder weniger verkrampft, häufig sogar unsicher bis ängstlich über Wasser halten können – die kleinen gelben Plastikenten lassen grüßen.“

Eltern setzen ihre Kinder auf Wartelisten

„Schwimmen lernen ist ein großes Thema bei den Eltern. Die setzen ihre Kinder auf sämtliche Wartelisten, schon in der Schwangerschaft“, erzählt Melanie Nagel. Sie bietet Kurse rund um die Babyzeit an. „Damit sie mit sechs Jahren schwimmen können.“ Dabei sei das Alter nur eine Zahl und jede Schwimmentwicklung individuell. Schwimmen lernt sich nicht von selbst wie Krabbeln und Laufen. Es ist eine Kulturleistung und bedarf der Hilfestellung wie beim Radfahren. Da sind Eltern oft überfordert.

Guter Unterricht ist derzeit allerdings Mangelware. Die Kurse sind voll, die Wasserfläche rar, das Personal knapp. Die Grundschule übernimmt den Auftrag in der Regel auch nicht. Und die Schwimmschulen arbeiten immer noch die fehlende Zeit auf, die die Pandemie in die Schwimmentwicklung der Kleinen gerissen hat. Auch als Erwachsener kann man noch gut schwimmen lernen. Der menschliche Körper ist darauf ausgelegt. Aber als Nichtschwimmer in der Grundschule verlieren Kinder Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Kindergartenleiter als Vorbild

Im Kindergarten Höhefeldstrolche in Weingarten gehen die Erzieher mit einer kleinen Gruppe von Vorschulkindern regelmäßig ins Schwimmbad – sofern genug Personal vorhanden ist. Kindergartenleiter André Zeh steigt selbst mit ins Wasser und gibt Vorbild, wenn die Kleinen spielerisch das Element in sicherem Rahmen erkunden und ihre eigenen Fähigkeiten ausprobieren. Beim nächsten Mal wird dann automatisch der Lernfortschritt gefestigt, ganz nach dem Leitsatz von Leistungsschwimmer Alexander Popov: „Nur über die Freude am Wasser kann längerfristig der Erfolg im Schwimmen kommen.“

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