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CWD überträgt sich nur langsam

Kommt die Zombie-Krankheit auch in die Region?

Eine Erkrankung des Nervensystems schränkt das Koordinationsvermögen ein, das Gangbild betroffener Tiere erinnert an Zombies. Bisher trat die Chronic Wasting Disease vor allem und Nordamerika auf und dort primär bei Wild. Auch aus Skandinavien sind bereits Fälle dokumeniert – und Forscher sehen nun auch den Menschen bedroht.

Für das Wild in der Region stellt die CWD aktuell kein Risiko dar. Symbolbild: dpa/Ben Birchall
16.02.2019, Großbritannien, Bristol: Ein Hirsch streckt seine Zunge auf dem Ashton Court Anwesen raus. Foto: Ben Birchall/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ - Foto: None

Eine Erkrankung des Nervensystems schränkt das Koordinationsvermögen ein, das Gangbild betroffener Tiere erinnert an Zombies. Bisher trat die Chronic Wasting Disease vor allem in Nordamerika auf und dort primär bei Wild. Auch aus Skandinavien sind bereits Fälle dokumeniert – und Forscher sehen nun auch den Menschen bedroht.

Es waren reißerische Schlagzeilen: „Experten warnen vor Zombie-Krankheit – Übertragung auf den Menschen befürchtet“, oder: „Tödliche Zombie-Krankheit ausgebrochen – auch Menschen gefährdet.“ Seit ein Wissenschaftler der Universität Minnesota davor warnte, dass Menschen in den USA in den nächsten Jahren an der Chronic Wasting Disease (CWD) erkranken , weil sie mit den Erregern infiziertes Wild zu sich nehmen, hat die sogenannte Zombie-Krankheit auch in Europa gewisse Bekanntheit erlangt.

Einige Fälle in Skandinavien

Bisher war sie auf dem heimischen Kontinent nämlich weitgehend unbekannt. Wenige Fälle gab es 2016 in Norwegen, später auch in Finnland. Doch wie ernst ist die Bedrohung tatsächlich? Wird sich CWD auch in deutschen Wäldern, den Wäldern der Region ausbreiten? Oder gehört die Meldung über die Horror-Krankheit zu jenen, mit denen einschlägige Medien Klicks generieren wollen?

Kreisjägermeister Thomas Maier , schätzt das Risiko, das sich die Zombie-Krankheit auch bei uns etabliert, momentan noch als sehr gering ein. Er steht der Jägervereinigung Karlsruhe vor, die auch beinahe den gesamten Landkreis abdeckt. Gänzlich ausschließen möchte er nichts: „Vielleicht wird CWD aber in vielen Jahren hier eingeschleppt, wenn sich die klimatischen Bedingungen dementsprechend entwickeln“, meint Maier.

Allerdings, betont er, habe der Landkreis Karlsruhe ohnehin nicht viel zu befürchten, weil es in den dazugehörigen Wäldern nur wenig Hirsche gibt. „Rund um Rastatt und Baden-Baden sind die Populationen wesentlich größer“, sagt Maier.

Kein Grund zur Panik

Doch auch dort zeigt man sich noch entspannt. Johannes von Magnis, hauptberuflich Tierarzt und stellvertretender Kreisjägermeister der Badischen Jäger Rastatt-Baden-Baden, hat sich eingelesen: „Als die Fälle in Norwegen bekannt wurden, ist auch eine Expertin des Friedrich-Loeffler-Instituts hinzugezogen worden. Ihrer Meinung nach ist es unwahrscheinlich, dass CWD von Touristen oder durch Frachtverkehr nach Deutschland eingeschleppt wird. Bei der Afrikanischen Schweinepest ist das Risiko deutlich höher.“

Außerdem, so von Magnis, würde sich CWD unter Wildtieren langsamer ausbreiten als unter Gehegetieren.

Dennoch, findet er, sollte man Michael Osterholm, den Forscher aus Minnesota, und seine Äußerungen ernstnehmen. „Es gab zwei Studien, bei denen versucht wurde, Prionen auf Affen zu übertragen. Einmal ist es gelungen, einmal nicht. Daraus leiten die Experten ab, dass eventuell auch Menschen infiziert werden könnten. Bisher ist aber kein Fall bekannt. Und weil es Jahre dauern kann, bis CWD ausbricht, werden wir abwarten müssen, ob es irgendwann derartige Meldungen aus den USA geben wird“, sagt von Magnis.

Genau wie sein Karlsruher Kollege schätzt er das Risiko, das beispielsweise das Rotwild im Schwarzwald erkrankt, derzeit als gering ein. „Das Risiko, das Menschen erkranken, ist noch viel geringer“, sagt der Veterinär. Auch deswegen, weil Wild, das vom Jäger geschossen wird und nur ansatzweise krank wirkt, von einem Tierarzt untersucht werden muss, bevor es zum Verzehr freigegeben werden darf.

Die Chronic Wasting Disease (CWD, wörtlich: Chronische Auszehrungskrankheit) ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Hirsche, Rehe, Rentiere und Elche befällt. Ursache sind fehlgebildete Eiweiße, sogenannte Prionen, die auch die als Rinderwahnsinn betitelte Tierseuche BSE auslösen. Bei beiden Krankheiten kommt es zu einer schwammartigen Veränderung des Gehirns. Die Symptome der Chronic Wasting Desease – die Tiere magern ab, bewegen sich unkoordiniert, haben erhöhten Speichelfluss – brachten ihr den Spitznamen Zombie-Krankheit ein. CWD tritt vor allem in den USA und auch in Kanada auf. BNN

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