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Einigung über Erbpacht-Vertrag

Kompromiss für Pfeiffer & May in Karlsruhe rückt näher

Nach monatelangen Verhandlungen ist es der Stadtverwaltung offenbar gelungen, den drohenden Wegzug des Traditionsunternehmens Pfeiffer & May zumindest vorerst zu verhindern. Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, dass der Haustechnik-Großhandel das ehemalige L’Oréal-Gelände im Grötzinger Gewerbegebiet Roßweid für 25 Jahre pachtet.

Im Unterweingartenfeld in Karlsruhe betreibt Pfeiffer & May derzeit eines von zwei großen Lagern in Karlsruhe. Das Unternehmen will beide zentral zusammenlegen.
Im Unterweingartenfeld in Karlsruhe betreibt Pfeiffer & May derzeit eines von zwei großen Lagern in Karlsruhe. Das Unternehmen will beide zentral zusammenlegen. Foto: jodo

Ursprünglich wollte Pfeiffer & May das Areal für rund 17 Millionen Euro kaufen, dann machte die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch . Eine Hürde gilt es allerdings noch zu überwinden: Der Gemeinderat muss dem ausgehandelten Pacht-Modell zustimmen.

Einen ersten Stimmungstest liefert dafür der Grötzinger Ortschaftsrat, wo das Thema am Mittwochabend auf der Tagesordnung steht.

Stadt hat das Wunschgelände des Unternehmens gekauft

Ende 2019 sprach viel dafür, dass Pfeiffer & May ins Umland abwandert. Seit mehreren Jahren hatte man nach einem passenden Gelände gesucht, um dort die Logistik zu bündeln. Die Stadt konnte nichts anbieten.

Beim 54.000 Quadratmeter großen Wunschgrundstück in der Grötzinger Greschbachstraße entschied schließlich Mitte November das Stadtparlament, die städtische Zugriffsoption zu nutzen. Möglichkeiten in anderen Gemeinden waren für Pfeiffer & May vorhanden.

Für eine offene Hintertür sorgte nur, dass Oberbürgermeister Frank Mentrup Verhandlungen über eine Erbpacht-Vergabe ankündigte. Die scheinen nun von Verwaltungsseite abgeschlossen.

Am vergangenen Freitag ging der Vertragsentwurf bei Ralf Tebrocke ein. „Wir haben immer gesagt, dass wir im Stadtgebiet bleiben wollen“, sagt der Geschäftsführer von Pfeiffer & May. „Das liefert eine Perspektive für unsere Mitarbeiter und für uns als Unternehmen.“

Erbpachtzins seit Mitte Februar deutlich attraktiver

Das ausgehandelte Modell sieht vor, dass der Großhandel das Areal für 25 Jahre pachtet und die darauf befindlichen Gebäude kauft. Eine wichtige Basis für die Einigung war aus Unternehmenssicht die Anpassung des Erbpachtzinses, die der Gemeinderat Mitte Februar beschlossen hatte.

In Zeiten anhaltend niedriger Kapitalmarktzinsen verlangt die Stadt seitdem nur noch zwei statt der bisher üblichen sechs Prozent.

Teil des Vertragsentwurfs ist auch die Genehmigung, bestehende Gebäude und die Logistikhalle um- beziehungsweise auszubauen. „Aufgrund der begrenzten Vertragslaufzeit wäre das natürlich kein Hightech-Bau“, sagt Tebrocke.

Den ein oder anderen Euro wolle man aber dennoch in die Hand nehmen. So werde derzeit neben dem Ausbau der Logistikfläche über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach nachgedacht.

Baubeginn noch in diesem Sommer?

Der Geschäftsführer scharrt dabei schon mit den Hufen. „Sobald das Go da ist, könnten wir loslegen“, sagt Tebrocke. Voraussichtlich braucht er aber noch ein wenig Geduld. Da das ausgehandelte Vertragswerk noch durch verschiedene Gremien muss, wird der Gemeinderat voraussichtlich erst im Mai darüber abstimmen.

Dessen Zustimmung vorausgesetzt, würden im Sommer die ersten Bagger rollen. Rund eineinhalb Jahre Bauzeit hat man bei Pfeiffer & May veranschlagt. „Ziel wäre ein Umzug Ende 2021“, so Tebrocke.

Gemeinderat hat sich bereits wohlwollend geäußert

Beide Seiten hätten in den Verhandlungen Zugeständnisse gemacht, berichtet der Geschäftsführer des Großhandels. So sei man beispielsweise bereit, das aufgrund der Bündelung der Lagerkapazitäten frei werdende, 15.000 Quadratmeter große Firmengelände in der Schenkenburgstraße in enger Abstimmung mit der Stadt zu vermieten.

Aus dem zuständigen Dezernat von Erster Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz wollte sich in den vergangenen Tagen auf mehrfache Anfrage der BNN niemand zum aktuellen Stand der Verhandlungen äußern. Man verwies vielmehr auf die anstehenden Debatten in den Gremien.

Dass sie durchaus in einem Votum für das Pacht-Modell enden könnten, ließ der Gemeinderat bereits im vergangenen November durchblicken. Bis auf die Grünen äußerten in der damaligen Diskussion um den Kauf des Geländes fast alle Sympathien für den Vorschlag von der Rathausspitze – auch wenn sich dadurch die städtische Entwicklung um einige Jahre verschiebt.

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