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Forschung und Lehre

Ministerbesuch mit Protest: Neues KIT-Gesetz in Kraft, 40 Studenten protestieren vor Hörsaal

Der letzte Zaun ist weg: Nirgendwo sonst in Deutschland gehen Forschung und Lehre so eng Hand in Hand wie am KIT 2.0 in Karlsruhe. Vor dem Hörsaal gab es jedoch auch Protest von Studierenden.

Start in ein neues Kapitel: Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger (FDP) (links), KIT-Präsident Holger Hanselka und die Ministerin für Forschung, Bildung und Kunst in Baden-Württemberg, Petra Olschowski (Grüne),  besiegeln am KIT die Verbindung von Forschung und Lehre.
Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger (links), KIT-Präsident Holger Hanselka und Baden-Württembergs Ministerin Petra Olschowski besiegeln die Verbindung von Forschung und Lehre. Foto: Jörg Donecker

2006 klang es nach einer verrückten Idee: Dass Forschung und Lehre jemals gemeinsam im selben Team spielen könnten, hielten Hochschulprofessoren, Wissenschaftler und Politiker damals noch für unmöglich. Zu unterschiedlich seien die Welten, aus denen sie kommen, und zu unüberwindbar schienen die bürokratischen Hürden, die zwischen ihnen liegen.

17 Jahre später ist es nun doch soweit: „Forschung und Lehre tragen jetzt das gleiche Trikot“, sagte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP), bei ihrem Besuch am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Dort vollendete sich in einem symbolischen Akt der letzte Baustein in einem langen Prozess, der 2009 auf den Weg gebracht worden war. Formal gilt das Zweite KIT-Weiterentwicklungsgesetz, das eine Verbindung zwischen Universitäts- und Großforschungsbereich ermöglicht, schon seit dem 1. Januar dieses Jahres.

Doch richtig und feierlich offiziell wurde es erst mit dem Festakt, zu dem die Bundesministerin und ihre Ressortkollegin für Baden-Württemberg, Petra Olschowski (Grüne), nach Karlsruhe geladen waren.

Damit kann das KIT seine Stärken voll ausspielen.
Holger Hanselka, Präsident der Exzellenzuni

Das Zweite KIT-Weiterentwicklungsgesetz öffnet die Türen zu einer neuen Art der Zusammenarbeit. Professoren können jetzt auch unproblematisch an großen Forschungseinrichtungen arbeiten. Studierende haben die Möglichkeit, Theorie und Praxis kennenzulernen.

Wissenschaftler profitieren von dem Austausch mit der Lehre. KIT-Präsident Holger Hanselka wurde nicht müde zu betonen, wie einzigartig und wichtig dieser vorerst letzte große Schritt für die Exzellenzuniversität sei.

Karlsruhe wird für Spitzenkräfte aus dem Ausland attraktiver

Das beginnt schon in vermeintlich kleinen Dingen, wie beispielsweise Stellenausschreibungen für Lehrende. Die könnten künftig mit einem besonderen und hochattraktiven Angebot ans KIT gelockt werden.

Ihr Arbeitsvertrag garantiert ihnen die Möglichkeit, Forschung zu betreiben. Und das, ohne dass sie dafür bürokratische Formalitäten einhalten oder gar komplizierte Abrechnungsprobleme lösen müssten.

Gerade für Spitzenkräfte aus dem Ausland sei dies ein wichtiges Argument, um nach Karlsruhe zu kommen. Davon profitiere am Ende auch der Wirtschaftsstandort Deutschland.

„Mit den neuen Möglichkeiten kann das KIT seine Stärken in Forschung und Lehre und beim Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft optimal ausspielen“, sagte Hanselka. Die Exzellenzuniversität mit etwa 9.800 Beschäftigten und mehr als 22.000 Studierenden ist bundesweit die erste Institution, die die Grenzen zwischen universitären und außeruniversitären Einrichtungen auflöste.

Barrierefreies Studium ist in Karlsruhe das nächste Zukunftsthema

Zuvor hatte Olschowski bei ihrem Antrittsbesuch im KIT für ein Dienstleistungszentrum dort geworben. Es soll Universitäten und Hochschulen beim Thema barrierefreie Lehrmaterialien beraten. Der Bedarf sei groß, sagte Olschowski.

Inzwischen gebe es sehr viele Anfragen von Hochschulen aus dem ganzen Südwesten, ergänzte Rainer Stiefelhagen, Professor für Assistenzsysteme für sehgeschädigte Studierende am Zentrum für digitale Barrierefreiheit und Assistive Systeme. Die Einrichtung des Zentrums steht im Koalitionsvertrag. Ein Konzept dafür wurde 2019 beim Ministerium eingereicht.

Olschowski informierte sich auch über Robotersysteme und die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz: Vorgeführt wurde ein Roboter, der beispielsweise bei Reparaturen unterstützen, vom Menschen Bewegungen erlernen und auf Zuruf bestimmte Befehle ausführen kann.

Gezeigt wurde auch eine teilautonome Handorthese, eine Art Schiene mit künstlicher Hand, die mithilfe einer in der Handfläche angebrachten Kamera Objekte erkennt und passgenau greift.

KIT-Studenten protestieren am Rand des Besuchs

Den Besuch der Ministerinnen nutzte eine Gruppe von Studierenden, um ihrer Enttäuschung über die Politik Luft zu machen. Mit Plakaten machte die Versammlung von rund 40 jungen Menschen vor dem Hörsaal, in dem der Festakt stattfand, auf die prekäre wirtschaftliche Lage vieler Studierenden aufmerksam.

Asta Studentenprotest am KIT zum Besuch der Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger.
Protest am Rand: Den Besuch der Ministerinnen nutzte eine Gruppe von Studierenden, um ihrer Enttäuschung über die Politik Luft zu machen. Foto: Sibylle Kranich

Generell hält der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (Asta) unter Vorsitz von Adrian Keller die KIT-Fusion für „sinnvoll“. Allerdings sei er „für die Lebensrealität von uns Studierenden nicht relevant“, so die Meinung des Informatikstudenten im neunten Semester.

Am Ende reicht es für ein 15-minütiges Gespräch mit beiden Ministerinnen. „Wir konnten alle unsere Themen ansprechen“, sagt An Tang, der Sprecher der Landesstudierendenvertretung Baden-Württemberg.

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