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Entscheidung bei Landespreis für Kunst

Nach Antisemitismus-Debatte: Hans-Thoma-Preis wird umbenannt

Der Hans-Thoma-Preis ist Geschichte. Weil sein Namenspatron völkische und antisemitische Ansichten vertrat, wird der Landespreis für Kunst umbenannt.

„Selbstbildnis vor Birkenwald“ titelte der Maler Hans Thoma sein 1899 geschaffenes Gemälde, das am 02.07.2013 im Städel Museum in Frankfurt am Main (Hessen) zu sehen ist.
Hans Thoma, hier auf einem 1899 geschaffenen „Selbstbildnis vor Birkenwald“ im Städel Frankfurt, war ein bedeutender Landschaftsmaler. Der nach ihm benannte Staatspreis des Landes Baden-Württemberg wird nun umbenannt. Foto: Roland Holschneider picture alliance / dpa

Der Hans-Thoma-Preis als bedeutendster Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg ist im September 2023 zum letzten Mal vergeben worden. Der Staatspreis für Bildende Kunst, der alle zwei Jahre ausgelobt wird und mit 25.000 Euro dotiert ist, wird umbenannt. Künftig soll er „Landespreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg“ heißen. Dies teilte das Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst am Donnerstag mit.

Nach Hans Thoma sind viele Straßen und Schulen benannt

Vorangegangen war dieser Entscheidung eine große Debatte über die Person Hans Thoma (1839 bis 1924). Der Künstler gilt als einer der bedeutendsten Landschaftsmaler, seine oft idyllischen Werke sind bis heute beliebt. Von 1899 bis 1920 hatte Thoma die Kunsthalle Karlsruhe geleitet. Landesweit sind zahlreiche Straßen und Schulen nach ihm benannt. In der Region gibt es beispielsweise in Karlsruhe, Ettlingen, Rastatt, Malsch und Gaggenau je eine Hans-Thoma-Schule.

Hans Thoma war ein bedeutender Künstler.
Petra Olschowski
Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Zur Debatte stand ausschließlich die Benennung des nach Thoma benannten Staatspreises, nicht das Gedenken an Thoma an sich. Kunstministerin Petra Olschowski wird in der Mitteilung ausdrücklich mit dem Satz zitiert: „Hans Thoma war ein bedeutender Künstler und eine wichtige Persönlichkeit im kulturellen Gedächtnis unseres Landes.“

Recherchen belegten ein völkisches Weltbild bei Hans Thoma

Allerdings sei durch die Recherchen der vergangenen Jahre „immer deutlicher geworden, dass er auch Ansichten vertrat, die im Widerspruch zur Ausrichtung unseres Preises stehen“, so Olschowski. Thoma habe „ein völkisch, antimodernes Weltbild“ verkörpert und bei öffentlichen Debatten „zeitweise Positionen zugunsten reaktionärer Kreise“ vertreten. Auch habe er sich antisemitisch geäußert.

Bereits 2022 hatte eine vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie zur Geschichte des Hans-Thoma-Preises dargelegt, dass sich Thoma zeitweise in völkischen Kreisen bewegt und sich auch antisemitisch geäußert hat. Auslöser für die öffentliche Debatte, die nun zur Umbenennung führte, war aber die jüngste Preisverleihung im September 2023 in Thomas Geburtsort Bernau im Schwarzwald.

Dort ging der Hans-Thoma-Preis an den Zeichner Marcel van Eeden, Rektor der Kunstakademie Karlsruhe. Für die Ausstellung in Bernau, die stets mit der Auszeichnung einhergeht, hatte van Eeden zu einer Reise von Thoma nach Amsterdam recherchiert. Hierbei aufgetauchte Belege für Thomas völkische beziehungsweise antisemitische Einstellung hatte er in der Ausstellung thematisiert, ebenso Thomas Umgang mit nachweislich antisemitisch eingestellten Zeitgenossen.

Kunstpreis soll weiterhin in Bernau verliehen werden

Der Preis soll trotz der Umbenennung weiterhin in Bernau verliehen werden, so die Mitteilung des Ministeriums. Dies verstehe man „als einen Beitrag zur Förderung des ländlichen Raums, die uns kulturpolitisch sehr wichtig ist“, wird Kunststaatssekretär Arne Braun in der Mitteilung zitiert.

Der Bernauer Bürgermeister Alexander Schönemann begrüße die Entscheidung, den Kunstpreis weiterhin dort zu verleihen, hieß es. „Dies ist ein wichtiges Zeichen, nicht nur für Bernau als Ursprungsort und Heimat des Landespreises, sondern für die gesamte südbadische Region und unseren ländlichen Raum.“

Anlässlich des 100. Todestages von Hans Thoma und des Jubiläums zum 75-jährigen Bestehen des Kunstmuseums in Bernau solle in diesem Jahr eine Neukonzeption der Dauerausstellung vorgenommen werden, hieß es.

Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe hat für Mai eine öffentliche Veranstaltung zu Thoma sowie für September eine Ausstellung zu seinem Wirken als Direktor der Kunsthalle angekündigt. 

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