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Eigene Kochevents

Flüchtlinge organisieren in Pfinztal ein eigenes Integrationsprojekt

Die Initiative „Zusammen Wachsen“ organisiert im Jugendhaus in Berghausen einen Workshop für Frauen aus der Ukraine. Auch Kinder sind dabei. Für sie ist der Kontakt untereinander besonders wichtig.

Die Namen von links im Bild nach rechts: Dagmar Elsenbusch (Initiatorin „Flüchtlingshilfe Pfinzal“) , Samia Tais, Jasmin Dazer, Oksana Piskun, Silke Haler, Florian Haller (Fahradwerkstatt), Lothar Stork (Fahrradwerkstatt)
Dagmar Elsenbusch (Initiatorin der Flüchtlingshilfe Pfinztal), Samia Tais, Jasmin Dazer, Oksana Piskun, Florian Haller (Fahrradwerkstatt), Silke Haller und Lothar Stork (Fahrradwerkstatt) freuen sich über den guten Zuspruch der Veranstaltung (von links). Foto: Lu Siegrist

Zwei Jungen spielen Tischfußball, ein Mädchen malt konzentriert an einem Bild, die Ehrenamtlichen unterhalten sich an ihrem Tisch und angenehmer Kaffeeduft liegt in der Luft. Im Jugendhaus in Berghausen findet ein besonderes Ereignis statt.

Viele Flüchtlinge aus der Ukraine, ihre Kinder und freiwillige Helfer von der Flüchtlingshilfe treffen aufeinander. Die Psychologin Tatjana Kondratenko leitet in einem separaten Raum einen Workshop mit dem Namen „Gemeinsam Ressourcen stärken“. Die Kinderpsychologin Oxana Piskun kümmert sich derweil um die Betreuung der Kinder.

Wir wollten einen Ort der Begegnung schaffen.
Jasmin Dazer
Initiative „Zusammen Wachsen“

„Wir wollten einen Ort der Begegnung schaffen“, erklärt Jasmin Dazer, die Leiterin der Initiative „Zusammen Wachsen“. Seit zwei Jahren stellt sie mit Samia Tais und Viktoria Perevozniuk verschiedene Projekte auf die Beine. „Anfangs haben wir in Kooperation mit der Flüchtlingshilfe Kochevents angeboten“, sagt sie. Die Frauen wollen einen Raum kreieren, an dem die Flüchtlinge zusammenkommen, sich begegnen und sich wohlfühlen.

„Wir in Deutschland haben oft die Anforderung an die Geflüchteten, dass sie sich doch integrieren sollen“, sagt Dazer. „Oft fehlen aber die Orte, an denen dies geschieht. Demokratiearbeit bedeutet, dass unterschiedliche Bevölkerungsgruppen aufeinandertreffen. Nur so werden Vorurteile abgeschafft.“

Flüchtlinge organisieren Projekt in Pfinztal selbst

Die Flüchtlinge wollen etwas zurückgeben und organisieren daher die Projekte und Kochevents selbst. „Sie möchten mitarbeiten, zeigen, dass sie auch ihre Talente haben und ihre Dankbarkeit ausdrücken“, sagt Dazer.

Zusammen etwas erschaffen, steht daher bei der Initiative „Zusammen Wachsen“ im Vordergrund. „Wir erleben hautnah, wie Zusammenhalt, ein Ort für das Herz und ein Zuhause für Jedermann entsteht“, so Dazer.

Die Menschen sitzen sich gegenüber, einer spricht, der andere lauscht. Die Augen sind geschlossen. Ob jung oder alt, Mann oder Frau, in diesem Workshop sitzen die unterschiedlichsten Menschen. Sie sprechen in ukrainischer Sprache miteinander. Die Psychologin Tatjana Kondratenko läuft durch den Raum und gibt vereinzelt Tipps.

Sie stellte an diesem Tag selbstständig einen Workshop für ukrainische Flüchtlinge auf die Beine. Die Psychologin möchte den Menschen vermitteln, wie man die erlebten Situationen verarbeiten und neue Herausforderungen gut bewerkstelligen kann.

Kinder bilden in Pfinztal Freundschaften über kulturelle Grenzen hinweg

Die Kinder im Raum nebenan sind ebenfalls gut aufgehoben. Die meisten waren schon öfter hier und fühlen sich sichtlich wohl. „Die Kinder fühlen sich hier verstanden“, sagt Dazer. „Sie sind nicht wie in der Schule oder im Kindergarten in der Minderheit. Die anderen haben ein ähnliches Schicksal erlebt. Das verbindet.“

Die Herkunft spiele hier keine Rolle. Wichtig sei, dass man etwas zusammen erlebt. So seien über kulturelle Grenzen hinweg viele großartige Freundschaften entstanden.

„Integration entsteht nicht von allein“, sagt Dagmar Elsenbusch. „Wir brauchen einen Ort, an dem die Menschen zusammentreffen und sich austauschen können. Das ist Nahrung für die Seele.“ Elsenbusch ist die Initiatorin der Flüchtlingshilfe Pfinztal, die unter anderem ein Welcome Café, eine Fahrradwerkstatt und eine Kleiderkammer geschaffen hat.

Organisatorin wünscht sich konstante Finanzierung

„Die Angebote der Flüchtlingshilfe werden dankend angenommen“, sagt Elsenbusch. „Vor der Kleiderkammer stehen manchmal Schlangen bis auf die Straße. Die Menschen sind so glücklich, dass sie dort umsonst Kleidungsstücke und andere Gegenstände bekommen.“ Auch das Café sei zu einem Ort des Kennenlernens geworden und werde weiterhin stark besucht.

Jasmin Dazers größter Wunsch für die Zukunft wäre eine konstante Finanzierung. „Ich muss oft lange Anträge und Berichte erstellen. Diese Arbeit könnte ich in wirklich wichtige Dinge hier stecken“, sagt sie. Ein Ort, an dem Integration stattfinden kann, sei auch für die Demokratie sehr wichtig. „Mich sprechen die Menschen sehr oft auf der Straße an, wann denn wieder ein Event stattfindet. Mich berührt und freut es, dass die Angebote so gerne angenommen werden.“

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